Avanafil

Avanafil ist ein PDE-5-Hemmer, der für die Behandlung von erektiler Dysfunktion zugelassen ist. Der Vorteil von Avanafil ist der im Vergleich zu anderen PDE-5-Hemmern sehr schnelle Wirkeintritt. Für die Wirksamkeit ist eine sexuelle Stimulation erforderlich.

Avanafil

Anwendung

Avanafil ist ein PDE-5-Hemmer, der für die Behanldung von erektiler Dysfunktion indiziert ist. Avanafil befindet sich unter den Markennamen Spedra auf dem deutschen Markt.

Anwendungsart

Avanafil ist für die orale Anwendung vorgesehen.

Wirkmechanismus

Der physiologische Prozess, welcher der Vasodilatation und somit dem erhöhten Blutfluss bzw. der Erektion zugrunde liegt, ist die Freisetzung von Stickstoffmonoxid (NO) durch vaskuläre Endothelzellen. Von dort diffundiert NO zu nahe gelegenen vaskulären glatten Muskelzellen und aktiviert die lösliche Guanylatzyklase, die Guanosintriphosphat (GTP) in zyklisches Guanosinmonophosphat (cGMP), den Haupteffektor des Systems, umwandelt. Im Penis führt die Freisetzung von NO während der sexuellen Stimulation zu einer Entspannung der glatten Gefäße des Corpus Cavernosum, was zu einer Vasokongestion und einer anhaltenden Erektion führt.

Avanafil hemmt die Phosphodiesterase-5 (PDE-5), welche für den Abbau von cGMP verantwortlich ist. Hierdurch kommt es zu erhöhten cGMP-Spiegel, wodurch einerVasodilatation und so ein erhöhter Blutfluss im Penis ermöglicht werden. Der Wirkungsmechanismus von Avanafil setzt ein, sobald NO in Verbindung mit sexueller Stimulation freigesetzt wird.

PDE-5-Hemmer

Pharmakokinetik

Resorption

  • Avanafil wird rasch resorbiert.
  • Maximale Plasmakonzentrationen werden innerhalb von 0,5 bis 0,75 Stunden nach oraler Anwendung im nüchternen Zustand erreicht.
  • Wird Avanafil gemeinsam mit einer sehr fettreichen Mahlzeit eingenommen, verringert sich die Resorptionsrate mit einer mittleren Tmax-Verzögerung von 1,25 Stunden und einer mittleren Cmax-Abnahme von 39%.
  • Es gab keine Auswirkungen auf das Ausmaß der Exposition (AUC).
  • Die klinische Bedeutung dieser geringen Änderungen in der Cmax wird als minimal angesehen.

Verteilung

  • Avanafil wird zu etwa 99% an Plasmaproteine gebunden.
  • Die Proteinbindung ist unabhängig von der Gesamtkonzentration des Wirkstoffs, dem Alter sowie der Nieren- und Leberfunktion.
  • Es wurde keine Anreicherung im Plasma nachgewiesen, wenn das Arzneimittel über einen Zeitraum von 7 Tagen in einer Dosierung von 200 mg zweimal täglich eingenommen wurde.
  • Messungen von Avanafil im Samen gesunder Probanden, die 45 bis 90 Minuten nach Anwendung des Mittels durchgeführt wurden, ergaben, dass weniger als 0,0002% der angewendeten Menge im Samen erscheinen dürften.

Biotransformation

  • Avanafil wird vorwiegend durch die Isoenzyme CYP3A4 (Hauptweg) und CYP2C9 (Nebenweg) metabolisiert.
  • Die Plasmakonzentrationen der wichtigsten zirkulierenden Metaboliten M4 und M16 betragen etwa 23% und 29% der Ausgangssubstanz.
  • Der Metabolit M4 zeigt ein Phosphodiesterase-Selektivitätsprofil, das dem von Avanafil ähnlich ist, und in vitro ein PDE5-Hemmpotenzial, das 18% des Avanafil-Wertes beträgt.
  • M4 macht etwa 4% der pharmakologischen Gesamtaktivität aus.
  • Der Metabolit M16 ist gegenüber der PDE5 inaktiv.

Elimination

  • Avanafil wird bei Menschen intensiv metabolisiert.
  • Nach oraler Anwendung wird Avanafil vorwiegend in Form von Metaboliten über den Stuhl (etwa 63% der angewendeten oralen Dosis) und in geringerem Ausmaß über den Urin (etwa 21% der angewendeten oralen Dosis) ausgeschieden.

Dosierung

Avanafil wird in einer Dosis von 100 mg bei Bedarf etwa 15 bis 30 Minuten vor der sexuellen Aktivität empfohlen. Je nach individueller Wirksamkeit und Verträglichkeit kann die Dosis auf maximal 200 mg erhöht oder auf 50 mg reduziert werden. Avanafil sollte maximal einmal täglich eingenommen werden.

Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen unter Anwendung von Avanafil sind:

  • Kopfschmerzen
  • Hitzegefühl
  • Nasenverstopfung
  • Sinussekretstauung (Verstopfung der Nebenhöhlen)
  • Rückenschmerzen

Wechselwirkungen

Bei der Anwendung von Avanafil können mit folgenden Verbindungen Wechselwirkungen auftreten:

  • Alphablocker: Erhöhtes Risiko für eine symptomatische Hypotonie.
  • CYP3A4-Inhibitoren: Die gleichzeitige Anwendung von Avanafil mit starken CYP3A4-Inhibitoren, wie Ketoconazol oder Ritonavir, ist kontraindiziert
  • Andere PDE-5-Inhibitoren oder andere Therapien gegen erektile Dysfunktion: eine Kombination sollte nicht erfolgen
  • Alkohol: Wahrscheinlichkeit des Eintretens einer symptomatischen Hypotonie wird erhöht.
  • Nitrate: Avanafil verstärkt die hypotonischen Wirkungen von Nitraten.
  • Arzneimittel, die den systemischen Blutdruck senken: Da Avanafil gefäßerweiternd wirkt, kann es den systemischen Blutdruck senken. Bei gleichzeitiger Anwendung können die additiven Effekte zu einer symptomatischen Hypotonie (z. B. Schwindelgefühl, Benommenheit, Synkope oder Präsynkope) führen.
  • Induktoren von CYP3A4 (z. B. Bosentan, Carbamazepin, Efavirenz, Phenobarbital und Rifampicin). Die gleichzeitige Anwendung wird nicht empfohlen, da dies die Wirksamkeit von Avanafil herabsetzen kann.
  • Riociguat: additive systemische blutdrucksenkende Wirkung. Die gleichzeitige Anwendung ist kontraindiziert.

Kontraindikationen

Avanafil darf unter folgenden Gegebenheiten nicht angewendet werden:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Einnahme organischer Nitrate oder Stickstoffmonoxid-Donatoren (wie z. B. Amylnitrit)
  • Anwendung von Guanylatcyclase-Stimulatoren wie Riociguat
  • Patienten, die innerhalb der letzten 6 Monate einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine lebensbedrohliche Arrhythmie erlitten haben
  • Anhaltende Hypotonie (Blutdruck <90/50 mmHg) oder Hypertonie (Blutdruck >170/100 mmHg)
  • Instabile Angina, Angina während des Geschlechtsverkehrs oder kongestives Herzversagen (Stauungsinsuffizienz) im NYHA-Stadium 2 oder höher
  • Schwere Leberfunktionsstörung (Child-Pugh-Stadium C)
  • Schwere Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min)
  • Patienten, die aufgrund einer nicht arteriitischen anterioren ischämischen Optikusneuropathie (NAION) unter dem Verlust des Sehvermögens auf einem Auge leiden, unabhängig davon, ob diese Episode in Zusammenhang mit einer vorherigen Exposition gegenüber eines PDE-5-Inhibitors steht oder nicht
  • Erbliche degenerative Netzhauterkrankungen
  • Anwendung starker CYP3A4-Inhibitoren wie Ketoconazol, Ritonavir, Atazanavir, Clarithromycin, Indinavir, Itraconazol, Nefazodon, Nelfinavir, Saquinavir und Telithromycin

Schwangerschaft

Entfällt

Stillzeit

Entfällt

Verkehrstüchtigkeit

Avanafil hat geringen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen. Da in klinischen Studien im Zusammenhang mit der Anwendung von Avanafil von
Schwindelgefühlen und Sehstörungen berichtet wurde, sollten die Patienten vor dem Fahren oder Bedienen von Maschinen wissen, wie sie auf die Einnahme reagieren.

Anwendungshinweise

Kardiovaskulärer Status

Vor Beginn einer Behandlung der erektilen Dysfunktion sollte der Arzt den kardiovaskulären Status seines Patienten prüfen, da sexuelle Aktivität mit einem gewissen Risiko für das Herz verbunden ist.

Priapismus

Hält die Erektion nach Einnahme von Avanafil vier Stunden oder länger an (Priapismus), sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Falls der Priapismus nicht umgehend behandelt wird, kann dies zur Schädigung des Penisgewebes und zu dauerhaftem Potenzverlust führen.

Sehstörungen

Bei der Einnahme von PDE-5-Inhibitoren kann es zu Sehstörungen und Fällen von nicht arteriitischer anteriorer ischämischer Optikusneuropathie (NAION) kommen. Bei Auswirkungen auf das Sehvermögen sollte die Einnahme von Avanafil abgebrochen werden und ein Arzt aufgesucht werden.

Auswirkung auf die Blutung

PDE-5-Inhibitoren selbst haben keine Wirkung auf die Aggregation von Thrombozyten, bei supratherapeutischen Dosen können sie jedoch in vitro die aggregationshemmende Wirkung des Stickstoffmonoxid-Donators Natriumnitroprussid verstärken. Bei Menschen scheinen PDE-5-Inhibitoren allein oder in Kombination mit Acetylsalicylsäure keine Auswirkung auf die Blutungszeit zu haben.

Vermindertes Hörvermögen oder plötzlicher Verlust des Hörvermögens

Patienten sollten darauf hingewiesen werden, im Falle einer plötzlichen Abnahme oder Verlust des Hörvermögens die Einnahme von PDE-5-Inhibitoren, einschließlich Avanafil, abzubrechen und umgehend einen Arzt aufzusuchen.

Alternativen

Weitere Wirkstoffe zur Behandlung der erektilen Dysfunktion sind:

Alle PDE-5-Hemmer sind indiziert zur Behandlung der erektilen Dysfunktion. Sildenafil und Tadalafil können darüber hinaus auch zur Behandlung der pulmonalen Hypertonie angewendet werden und Tadalafil zudem zur Therapie des benignen Prostatasyndroms.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
483.95 g·mol-1
Quelle:
  1. Steinhilber, Schubert, Zsilavecz, Roth "Medizinische Chemie", 2. Auflage 2010
  2. Mutschler Arzneimittelwirkungen, Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, Begründet von Ernst Mutschler, 11. Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
  3. Fachinformation Spedra
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