Benazepril
Benazepril zählt zur Gruppe der ACE-Hemmer und wird in der Therapie von Patienten mit arteriellem Bluthochdruck und Herzinsuffizienz eingesetzt.
Benazepril: Übersicht

Anwendung
Benazeprilist indiziert für die Behandlung von:
- Hypertonie
- kongestiver Herzinsuffizienz zusätzlich zu Diuretika – und bei schwerer Herzinsuffizienz insbesondere auch zu Digitalis.
Anwendungsart
Benazepril wird als Einzelmedikation oder in Fixkombination mit Hydrochlorothiazid eingesetzt.
Wirkmechanismus
Benazepril zählt zur Gruppe der ACE-Hemmer und wirkt auf das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS), das den Blutdruck und den Wasserhaushalt reguliert. Der Wirkstoff hemmt das Angiotensin Konvertin Enzym (ACE). Ohne dieses Enzym wird weniger Angiotensin II aus Angiotensin I gebildet. Weniger Angiotensin II bedeutet sinkenden Blutdruck, denn Angiotensin II bindet an Rezeptoren, die die Gefäße verengen und somit den Blutdruck erhöhen (Hypertonie). Diese Wirkung wird durch Benazepril eingeschränkt. Sekundär verringert der verminderte Angiotensin-II-Spiegel die Aldosteron-Freisetzung aus der Nebennierenrinde. In Folge wird renal weniger Wasser und Natrium rückresorbiert. Das Blutvolumen nimmt ab und der Blutdruck fällt.
Patienten mit Herzinsuffizienz haben ein sehr aktives RAAS. Die Therapie sollte einschleichend begonnen werden, um einen unerwünscht starken Blutdruckabfall zu vermeiden.
Des Weiteren hemmt Benazepril den Abbau von Bradykinin in inaktive Substanzen. Die folgende Kumulation des Mediators wird für viele Nebenwirkungen verantwortlich gemacht

Pharmakokinetik
- Das Prodrug Benazeprilhydrochlorid wird in der Leber zu seinem einzigen aktiven Metaboliten Benazeprilat hydrolisiert
- Nach oraler Gabe werden mindestens 37% der Dosis resorbiert.
- Die Bioverfügbarkeit nach oraler Anwendung von Benazeprilhydrochlorid beträgt ungefähr 28% im Vergleich zur intravenösen Gabe.
- Benazeprilat wird hauptsächlich unverändert in Galle und Urin ausgeschieden.
- Die Eliminationshalbwertszeit von Benazeprilat beträgt 10 bis 11 Stunden.
- Die Plasmaproteinbindung von Benazeprilhydrochlorid beträgt ungefähr 95%.
- Bei Patienten mit schwerer eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance<30 ml/min) kommt es zu einer verminderten Elimination und dadurch erhöhten Akkumulation von Benazeprilat.
Dosierung
Zur Behandlung der Hypertonie werden 10 bis 20 mg Benazeprilhydrochlorid 1-mal täglich oder auf 2 Dosen verteilt, empfohlen. Die maximale tägliche Dosis beträgt 40 mg Benazeprilhydrochlorid.
Zur Behandlung der kongestiven Herzinsuffizienz werden zu Beginn 2,5 mg Benazeprilhydrochlorid täglich empfohlen. Nach 2 bis 4 Wochen kann die Dosis auf 5 mg Benazeprilhydrochlorid täglich
erhöht werden. Die maximale Dosis beträgt 20 mg Benazeprilhydrochlorid täglich.
Nebenwirkungen
Zu den Nebenwirkungen von Benazepril zählen unter anderem trockener Husten (ACE-Hemmer-Husten), Infektionen der Atemwege, Nierenfunktionsstörungen, Hautausschlag, Geschmacksstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel und Müdigkeit.
Wechselwirkungen
Bei der Anwendung von ACE-Inhibitoren sind Wechselwirkungen mit folgenden Verbindungen möglich:
- Arzneimittel, die das Risiko eines Angioödems erhöhen wie bspw. Sacubitril/Valsartan, Racecadotril, mTOR-Inhibitoren (z. B. Sirolimus, Everolimus, Temsirolimus) und Vildagliptin
- Kaliumsparende Diuretika (z. B. Spironolacton, Triamteren oder Amilorid), Kalium-Ergänzungsmittel oder kaliumhaltige Salzersatzmittel, Ciclosporin oder Heparin können in Kombination mit ACE-Hemmern eine Hyperkaliämie verursachen.
- Eine vorausgegangene Behandlung mit hochdosierten Diuretika kann zu Beginn der ACE-Hemmer-Therapie zu einem Volumenmangel und dem Risiko einer Hypotonie führen
- ACE-Hemmer vermindern den durch Diuretika induzierten Kaliumverlust.
- Bei Behandlung mit Nitroglycerin und anderen Nitraten oder anderen Vasodilatatoren ist Vorsicht geboten.
- Eine duale Blockade des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) durch gleichzeitige Anwendung von ACE-Hemmern, Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten oder Aliskiren kann im Vergleich zur Anwendung einer einzelnen Substanz, die auf das RAAS wirkt, mit einem höheren Risiko für unerwünschte Ereignisse wie Hypotonie, Hyperkaliämie und Abnahme der Nierenfunktion (einschließlich eines akuten Nierenversagens) verbunden sein.
- Alpha-Blocker können bei geichzeitiger Anwendung die blutdrucksenkende Wirkung von ACE-Hemmernn verstärken und das Risiko einer orthostatischen Hypotonie erhöhen.
- ACE-Hemmern können bei gleichzeitiger Anwendung mit Lithium zu einer reversiblen Erhöhung der Lithium-Serum-Konzentration und Toxizität führen. Die gleichzeitige Verabreichung von Thiazid-Diuretika kann das Risiko einer Lithium-Toxizität erhöhen und das bereits erhöhte Risiko einer Lithium-Toxizität mit ACE-Hemmern verstärken.
- Die blutdrucksenkende Wirkung von bestimmten trizyklischen Antidepressiva und Antipsychotika kann durch ACE-Hemmer verstärkt werden.
- Allopurinol, Procainamid, Zytostatika oder Immunsuppressiva können in Kombination mit ACE-Hemmern das Risiko einer Leukopenie erhöhen.
- Nicht-steroidale entzündungshemmende Arzneimittel und ACE-Hemmer wirken additiv auf erhöhte Serum-Kaliumspiegel, während die Nierenfunktion vermindert werden kann. In seltenen Fällen ist ein akutes Nierenversagen möglich, insbesondere bei eingeschränkter Nierenfunktion ( v.a. bei älteren oder dehydrierten Patienten).
- Eine Langzeitanwendung von NSAIDs kann den blutdrucksenkenden Effekt von ACE-Hemmern vermindern.
- Sympathomimetika können die blutdrucksenkende Wirkung von ACE-Hemmern reduzieren.
- ACE-Hemmer können zu einer Verstärkung der blutzuckersenkenden Wirkung von Insulin und oralen Antidiabetika führen.
- Injizierbare Gold-Therapie (Natriumaurothiomalat): Möglichkeit von Nitritoidreaktionen (Symptome beinhalten Gesichtsrötung, Übelkeit, Erbrechen und Hypotonie).
Kontraindikation
Benazepril darf nicht angewendet werden bei:
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen anderen ACE-Hemmer
- anamnestisch bekanntes Angioödem in Verbindung mit einer früheren ACE-Hemmer-Therapie
- hereditärem/idiopathischem Angioödem
- beidseitiger Nierenarterienstenose
- Nierentransplantation
- hämodynamisch relevante Aorten- oder Mitralklappenstenose/hypertrophe Kardiomyopathie
- primärem Hyperaldosteronismus
- zweitem und drittem Schwangerschaftstrimester
- Anwendung von Aliskiren-haltigen Arzneimitteln bei Patienten mit Diabetes mellitus oder eingeschränkter Nierenfunktion (GFR <60 ml/min/1,73 m2)
Schwangerschaft
Die Anwendung von ACE-Hemmern wird im ersten Schwangerschaftstrimester nicht empfohlen; Im zweiten und dritten Schwangerschaftstrimester ist die Anwendung kontraindiziert.
Stillzeit
Einige wenige pharmakokinetische Daten zeigen, dass sehr geringe Konzentrationen von Benazepril in der Muttermilch erreicht werden. Auch wenn diese Konzentrationen als klinisch nicht relevant erscheinen, wird die Anwendung von Benazepril während des Stillens von Frühgeborenen sowie in den ersten Wochen nach der Entbindung nicht empfohlen, da ein mögliches Risiko von kardiovaskulären und renalen Effekten beim Säugling besteht und für eine Anwendung in der Stillzeit keine ausreichende klinische Erfahrung vorliegt.
Bei älteren Säuglingen kann die Anwendung von Benazepril bei stillenden Müttern erwogen werden, wenn die Behandlung für die Mutter als notwendig erachtet wird und der Säugling sorgfältig überwacht wird.
Verkehrstüchtigkeit
Wie bei anderen Antihypertensiva kann die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt sein, z. B. bei Beginn der Behandlung oder Änderung der Dosis, und auch in Verbindung mit Alkohol, jedoch basieren diese Effekte auf der individuellen Empfindlichkeit.
Anwendungshinweise
- Die Anwendung von ACE-Hemmern wird im ersten Schwangerschaftstrimester nicht empfohlen; Im zweiten und dritten Schwangerschaftstrimester ist die Anwendung kontraindiziert.
- Wie bei anderen Antihypertensiva kann die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt sein, z. B. bei Beginn der Behandlung oder Änderung der Dosis, und auch in Verbindung mit Alkohol, jedoch basieren diese Effekte auf der individuellen Empfindlichkeit.
- Bei Patienten mit einer Nierenfunktionsstörung sollte die Dosierung entsprechend der Kreatinin-Clearance angepasst werden.
- ACE-Hemmer wirken nierenprotektiv, aber können aufgrund bilateraler Nierenarterienstenose, schwerer Herzinsuffizienz, Volumen-Mangel, Hyponatriämie, Einnahme hoher Dosen an Diuretika oder Behandlung mit nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAID) eine reversible Beeinträchtigung der Nierenfunktion durch eine reduzierte Nierendurchblutung bewirken.
- ACE-Hemmer können eine Hyperkaliämie bewirken, da sie die Ausscheidung von Aldosteron verhindern.
- ACE-Hemmer sollten bei Patienten mit obstruktiven Herzerkrankungen (z. B. Mitralstenose, Aortenstenose, hypertrophische Kardiomyopathie) mit Vorsicht angewendet werden, da die Herzleistung nicht erhöht werden kann, um die systemische Vasodilatation auszugleichen, und das Risiko einer schweren Hypotonie besteht.
- Ethnizität: ACE-Hemmer sind als Antihypertensiva bei dunkelhäutigen Patienten weniger wirksam. Diese Patienten haben auch ein höheres Risiko für ein Angioödem.
- Eine Vorbehandlung mit Diuretika in hoher Dosierung kann zu einem Volumenmangel und damit bei Beginn der Therapie mit ACE-Hemmern zum Risiko einer Hypotonie führen.
Alternativen
Weitere ACE-Hemmer sind:
- Captopril
- Cilazapril
- Enalapril
- Fosinopril
- Imidapril
- Lisinopril
- Moexipril
- Perindopril
- Quinapril
- Ramipril
- Trandolapril
Wenn Nebenwirkungen wie der beschriebene Reizhusten unter ACE-Hemmern auftreten, stehen als Alternative AT1-Rezeptor-Antagonisten, die sogenannten Sartane, zur Verfügung.
Liegt eine Niereninsuffizienz des Patienten vor und es soll trotz allem ein ACE-Hemmer verwendet werden, kann unter Umständen Fosinopril eingesetzt werden, da dieser Wirkstoff bei Niereninsuffizienz kompensatorisch über die Leber ausgeschieden wird.
Wirkstoff-Informationen
- Medizinische Chemie; Dieter Steinhilber, Manfred Schubert-Zsilavecz, Hermann J. Roth
- Fachinformationen ausgewählter ACE-Hemmer
- Mutschler Arzneimittelwirkungen Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, Begründet von Ernst Mutschler, 11. Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
Abbildung
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