
Bisher galt es als Dilemma: Hautärzte fordern, sich allzeit maximal vor UV-Licht zu schützen, um Hautkrebs vorzubeugen. Internisten empfehlen hingegen wegen der Vitamin-D-Bildung in der Haut – wichtig für Knochenaufbau und Immunsystem – doch gelegentlich in die Sonne zu gehen.
Entweder Hautkrebs oder Knochenbruch?
Heißt das für den Patienten, dass er zwischen Scylla und Charybdis wählen muss – bzw. sich aussuchen kann, ob er eher Knochenbrüche oder Hautkrebs riskieren will? Ob nicht beides zu vermeiden ist, untersuchten Forscher in einem von der EU finanzierten Projekt (7. Rahmenprogramm der EU-Kommission).
Tests auf Teneriffa
Dermatologen des King’s College in London und der Universität Lodz (Polen) untersuchten vier Gruppen von Freiwilligen aus Polen. Drei dieser Gruppen verbrachte eine Woche im Dezember auf Teneriffa, wo um diese Jahreszeit ein UV-Index von 9 (sehr hoch) herrscht. Die Probanden wurden jedoch unterschiedlichem Sonnenschutzverhalten unterworfen.
Eigener Sonnenschutz vs. SPF 15-Studienprotokoll
In Gruppe A und B war die Verwendung der Lichtschutzcremes vorgegeben: die Probanden trugen ihre Sonnencreme dreimal täglich in der allgemein bei Sonnencremes empfohlenen Schichtdicke von 2 mg/cm2 Haut auf.
- Gruppe A: die 20 Probanden erhielten eine Creme mit Sonnenschutzfaktor (Sun protecting factor=SPF) 15 und vergleichsweise geringer UV A-Absorption zugunsten von mehr Lichtschutz gegen UV B-Strahlung (mehr UV A-Licht auf der Haut und weniger UV B-Anteil).
- Gruppe B: 20 Personen verwendeten Creme mit SPF 15 und vergleichsweise hoher UV A-Licht-Absorption zuungunsten der UV B-Licht-Absorption (weniger UV A-Licht und mehr UV B).
- Gruppe C: Weitere 22 polnische „Studien-Urlauber“ benutzte eigene Sonnencreme mit den persönlichen Auftragungsgewohnheiten.
- Gruppe D mit 17 Teilnehmern war die Kontrolle für die Vitamin-D-Bildung. Sie blieben im Heimatort.
Vitamin-D-Synthese funktioniert auch mit Sonnencreme
In den Gruppen A und B ließen sich Erytheme effektiv mit der SPF15 verhindern. Bei den Teilnehmern in der Gruppe C, die ihren persönlichen Sonnenschutz betrieben, waren Sonnenbrände häufiger, vor allem durch Fehler beim Auftragen des Sonnenschutzes (zu wenig Creme pro cm2).
Vitamin-D-Produktion im Vergleich
Verglichen mit der Kontrollgruppe, die in Polen geblieben war, hatten die Probanden der Gruppen A und B eine deutlich höhere Vitamin-D-Bildung: die Werte von 25-Hydroxyvitamin D3 im Serum erhöhten sich um durchschnittlich 13,0 nmol/L in Gruppe A und 19,0 nmol/L in Gruppe B. In der Kontrollgruppe sanken die Vitamin D-Werte im Verlauf der Studienwoche um 2,5 nmol/L.
Bei den Teilnehmern, die eigene Cremes in gewohnter Weise auftrugen und häufiger Sonnenbrand bekamen, stieg die Vitamin-D-Produktion im Mittel um 25 nmol Hydroxyvitamin D3/L Serum an.
Mehr UV B-Anteil fürs Vitamin D
Fazit der Autoren: Sonnencremes mit SPF 15 sind in der Regel ausreichend, um einem Sonnenbrand vorzubeugen – vorausgesetzt sie werden korrekt angewendet. Vor allem muss eine ausreichende Menge des Produktes aufgetragen werden. Zu sparsam sollte man nicht sein. Vitamin D wird trotz dieses Lichtschutzes synthetisiert. Allerdings ist es dafür günstiger, den Schutzfaktor für UV A-höher zu wählen, damit mehr UV B zur Vitamin-D-Produktion zur Verfügung steht.