Moexipril
Moexipril gehört zur Wirkstoffgruppe der ACE-Inhibitoren und wird angewendet zur Behandlung von Hypertonie (Bluthochdruck).
Moexipril: Übersicht

Anwendung
Moexipril (Fempress) ist indiziert zur Behandlung der essentiellen Hypertonie bei erwachsenen Patienten (alleine als Initialtherapie oder in Kombination mit anderen Antihypertensiva).
Wirkmechanismus
Moexipril ist ein sogenannter ACE (angiotensin converting enzyme)-Inhibitor. ACE ist ein Enzym, welches die Umwandlung von Angiotensin I zu Angiotensin II katalysiert. Angiotensin II wirkt zum einen direkt und zum anderen auch indirekt vasokonstringierend durch Freisetzung von Catecholaminen aus dem Nebennierenmark, durch Erleichterung der Noradrenalin-Freisetzung und durch Erhöhung des Sympathikustonus. Diese Faktoren tragen alle zu einer Blutdrucksteigerung bei. Weiterhin bedingt Angiotensin II die Freisetzung von Aldosteron, auch bekannt als „Dursthormon“, weshalb eine ACE-Hemmung durch Fosinopril zusätzlich eine schwache diuretische Wirkung mit bedingt.
Durch die ACE-Hemmung werden die Gefäße weitgestellt und der Blutdruck kann sinken. Gleichzeitig hemmt der Wirkstoff den Abbau des Botenstoffes Bradykinin. Das hat zur Folge, dass die Blutgefäße länger entspannt bleiben.

Dosierung
Die Anfangsdosis von Moexipril beträgt üblicherweise 7,5 mg morgens. Wird mit dieser Dosis keine Blutdrucknormalisierung erreicht, kann die Dosis auf 15 mg pro Tag erhöht werden. Hierbei sollte ein zeitliches Intervall zwischen den Dosiserhöhungen 3 Wochen nicht unterschreiten.
Die Erhaltungsdosis von Moexipril beträgt zwischen 7,5 mg und 15 mg pro Tag, die Maximaldosis 30 mg.
Nebenwirkungen
Die Nebenwirkungen unter ACE-Hemmern scheinen gruppenspezifisch zu sein. Zu den unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) zählen:
- Trockener Husten
- Reizhusten
Da ACE auch gleichzeitig für den Abbau von Bradykinin verantwortlich ist, kann es hierdurch zu Nebenwirkungen kommen (z.B. Reizhusten). Bradykinin erweitert Gefäße, erhöht die Permeabilität, fördert die Leukozytenmigration und löst Schmerzen aus.
- Exantheme
- Geschmacksstörungen
- Nierenversagen
- Hyperkaliämie
- Immunologische Reaktionen wie angioneutotisches Ödem
Selten wurde eine ACE-Hemmer-Behandlung mit einem Syndrom, beginnend mit cholestatischem Ikterus, fortschreitend zu hepatischer Nekrose (manchmal mit letalem Ausgang), in Verbindung gebracht. Der Zusammenhang ist unklar. Wenn bei Patienten, die ACE-Hemmer erhalten, Gelbsucht oder ein deutlicher Anstieg von Leberenzymen auftritt, sollte die ACE-Hemmer-Therapie abgesetzt und die Patienten ärztlich überwacht werden.
Wechselwirkungen
Bei der Anwendung von ACE-Inhibitoren sind Wechselwirkungen mit folgenden Verbindungen möglich:
- Arzneimittel, die das Risiko eines Angioödems erhöhen wie bspw. Sacubitril/Valsartan, Racecadotril, mTOR-Inhibitoren (z. B. Sirolimus, Everolimus, Temsirolimus) und Vildagliptin
- Kaliumsparende Diuretika (z. B. Spironolacton, Triamteren oder Amilorid), Kalium-Ergänzungsmittel oder kaliumhaltige Salzersatzmittel, Ciclosporin oder Heparin können in Kombination mit ACE-Hemmern eine Hyperkaliämie verursachen.
- Eine vorausgegangene Behandlung mit hochdosierten Diuretika kann zu Beginn der ACE-Hemmer-Therapie zu einem Volumenmangel und dem Risiko einer Hypotonie führen
- ACE-Hemmer vermindern den durch Diuretika induzierten Kaliumverlust.
- Bei Behandlung mit Nitroglycerin und anderen Nitraten oder anderen Vasodilatatoren ist Vorsicht geboten.
- Eine duale Blockade des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) durch gleichzeitige Anwendung von ACE-Hemmern, Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten oder Aliskiren kann im Vergleich zur Anwendung einer einzelnen Substanz, die auf das RAAS wirkt, mit einem höheren Risiko für unerwünschte Ereignisse wie Hypotonie, Hyperkaliämie und Abnahme der Nierenfunktion (einschließlich eines akuten Nierenversagens) verbunden sein.
- Alpha-Blocker können bei geichzeitiger Anwendung die blutdrucksenkende Wirkung von ACE-Hemmernn verstärken und das Risiko einer orthostatischen Hypotonie erhöhen.
- ACE-Hemmern können bei gleichzeitiger Anwendung mit Lithium zu einer reversiblen Erhöhung der Lithium-Serum-Konzentration und Toxizität führen. Die gleichzeitige Verabreichung von Thiazid-Diuretika kann das Risiko einer Lithium-Toxizität erhöhen und das bereits erhöhte Risiko einer Lithium-Toxizität mit ACE-Hemmern verstärken.
- Die blutdrucksenkende Wirkung von bestimmten trizyklischen Antidepressiva und Antipsychotika kann durch ACE-Hemmer verstärkt werden.
- Allopurinol, Procainamid, Zytostatika oder Immunsuppressiva können in Kombination mit ACE-Hemmern das Risiko einer Leukopenie erhöhen.
- Nicht-steroidale entzündungshemmende Arzneimittel und ACE-Hemmer wirken additiv auf erhöhte Serum-Kaliumspiegel, während die Nierenfunktion vermindert werden kann. In seltenen Fällen ist ein akutes Nierenversagen möglich, insbesondere bei eingeschränkter Nierenfunktion ( v.a. bei älteren oder dehydrierten Patienten).
- Eine Langzeitanwendung von NSAIDs kann den blutdrucksenkenden Effekt von ACE-Hemmern vermindern.
- Sympathomimetika können die blutdrucksenkende Wirkung von ACE-Hemmern reduzieren.
- ACE-Hemmer können zu einer Verstärkung der blutzuckersenkenden Wirkung von Insulin und oralen Antidiabetika führen.
- Injizierbare Gold-Therapie (Natriumaurothiomalat): Möglichkeit von Nitritoidreaktionen (Symptome beinhalten Gesichtsrötung, Übelkeit, Erbrechen und Hypotonie).
Kontraindikationen
Moexipril darf im zweiten und dritten Schwangerschaftstrimester, bei Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem ACE-Hemmer sowie bei folgenden Erkrankungen nicht angewendet werden:
- angioneurotischem Ödem im Zusammenhang mit einer vorhergehenden Behandlung mit ACE-Hemmern
- angeborenem oder idiopathischem angioneurotischem Ödem
- Nierenarterienstenose (beidseitig oder bei Stenose einer anatomisch oder funktionellen Einzelniere)
- Zustand nach Nierentransplantation
- hämodynamisch relevanter Aorten- oder Mitralklappenstenose
- hypertropher Kardiomyopathie
Mit Aliskiren-haltigen Arzneimitteln ist Moexipril bei Patienten mit Diabetes mellitus oder eingeschränkter Nierenfunktion (GFR < 60 ml/min/1,73 m2) kontraindiziert.
Um die Gefahr von lebensbedrohlichen anaphylaktischen Reaktionen zu vermeiden, dürfen ACE-Hemmer nicht verwendet werden:
- bei Dialyse oder Hämofiltration mit High-Flux-Membranen (z. B. Acrylonitril, Natrium-2-Methylallylsulfonat, AN 69)
- während einer LDL(Low Density Lipoprotein)-Apherese mit Dextransulfat
- während einer Desensibilisierungstherapie gegen Insektengifte (z. B. Bienen- oder Wespenstiche)
Schwangerschaft
Die Anwendung von ACE-Hemmern wird im ersten Schwangerschaftstrimester nicht empfohlen; Im zweiten und dritten Schwangerschaftstrimester ist die Anwendung kontraindiziert.
Stillzeit
Da keine Erkenntnisse zur Anwendung von Moexipril in der Stillzeit vorliegen, wird das Stillen bei Einnahme des Wirkstoffes nicht empfohlen. Eine alternative antihypertensive Therapie mit einem besser geeigneten Sicherheitsprofil bei Anwendung in der Stillzeit ist vorzuziehen, insbesondere wenn Neugeborene oder Frühgeborene gestillt werden
Verkehrstüchtigkeit
Wie bei anderen Antihypertensiva kann die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt sein, z. B. bei Beginn der Behandlung oder Änderung der Dosis, und auch in Verbindung mit Alkohol, jedoch basieren diese Effekte auf der individuellen Empfindlichkeit.
Anwendungshinweise
Vor Beginn der Therapie müssen ein Salz- und/oder ein Flüssigkeitsmangel ausgeglichen bzw. eine bestehende Diuretika-Therapie reduziert oder ggf. abgesetzt werden, da es bei diesen Patienten sonst zu einem übermäßigen Blutdruckabfall kommen kann.
Alternativen
Weitere ACE-Hemmer sind:
- Benazapril
- Cilazapril
- Enalapril
- Fosinopril
- Imidapril
- Lisinopril
- Perindopril
- Quinapril
- Ramipril
- Trandolapril
Wenn Nebenwirkungen wie der beschriebene Reizhusten unter ACE-Hemmern auftreten, stehen als Alternative AT1-Rezeptor-Antagonisten, die sogenannten Sartane, zur Verfügung.
Liegt eine Niereninsuffizienz des Patienten vor und es soll trotz allem ein ACE-Hemmer verwendet werden, kann unter Umständen Fosinopril eingesetzt werden, da dieser Wirkstoff bei Niereninsuffizienz kompensatorisch über die Leber ausgeschieden wird.
Wirkstoff-Informationen
- Medizinische Chemie; Dieter Steinhilber, Manfred Schubert-Zsilavecz, Hermann J. Roth
- Fachinformationen ausgewählter ACE-Hemmer
- Mutschler Arzneimittelwirkungen Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, Begründet von Ernst Mutschler, 11. Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
Abbildung
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