
Der Verlauf von Erkrankungen variiert bei unterschiedlichen Patienten trotz gleicher Therapie mitunter erheblich. Ein Patient profitiert von einem Medikament, welches beim anderen kaum Wirkung zeigt. Hier sollen individuell eingesetzte, speziell auf den Patienten zugeschnittene Arzneimittel Abhilfe verschaffen. Personalisierte Medizin richtet sich nicht nach der Diagnose, sondern nach dem Individuum und seinen genetischen, zellulären und molekularen Charakteristika. Diese sogenannten Biomarker werden im Vorfeld bei jedem Patienten erfasst und ausgewertet. Damit erhält der Arzt Hinweise über den erfolgversprechendsten Therapieansatz. Weniger geeignete Medikamente und Arzneimittelkombinationen können so bereits im Vorfeld ausgeschlossen werden. Das erspart therapeutische Fehlversuche, die den Heilungsverlauf unnötig hinaus zögern.
Individuelle Diagnostik
Das Genom eines Individuums spielt bei Erkrankungen und somit auch im Behandlungsmanagement eine entscheidende Rolle. Dessen Einfluss auf pharmakotherapeutische Wirkungen rückt immer mehr in den Fokus der Arzneimittelforschung. Ein optimaler Behandlungserfolg ist nur zu erwarten, wenn neben den allgemeingültigen diagnostischen Kriterien (Anamnese, körperliche Untersuchung, Bildgebung etc.) Informationen zur Wirksamkeit einzelner Medikamente oder Arzneimittelkombination, deren Verträglichkeit und der optimalen Dosierung bekannt sind. Dieses Wissen wird durch Auslesen der individuellen genetischen Ausstattung, der molekularbiologischen Analyse von DNA und mRNA sowie der Aktivitätsermittlung von Schlüssel-Proteinen erlangt. Nur so kann das individuell beste Therapiemanagement geplant werden.
CAR-T-Zellen als Beispiel für eine individualisierte Therapie
Neben den bereits beschriebenen personalisierten (bereits erhältlichen) Medikamenten, gibt es in Sonderfällen auch individualisierte Therapien. Diese Arzneimittel werden tatsächlich nur für einen Patienten hergestellt – unter Verwendung von eigenem Gen- oder Zellmaterial. Beispielhaft dafür ist die Immuntherapie mit CAR-T-Zellen, die sich gegen bestimmte Karzinomarten richtet. Dabei werden dem Patienten T-Zellen entnommen, denen auf genetischer Ebene chimäre Antigenrezeptoren zugefügt werden. Deren Information verankert sich fest im Genom der T-Zellen und wird bei der Zellteilung an die Tochterzellen weitergegeben. Bevor die Zellen reinfundiert werden, muss sich der Patient zumeist einer Lymphozyten-depletierenden Chemotherapie unterziehen. So wird die Anzahl der körpereignen Immunzellen verringert. Nach der Reimplantation finden die veränderten Immunzellen ideale Bedingungen vor, um zu expandieren. Anschließend können sie Tumorzellen ausfindig machen und vernichten. Somit werden CAR-T-Zellen zu einem individualisierten und einzigartigen Wirkstoff.