
Weintrauben werden schon seit langem gesundheitsfördernde Eigenschaften nachgesagt. So hat sich im 19. und 20. Jahrhundert eine Traubenkur etabliert. Auch wenn diese heutzutage aus ernährungsphysiologischer Sicht abzulehnen ist, so gibt es immer wieder Hinweise, dass die sekundären Pflanzenstoffe der Trauben gesund seien. Am bekanntesten ist hier wohl das Gläschen Rotwein, dass dem Herz-Kreislaufsystem guttue. Auch für das in Weintrauben enthaltene Polyphenol Resveratrol konnten antioxidative Eigenschaften nachgewiesen werden, die möglicherweise krebspräventiv wirken.
Krebsprävention mit sekundären Pflanzenstoffen?
Könnten Resveratrol und die vielen anderen sekundären Pflanzenstoffe der Weintrauben auch Hautkrebs vermeiden helfen? Tierexperimentelle Studien lassen vermuten, dass der Verzehr von Weintrauben die Widerstandskraft gegen UV-Strahlung erhöht. Wissenschaftler der Western New England University in Springfield (Maryland, USA) wollten nun wissen, ob dies auch beim Menschen funktionieren könnte.
Intervention mit Weintraubenpulver
Um das herauszufinden, nahmen 29 gesunde Freiwillige über zwei Wochen täglich 72g eines Pulvers aus gefriergetrockneten ganzen Weintrauben ein. Die Menge entsprach 378 g frischem Obst oder drei Portionen Weintrauben pro Tag.
Die Hautreaktion der Teilnehmer auf UV-Licht wurde vor und nach dem Verzehr von Weintrauben über einen Zeitraum von zwei Wochen gemessen, indem die Schwellendosis der UV-Strahlung bestimmt wurde, die nach 24 Stunden eine sichtbare Rötung hervorrief — die minimale Erythemdosis (MED).
UV-Schutz bei knapp einem Drittel der Probanden
Die Ergebnisse zeigen: Nachdem die Probanden zwei Wochen lang das Äquivalent von drei Portionen Weintrauben pro Tag verzehrt hatten, konnte bei einem Drittel der Teilnehmer (n=9) eine größere Widerstandsfähigkeit der Haut gegenüber UV-Strahlung nachgewiesen werden. Drei dieser neun Teilnehmer, die eine UV-Resistenz erworben hatten, zeigten sogar ein dauerhaftes Ansprechen.
Änderungen im Metabolom
Warum spricht nur ein Teil der Probanden auf die Traubenkur an? Dazu analysierten die US-Forscher Stuhl-, Blut- und Urinproben, die vor und nach der Intervention entnommen wurden. Dabei versuchten sie, die Änderungen des Darm-Mikrobioms und des Metaboloms zu erfassen. Unter Metabolom versteht man das komplexe Reaktionsnetzwerk, das alle charakteristischen Stoffwechsel-Eigenschaften einer Zelle bzw. eines Gewebes oder eines Organismus zusammenfasst. Dazu gehören auch der Einfluss des Nährstoffangebots sowie der Effekt von Wirksubstanzen auf den Stoffwechsel und die verschiedenen Zellfunktionen wie Proliferation, Differenzierung und Apoptose.
Das Ergebnis hier: Die Alpha- und Beta-Diversität des Darmmikrobioms wurde nicht verändert, aber der Traubenkonsum modulierte die Mikrobiota-Häufigkeit, die Enzymspiegel und die KEGG (Kyoto Encyclopedia of Genes and Genomes)-Signalwege. Die Autoren der Studie führen dies auf die natürlich vorkommenden Polyphenole in Weintrauben zurück.
Bedeutung für personalisierte Medizin
Auffällige Unterschiede im Mikrobiom und Metabolom wurden beim Vergleich der neun Individuen mit größerer UV-Resistenz mit den 20 Non-Respondern festgestellt. Bei diesen Probanden waren drei Harnmetaboliten – 2‘-Desoxyribonsäure, 3-Hydroxyphenylessigsäure und Scyllo-Inositol – deutlich verringert. Besonders der Metabolit 2'-Desoxyribonsäure erwies sich als starker Indikator für eine geringere Lichtschädigung und deutet auf spezielle genetische Profile hin, die für die personalisierte Medizin von Bedeutung sind, so die Forscher.
Bei den drei Probanden, die nach dem Verzehr von Trauben eine dauerhafte UV-Resistenz erwarben, zeigten sich besondere mikrobiomische und metabolomische Profile. Vermutlich ist die variable UV-Hautempfindlichkeit auf Glutathion-S-Transferase-Polymorphismen zurückzuführen.