
Der Wunsch, sich einem Schönheitsideal anzunähern, ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst. Allerdings waren der Bedarf, aber auch die Möglichkeiten dazu noch nie so groß wie heute.
Modellkörper – nicht einfach zu erreichen
Da wird beispielsweise mit Silikonimplantaten hinzugefügt oder per Liposuktion Gewebe entfernt. Das klassische Fettabsaugen ist allerdings ein sehr traumatischer Eingriff, so Dr. Bettina Rümmelein Präsidentin der Schweizer Gesellschaft für medizinische Laseranwendungen (SGML).
Für kleinere Fettpölsterchen haben sich mittlerweile schonendere Optionen ergeben. So kann Doppelkinn, „Lovehandels“ an den Flanken oder den berüchtigten Reithosenspeck unter anderem mit hochfrequentem Ultraschall, Radiofrequenz, Dioden-Laser oder gezielten Kälteanwendungen zu Leibe gerückt werden. Nach Meinung von Rümmelein sollten diese Verfahren nicht zuletzt wegen der Patientensicherheit in der Hand des Arztes bleiben.
Rümmelein hat sich hier wissenschaftlich zwei dieser Methoden genähert: der Kryolipolyse und der Laserlipolyse. Beiden gemeinsam ist, dass unter Schonung der Dermis das Fettgewebe geschädigt wird, die Adipozyten in Apoptose kommen und die Zellreste über das Lymphsystem abtransportiert werden.
Kryolipolyse
Bei der Kryolipolyse wird das zu behandelnde Areal – etwa von der Größe einer Packung Butter – angesaugt und auf 4°bis-9°C heruntergekühlt. Nach der Kältephase wird die Stelle mit warmen Tüchern wieder „aufgetaut“. Diese Phase ist recht schmerzhaft – eine begleitende Analgesie sinnvoll.
Der gezielt gesetzte Kälteschaden führt zum Kristallisieren der Adipozyten und dann zur Apoptose. Makrophagen infiltrieren den Bereich, die Zellbestandteile werden durch das Lymphsystem abtransportiert (1).
Im Hinblick auf die Effektivität berichtete Rümmelein von einer aktuellen Studie nach der sich die mittlere Fettschichtreduktion auf 14,9 bis 43,2% für Körperbereiche und bis zu 35,2% bei Behandlung des Unterkiefers (Doppelkinn!) beläuft (2).
Die meisten berichteten unerwünschten Ereignisse wie Erytheme, Taubheitsgefühl/Parästhesie, Blutergüsse und Ödeme sind minimal und klingen in der Regel schnell ab (3).
Vorteile: Keine Anästhesie, keine Ausfallzeit, kurze Behandlungszeit von 40 bis 60 Minuten, geringe Schmerzen. Besonders geeignet für Patienten mit hartnäckigen, lokalen Fettdepots mit schneller Gewichtszunahme in kurzer Zeit.
Laserlipolyse
Auch bei der Laserlipolyse werden die Fettzellen zerstört – allerdings durch Hitze. Das Laserlicht dringt mit einer Wellenlänge von 1060 nm in die Fettschicht und erhitzt das Gewebe auf 42 bis 47°C.
Dadurch wird strukturelle Integrität der Zellmembran geschädigt, was zu einem verzögerten Absterben der Fettzellen führt. Die Zellreste werden über das Lymphsystem abtransportiert.
An Nebenwirkungen werden vor allem leichte Schmerzen während der Behandlung angegeben. Der behandelte Bereich bleibt danach für bis zu drei Wochen leicht bis mittelschwer empfindlich (ähnlich einem „Muskelkater“).
Wie bei der Kryolipolyse ist keine Narkose erforderlich, die Behandlungszeit ist mit ca. 25 Minuten kurz, keine Ausfallzeiten. Zusatzeffekt: Es kommt simultan zur Straffung des Gewebes. Die Behandlung wird ebenfalls als sicher eingestuft, die meisten berichteten Nebenwirkungen sind minimal und klingen schnell ab.
Effektivität
Wie gut mittels Laser das Fett zum Schmelzen gebracht wird, hat unter anderen eine Studie zur Effektivität ergeben: Histologisch konnte über einen Zeitraum von 24 Wochen die kontinuierliche Abnahme der Fettzellen belegt werden. Zudem war die Behandlung gut verträglich und auch makroskopisch effektiv. Hautschäden wurden nicht beobachtete, ebenso konnten keine statistisch signifikanten Veränderungen der Blutfette oder der Leberchemie festgestellt werden. (4)
Kryo- oder Laserlipolyse?
Was ist nun besser: Kryo – oder Laserlipolyse? Dies ist nicht so einfach zu beantworten, hauptsächlich weil die Datenlage eher mager sei, so Rümmelein.
Rümmelein hat allerdings eine kleine Head-to-head Studie aufgespürt. Darin wurden sechs Patienten auf jeweils an einer Flanke (=Lovehandles) mit Laser- bzw. Kryolipolyse behandelt, die Gegenseite bekam keine Behandlung. Das Ergebnis war jedoch nicht signifikant: unter der Laser-Therapie reduzierte sich die Fettschicht um 24%, bei Kryolipolyse waren es 22% (5).
Um die Frage, womit sich die Fettpölsterchen am besten beseitigen lassen, zu beantworten, hat Rümmelein aus den Studien sowie aus ihren eigenen Erfahrungen eine Tabelle der Vor- und Nachteile zusammengestellt:
Kryolipolyse | Laserlipolyse |
+ Fettreduktion ist erreichbar | + Fettreduktion ist erreichbar |
Behandlung: - Dauer: 40 bis 60 Minuten - Komplexes Handling - Gel-Pad erforderlich, großer Wäscheverbrauch | Behandlung: + Dauer: 20 Minuten - Komplexes Handling, Applikatoren können sich lösen |
- Schmerzen in der Ansaugphase und beim Wiederaufwärmen während der Behandlung | - Leichte Schmerzen während der gesamten Behandlung mit kurzen Erholungsphasen |
nach der Behandlung: - Schmerzen möglich - Taubheitsgefühl möglich | nach der Behandlung: + Keine Schmerzen berichtet + Taubheitsgefühl nicht bekannt |
- Kann von Jedermann angewendet werden → viele Mitbewerber, Preisdruck | + Kann nur von Ärzten ausgeführt werden |