Psoriasis-Schübe durch Luftschadstoffe

Die Psoriasis verläuft häufig schubförmig. Als Auslöser für dieses Wiederaufflammen der Plaques kommt Vieles in Betracht, z.B. Stress oder Komorbiditäten. Ein weiterer Trigger konnte jetzt identifiziert werden: die Luftverschmutzung. Steigt der Gehalt an Luftschadstoffen erhöht sich das Risiko für einen Schub innerhalb der nächsten acht Wochen.

Luftverschmutzung Fabrik

Die Luftschadstoffe sind zunehmend in den Fokus der Forschung gerückt. Das gilt auch für die Dermatologie, jedoch wurden bisher hier hauptsächlich die Einflüsse auf die Hautalterung getestet. Wie sich allerdings Stickoxide, Feinstaub & Co auf chronisch-entzündliche Hauterkrankungen auswirken, wird derzeit vermehrt untersucht.

Viele Triggerfaktoren für den Psoriasis-Schub

Schließlich ist bekannt, dass gerade Patienten mit Schuppenflechte häufig einer Verschlimmerung ihres Hautzustandes erleben – auch wenn die Erkrankung sonst gut kontrolliert ist. Ursache für diese Schübe sind vielfältig, am häufigsten wird Stress, aber auch Komorbiditäten, Gewichtszunahme oder der Jahreszeitenwechsel genannt. Ob auch die Luftverschmutzung als Triggerfaktor für diese Schübe in Frage kommt, wollten Dermatologen der Universität Verona (Italien) wissen.

Cross-over- plus Querschnitts-Design

In ihre Beobachtungsstudie, die sowohl einen Cross-over-, als auch ein Querschnittsarm hatte, nahmen sie 957 Patienten auf. Diese hatten mindestens einen Krankheitsschub, definiert als Anstieg des Psoriasis Area and Severity Index (PASI) um 5 Punkte oder mehr zwischen zwei aufeinanderfolgenden Untersuchungen innerhalb von 3 bis 4 Monaten.

In die Querschnittsanalyse wurden Patienten aufgenommen, die 6 oder mehr Monate lang eine systemische Behandlung erhalten hatten und bei denen der absolute PASI-Wert 2 oder höher war.

Über 15.000 Messwerte zu Schadstoffkonzentrationen

Über die Laufzeit der Studie von insgesamt sieben Jahren wurden mehr als 15.000 Messungen der Luftschadstoffkonzentration aus dem offiziellen, frei zugänglichen Bulletin des italienischen Instituts für Umweltschutz und Forschung (ISPRA) abgerufen. Im Einzelnen wurden in die Studie die mittleren und kumulativen Konzentrationen von Kohlenmonoxid (CO), Stickstoffdioxid (NO2), andere Stickoxide (NOx), Benzol, Grobstaub (Partikelgröße 2,5-10,0 μm im Durchmesser, PM10) und Feinstaub (Partikelgröße <2,5 μm im Durchmesser, PM2,5) einbezogen. Bei einem Schub oder bei einem Kontrollbesuch wurden dann die Werte 60 Tage vor dem Ereignis zugeordnet.

Schadstoff-Gesamtkonzentration signifikant höher bei Schub

Am Cross-over-Teil der Studie wurden die Daten von 369 Patienten ausgewertet.  Hauptergebnis: Die durchschnittlichen Konzentrationen aller erfassten Luftschadstoffe waren in den 60 Tagen vor einem Schub signifikant höher als bei Patienten, die keinen Schub erlitten. Im Einzelnen betrugen die Werte in µg/m3:

  • CO: 0,38 / 0,42 µg/m3; p < 0,001
  • NO2: 30,02 / 32,57 µg/m3; p = 0,003
  • NOx: 57,10 / 63,62 µg/m3; p = 0,03
  • Benzol: 0,61 / 0,64 µg/m3; p = 0,04
  • PM10: 31,90 / 34,39 µg/m3; p = 0,02
  • PM2,5: 22,58 / 24,06 µg/m3; p = 0,04

Für die Querschnittsanalyse konnten 4.072 Besuche von 957 Patienten ausgewertet werden. In dieser Population waren durchschnittliche Werte von PM10 > 20 µg/m3 und PM2,5 > 15 µg/m3 in den 60 Tagen vor der Evaluation mit einem höheren Risiko assoziiert, sich um 5 oder mehr PASI-Punkte zu verschlechtern. Die adjustierten Odds Ratio aOR betrugen 1,55 (95%-Konfidenzintervall 1,21 – 1,99) und 1,25 (95%-KI 1,0 – 1,57).

Risikopotential einzelner Schadstoffe noch unklar

Die italienischen Dermatologen sehen somit einen Zusammenhang zwischen hohen Schadstoffkonzentrationen in der Luft und einer Verschlechterung der Psoriasis. Auch wenn bei Patienten mit systemischer Behandlung besonders die Feinstaubkonzentration mit der Risikosteigerung assoziiert war, kann aus dieser Studie der relative Beitrag der einzelnen Schadstoffe und ihrer schädlichen Grenzwerte nicht geschlossen werden. Hier sind weitere Untersuchungen erforderlich.

Autor:
Stand:
10.05.2022
Quelle:

Bellinato F et al. (2022): Association Between Short-term Exposure to Environmental Air Pollution and Psoriasis Flare. JAMA Dermatol.  doi: 10.1001/jamadermatol.2021.6019.

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