Nahrungsmittelallergieprävention: Früh Allergene zufüttern

Die Inzidenz von Nahrungsmittelallergien lässt sich senken, wenn den Babys schon ab dem dritten Monat Allergene wie Hühnereier oder Erdnüsse in der Beikost zugefüttert werden. Eine verstärkte Hautpflege hat keinen Einfluss auf die Entwicklung von Nahrungsmittelallergien.

Kind mit Nahrungsmittelallergie

Bei manifesten Nahrungsmittelallergien ist die Allergenkarenz die wichtigste Therapiemaßnahme. Dabei sollen nicht nur die Allergene aus dem Essen eliminiert werden, sondern auch die Haut mit Pflegemittel so gestärkt werden, dass darüber keine Allergene in den Organismus eindringen können. Bei der Prävention ist dies aber offenbar umgekehrt: Hier wirkt eine Anreicherung der Beikost mit häufigen Allergenen wie Erdnüssen oder Hühnereiweiß der Allergieentwicklung entgegen.

Hautpflege vs. frühe allergene Beikost

Ein norwegische Wissenschaftlerteam wollte herausfinden, ob die frühzeitige Einführung von Nahrungsmitteln oder die regelmäßige Anwendung von Emollienzien bei Säuglingen das Risiko einer Nahrungsmittelallergie verringert. Die Forscher schlossen in ihre Studie 2.397 Säuglinge ein, die nach der Geburt nach dem Cluster-Random-Verfahren in vier etwa gleich große Gruppen eingeteilt worden waren:

  • ohne Intervention
  • Hautinterventionsgruppe: Hautpflegemittel; Badezusätze und Gesichtscreme; ab einem Alter von 2 Wochen bis zu 9 Monate, beides mindestens viermal pro Woche
  • Nahrungsmittelinterventionsgruppe: frühe Beikost mit Erdnuss, Kuhmilch, Weizen und Ei ab einem Alter von 3 Monaten
  • kombinierte Interventionsgruppe: Haut- + Nahrungsmittelinterventionen

Der primäre Endpunkt war die Entwicklung einer Allergie gegen ein beliebiges Lebensmittel im Alter von 36 Monaten.

Am Ende dieser Beobachtungszeit wurde bei 44 Kindern eine Nahrungsmittelallergie diagnostiziert. Und zwar bei

  • 14 (2,3%) von 596 Säuglingen in der Nicht-Interventionsgruppe
  • 17 (3,0%) von 574 Babys in der Haut-Interventionsgruppe
  • 6 (0,9%) von 641 Kindern in der Nahrungsmittel-Interventionsgruppe
  • und 7 (1,2%) von 583 Babys in der kombinierten Interventionsgruppe

Dabei war mit 32 Kindern die Allergie auf Erdnüsse die häufigste Nahrungsmittelallergie, gefolgt von Hühnereiweiß bei 12 und Milchallergie bei 4 der Babys. Eine Allergie auf Weizen trat nicht auf.

Weniger Allergien bei früher Allergen-Zufütterung

Die Prävalenz von Nahrungsmittelallergien wurde in der Gruppe mit Nahrungsmittelintervention im Vergleich zur Gruppe ohne Nahrungsmittelintervention signifikant reduziert. Die Risikodifferenz betrug
-1,6% (95% Konfidenzintervall (KI) -2,7 bis -0,5); Odds Ratio OR 0,4 (KI 0,2 bis 0,8). Keine Risikoreduktion konnte jedoch im Vergleich zur Gruppe mit Hautintervention (0,4%, 95% KI -0,6 bis 1, 5%; OR 1,3, KI 0,7 bis 2,3) festgestellt werden.

Um eine Nahrungsmittelallergie bei einem Kind zu verhindern, muss eine frühe Exposition allergener Nahrungsmitteln bei 63 Kindern erfolgen. Es wurden keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse beobachtet.

Nach Ansicht der norwegischen Forscher sprechen die Ergebnisse ihrer Studie mit unselektierten Säuglingen dafür, dass eine Exposition mit häufigen allergenen Nahrungsmitteln ab dem dritten Lebensmonat eine sichere und wirksame Strategie ist, mit der die die Häufigkeit von Lebensmittelallergien in diesem kritischen Alter annähernd halbiert werden könnte.

Autor:
Stand:
21.09.2022
Quelle:

Skjerven HO et al. (2022):  Early food intervention and skin emollients to prevent food allergy in young children (PreventADALL): a factorial, multicentre, cluster-randomised trial. Lancet. 2022;399(10344):2398-2411. doi:10.1016/S0140-6736(22)00687-0.

 

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