Sonnencreme: gut für die Haut, schlecht für die Umwelt

Viele Inhaltsstoffe von Sonnencremes, die bisher als unbedenklich galten, geraten mehr und mehr in die Kritik - vor allem, weil sie Auswirkungen auf die Umwelt haben.

Wasserprobe

So werden chemische Filter mitverantwortlich für die Korallenbleiche gemacht. Nanopartikel in physikalischen Filtern und das in vielen Kosmetikprodukten vorhandene Mikroplastik können nicht abgebaut werden, was ebenfalls die marinen Ökosysteme schädigt.
Vor allem wegen der Auswirkungen auf die Umwelt geraten viele Inhaltsstoffe von Sonnencremes in die Kritik

Keine Frage: guter Sonnenschutz ist wichtig! Jahrelang haben Dermatologen dafür gekämpft, dass zum Schutz vor Hautkrebs die Haut vor UV-Strahlung geschützt wird, unter anderem durch die Verwendung von reichlich Sonnencremes. Doch diese haben auch deutliche Schattenseiten, die Dr. Su Youn Becker-Weimann (Frankfurt am Main) auf einem Poster bei der diesjährigen Fortbildungsveranstaltung für Dermatologie (FOBI)  zusammengestellt hat.

Kosmetik-Richtline hat  Verbraucher im Blick

In den Ländern der Europäischen Union (EU) unterliegen Sonnenschutzmittel als Kosmetika der Richtlinie 76/768/EWG (Kosmetik-Richtlinie). Die wichtigste Anforderung dieser Richtlinie ist es, dass Sonnenschutzmittel in ihrer Verwendung durch den Verbraucher sicher und die angegebenen Wirkungen erfüllt sind. Allerdings werden in den letzten Jahren zunehmend Inhaltsstoffe, die lange als sicher galten, kritisch diskutiert. Und das betrifft nicht nur die Folgen für die Anwender (z.B. im Hinblick auf Allergien), sondern auch die Auswirkungen, die diese Substanzen auf die Umwelt haben.

14.000 Tonnen Sonnencreme pro Jahr ins Meer

So gelten beispielsweise chemische UV-Filter wie Octinoxat, Oxybenzon und Octocrylene  als eine der Ursachen für die Korallenbleiche – wobei hier die Menge eine Rolle spielen könnte: Nach Angaben der amerikanischen Meeresbehörde National Oceanic and Atmospheric Organisation (NOAA) gelangen ca. 14.000 Tonnen Sonnencreme pro Jahr über badende Touristen in die Ozeane.

Riskant: Nanopartikel

Wer jetzt meint, mit mineralischen Filtern sei man auf der sicheren Seite, irrt. Denn auch diese haben ihre Tücken. Das betrifft vor allem die Nanopartikel: Sonnenschutzprodukte mit mineralischen Filtern hinterlassen auf der Haut einen weißen Schleier. Um diesen zu vermeiden, werden die mineralischen UV-Filter oft in Form von Nanopartikeln (mikronisierte Materialien mit Partikelgrößen von 1-100 nm) in Sonnencremes eingearbeitet.  

Aufgrund der geringen Größe im Bereich von Körperzellen stehen Nanopartikel im Verdacht, dass sie die Hautbarriere passieren können. Nanopartikel sind unlöslich und biologisch nicht abbaubar. Zudem werden sie in Sonnenschutzmittel zum Erhalt der Photostabilität mit Silikon oder Aluminiumoxid beschichtet, wobei  Silikon seinerseits als synthetisches Produkt biologisch schwer abbaubar ist und in der Umwelt akkumuliert.

Auch Mischfilter – also mineralische und chemische Filter in einem Molekül  – wie Methylene-Bisbenzotriazoly-Tetramethy L-Butylphenol (Nano) oder Tris-Biphenyl-Triazine (Nano) sollten laut Becker-Weimann  nicht empfohlen werden.

Gefahr durch Mikroplastik in Kosmetika

Ein weiteres Problem: Mikroplastik und synthetische Polymere. Diese sind Bestandteile von vielen Sonnenschutzcremes, aber auch von zahlreichen Pflegeprodukten. Sie werden energieaufwändig aus fossilen Energieträgern synthetisch hergestellt und sind  sehr schwer oder gar nicht biologisch abbaubar.  Die unkontrollierbare Ausbreitung hat drastische Auswirkung auf die marinen Ökosysteme.

Quelle:

Becker-Weimann S et al. (2022): Sonnencremes und Co. – die Schattenseiten, FOBI 2022, e-Poster 23

 

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