
Heuschnupfen ist eine Volkskrankheit: Bis zu 40 % aller Europäer leiden an allergischer Rhinitis. Worauf die Patienten im Einzelnen reagieren, ließ sich bisher nur mit Blutentnahme oder dem Pricktest feststellen. Beides ist unangenehm, weil mit Pieksen verbunden. Daher ist diese Diagnostik besonders bei kleinen Kindern oft ein schwieriges Unterfangen, doch hier besonders wichtig: Denn bei dieser Patientengruppe erfolgt häufig ein Etagenwechsel der Allergie von der Nase zur Lunge, das heißt vom Heuschnupfen geht’s oft weiter zum allergischen Asthma.
IgE auch im Nasensekret
Um diese Schmerzen bei der Diagnostik vor allem den kleinen Patienten zu ersparen, haben Wissenschaftler der Technischen Universität (TUM) und des Helmholtz Zentrums München untersucht, ob sich die Sensibilisierung auf bestimmte Allergene nicht auch aus dem Nasensekret feststellen lassen. Für einzelne Aeroallergenen wurde das schon in früheren Studien belegt. Jetzt ging es darum, ob sich nicht auch die ganze Bandbreite der Luft-Allergene mittels Nasenabstrich nachweisen lassen.
Bio-Chip Methode auch für die Nase
Für ihre Untersuchung bedienten sich die Münchner Wissenschaftler einer neuen Biochip-Technologie, die ursprünglich für die Analyse von winzigen Blutproben entwickelt wurde. Damit kann aus einer minimalen Blutmenge die Konzentration der Antikörper von 112 Allergenen gleichzeitig bestimmt werden.
Ob dies auch beim Nasensekret gelingt, haben die Forscher bei 47 Probanden mit einer bekannten Sensibilisierung auf Birken-, Haselnuss-, Erlen- oder Gräserpollen sowie auf Hausstaubmilben und zwei Kontrollpersonen das getestet.
Gleiche Werte wie im Bluttest
Mit der molekularen Diagnosetechnologie maßen die Forscher die Konzentration der Allergie-Antikörper vom Typ Immunglobulin-E (IgE) jeweils im Blut und im Abstrich des Nasensekrets.
Ergebnis: Blut und Nasenabstrich zeigten mit dem gleichen Test eine signifikante positive Korrelation (n=49; P<0,001). Es konnten in beiden Proben jeweils dieselben Sensibilisierungsmuster nachgewiesen werden. Und zwar für alle untersuchten luftgetragenen Allergene. Die deutlichsten Korrelationen ergaben Messungen bei Personen mit Sensibilisierung gegenüber mehreren Allergenen.
Noch mehr Potenzial
Die Münchner Wissenschaftler schließen aus ihren Ergebnissen, dass sich der schmerzfreie Nasenabstrich besonders für die Allergiediagnostik von Kleinkindern eignet. Aber sie sehen in dem Test noch mehr Potenzial: Denn im Nasensekret lassen sich auch allergenspezifische IgE-Antikörper nachweisen, die im Blut nicht messbar sind. Dies muss allerdings in weiteren Studien geprüft werden.