
Kaltes physikalisches Plasma – was ist das eigentlich? Wer jetzt an physikalische Therapie wie Fango oder Gymnastik denkt, irrt. Kaltes physikalisches Plasma ist das aus Gasen elektrisch erzeugte Gemisch aus reaktiven Stickstoff- und Sauerstoff-Spezies, UV‐Strahlung und elektrischen Feldern. Diese neue und in spezialisierten Kliniken bereits bewährt apparative Methode kann selbst hartnäckige chronische Wunden doch noch zum Abheilen zu bringen.
Strom regt Luft-Moleküle an
Das Prinzip der Methode:
- Mittels Zufuhr elektrischer Energie (z. B. hochfrequente Wechselspannung im Kilovoltbereich) zu Gasen (z.B. Argon, Helium, Sauerstoff, Stickstoff, Luft) kommt es zur Anregung/Ionisierung der Gas-Atome bzw. ‐Moleküle.
- Durch weitere Wechselwirkungen dieser angeregten (und ionisierten) Atome bzw. Moleküle miteinander sowie mit angrenzenden Medien (vor allem atmosphärische Luft, aber auch Flüssigkeiten und Oberflächen) werden reaktive Spezies, etwa Stickstoff- oder Sauerstoff-Spezies, mit biologischem Wirkpotential gebildet.
- Zudem kommt es zur Emission von elektromagnetischer Strahlung, insbesondere UV‐Strahlung und sichtbarem Licht, sowie zum Aufbau von elektrischen Feldern.
Kaltes Plasma heißt höchstens 40°C
Die wesentlichen Wirkkomponenten von kalten Atmosphärendruckplasmen sind somit vor allem reaktive Stickstoff‐ und Sauerstoffspezies (RNS, ROS), UV‐Strahlung und elektrische Felder. Dabei tötet der körperwarme Plasma-Strahl (kaltes Plasma genannt, weil es nicht wärmer als 40°C wird ) berührungsfrei Keime auf der Wundfläche ab. Des Weiteren werden Reparaturprozesse wie Zellteilung und Mikrozirkulation angeregt.
Für infizierte Wunden und Tumoroberflächen
Eingesetzt wird das kalte Plasma hauptsächlich bei schlecht heilenden und chronischen Wunden, zur Therapie erregerbedingter Hauterkrankungen sowie zur Behandlung mikrobiell infizierter Haut‐, Schleimhaut‐, Wund‐ und Tumoroberflächen. In Verbindung mit anderen Maßnahmen wie einer regelmäßigen Wundtoilette können auch großflächige Wunden geschlossen werden.
Wie und unter welchen Bedingungen kaltes Plasma angewendet werden kann, ist in der S2k-Leitlinie zusammengefasst, die federführend von der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) unter Leitung von Professor Dr. Dr. Hans-Robert Metelmann (Greifswald) erarbeitet wurde. Ebenfalls waren an den Therapieempfehlungen weitere Fachgesellschaften – z.B. die der Dermatologen, Zahnmediziner und Chirurgen – beteiligt.