Ulcus cruris: Mechanisches Debridement lohnt sich

Das mechanische Debridement ist eine Standardmaßnahme bei Ulcus cruris. Jetzt lässt sich auch mittels Fluoreszenzfotografie nachweisen, dass damit die Bakterien wesentlich reduziert werden können – nicht nur in der Wunde selbst, sondern noch viel mehr in der Wundumgebung.

Offenes Bein

Das mechanische Debridement gehört zu den Standardmaßnahmen der Behandlung von chronischen Wunden wie einem Ulcus cruris. Dabei werden oberflächliche Beläge, Gewebereste und verbliebenes Verbandmaterial durch trockene oder angefeuchtete Kompressen aufgenommen und – möglicherweise unter Zuhilfenahme einer Pinzette – aus der Wunde entfernt. Allerdings konnte bisher nicht beurteilt werden, ob diese Maßnahmen tatsächlich die Bakterienmenge in und um die Wunde vermindern.

Bakterien mit Fluoreszenz auf der Spur

Mit der Fluoreszenzfotografie hat sich dies geändert, wie eine Studie der Klinik für Dermatologie an der Universität Essen belegen konnte.

Die chronischen Wunden von 25 Patienten wurden vor und nach mechanischem Débridement – ohne Einsatz von Antiseptika – konventionell und mit MolecuLight (Verfahren zur Fluoreszenzfotografie) fotografiert. Damit lassen sich die im Bakterienstoffwechsel entstehenden fluoreszierenden Porphyrine darstellen und Bakterien-kontaminierte Bereiche erkennen. Insgesamt wurden von jeder Wunde acht Fotos gemacht und hinsichtlich der Fluoreszenz-Intensität Pixel für Pixel ausgewertet.

Debridement beseitigt Keime in der Wunde…

Wichtigstes Ergebnis: Die Wundumgebung ist meist stärker mit Bakterien besiedelt als Wunden selbst.

Bei den Wunden betrug die mit Bakterien kontaminierte Fläche vor mechanischem Debridement durchschnittlich 10,4%. Die Wundumgebung war stärker kontaminiert: bei bis zu 0,5 cm Entfernung vom Wundrand 23,7%; bis 1,0 cm = 26.0%; 1,5 cm = 23,6%.

Bei zwölf der behandelten Wunden konnten die Bakterien durch das mechanische Débridement komplett (Bakterienreduktion 100%) beseitigt werden. Die durchschnittliche Abnahme in allen Wunden betrug 99,4%.

… und auch in der Wundumgebung

Die kontaminierten Bereiche der Wundumgebung bis 1,5 cm Abstand vom eigentlichen Wundrand konnten auf 8,4% und somit um 64,3% reduziert werden (bei 0,5 cm = 76,3%, 1,0 cm = 69,1%). Insgesamt zeigten die Wunden einschließlich der Wundumgebung eine Verringerung der bakteriell besiedelten Fläche um 71,3% von zuvor 18,7% auf 5,0% nach einmaligem mechanischen Debridement.

Effektiv, sicher, preiswert

Ein einmaliges mechanisches Debridement kann auch ohne die Anwendung von Antiseptika bereits einen Großteil der Bakterienbelastung reduzieren. Dieses Vorgehen ist einfach preiswert und sicher. Die neue Fluoreszenzfotografie ist eine hilfreiche Unterstützung, um direkt das Ausmaß einer Bakterienbesiedlung festzustellen. Sie kann somit schnell und einfach für die Erfolgskontrolle genutzt werden.

Autor:
Stand:
17.12.2019
Quelle:
  1. Moelleken M et al. (2019): Prospektive klinische Studie zu der Effektivität der Bakterienentfernung durch mechanisches Débridement und Live-Monitoring mit Fluoreszenzdiagnostik; Poster 8 auf der 22. Tagung der Dermatologischen Wissenschafts- und Fortbildungsakademie in Köln.
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