
„Wer schön sein will, muss leiden.“ Diesem Motto folgen wohl die meisten Frauen, die ein Nagelstudio aufsuchen. Für schöne, lange Fingernägel nimmt Frau wohl so einige Risiken in Kauf. Und diese sind vielfältig, wie Professor Antonella Tosti (Miami, USA) anlässlich des EADV-Kongresse 2021 berichtete.
Acrylat-Gel im Nagelstudio und zu Hause
In den letzten Jahren ist vor allem die Nagelverlängerung mit Acrylat-Gel populär geworden, die überwiegend in Nagelstudio vorgenommen wird. Mittlerweile gibt es allerdings auch für den Do-it-yourself-Bereich entsprechende Kits.
Die Veränderungen werden durch die eigentliche Nagelverlängerung und vor allem durch die Prozedur bei der Entfernung des Acrylats ausgelöst. So entweichen beispielsweise Lösungsmittel, wenn das Acrylat-Gel unter UV-Licht aushärtet. Zur Entfernung des Lacks müssen die Nägel etwa 15 min in 100% Aceton eingeweicht werden, Lackreste werden mechanisch entfernt.
Schlimmstenfalls droht Onycholyse
Die Folgen:
- dünne, brüchige Nägel,
- Pterygium inversum, d.h. Verwachsungen von Nagelmatrix und proximalem Nagelfalz) die auch zum Nagelverlust führen kann.
- Allergische Reaktionen entstehen nicht nur an den Nägeln (Paronychie) und Fingerspitzen (Fisuren), da Allergene durch die Finger verteilt werde. Auch die verdampfenden Lösungsmittel können Allergien fern der Hände auslösen, beispielsweise Gesichtsekzeme oder Asthma. Tosti wies darauf hin, dass diese Reaktionen vor allem entstehen, wenn die Frauen ihre Gel-Maniküre zu Hause selbst bewerkstelligen.
- Des Weiteren können durch die aufgeweichte Nagelplatte Bakterien eindringen. Besonders Pseudomonas-Spezies werden hier gefunden.
- Auch psoriasiforme allergische Läsionen können auftreten. Diese können sich als Maximal-Variante Onycholyse und subunguale Hyperkeratose aller Fingernägel äußern.
Steroide helfen
Zur Therapie bei massiven Schäden empfiehlt Tosti die kurzzeitige Anwendung systemischer plus topischer Steroide. In der Regel lasse sich damit eine schnelle Besserung erzielen. Allerdings ist mit postinflammatorischen Hyperpigmentationen zu rechnen.
Wie Tosti erläuterte, seien die epidemiologischen Daten zu den modernen Maniküre-Methoden noch spärlich. Ausnahme: eine Fragebogen-Studie vom Ende vergangenen Jahres mit 2.118 Verwenderinnen von Gel-Maniküre zur Häufigkeit von Nebenwirkungen [1]. Dabei berichteten von den Befragten 48,3 % über Nebenwirkungen (NW) während des Auftragens von Gel-Nagellack (vor allem Brennen und Schmerzen), etwa 20 % NW während des Tragens und mehr als 75 % nach dem Entfernen des Lacks.
Trotz Nebenwirkungen wollen 80% weitermachen
Erstaunlich war, dass fast 80 % der Befragten, die über Nebenwirkungen im Zusammenhang mit Gelnagellack berichteten, weiterhin Gelnagellack verwenden wollten.
Frage nach Maniküre gehört zur Anamnese
Dermatologen sollten sich dieser Situation, die ihnen in der täglichen Praxis begegnen kann, bewusst sein, lautet sowohl das Fazit der polnischen Studienautoren als auch das von Tosti.