Weihnachtsallergien – wenn die Festtagsdeko krank macht

Nicht nur Nahrungsmittel können Allergikern das Weihnachtsfest vermiesen. Auch das liebevoll gestaltete häusliche Ambiente – von Weihnachtsstern über Geschenkpapier bis hin zum Christbaum – birgt manchmal Allergierisiken.

Weihnachtsstern

Viele Allergiker wissen: an Weihnachten müssen sie sich vorsehen. Nicht nur Äpfel und Nüsse können via Kreuzallergie zu allergischen Beschwerden bis hin zum anaphylaktischen Schock führen, auch in der Festtagsdekoration stecken Gefahren.

Latexallergie durch den Weihnachtstern

Das geht mit denen im Advent beliebten Weihnachtssternen mit ihren meist roten große Scheinblüten los. Der Weihnachtsstern gehört zur Familie der Wolfsmilchgewächse und enthält Latexallergene – wie übrigens auch der Gummibaum. Das Latexallergen aus diesen Wolfsmilchgewächsen kann aerogen über den Hausstaub übertragen werden und so allergische Reaktionen verursachen.

Allzu groß ist diese Gefahr aber nicht, da Latexallergien vor allem Menschen mit Gesundheitsberufen betreffen – übrigens dank prophylaktischer Maßnahmen auch immer seltener. Allerdings:  Bei etwa einem Drittel der Latexallergiker liegt eine Kreuzreaktivität zu Früchten („Latex-Frucht-Syndrom“) vor, etwa Avocado, Banane, Pfirsich, Papaya, Mango, Tomate, Paprika, Kiwi und Esskastanie. Also Obacht beim Weihnachtsschmaus!

Auf die Spur einer Latex-Allergie kommt man heutzutage via IgE-Diagnostik mit rekombinanten Einzelallergenen. Latexextrakte für die Hauttestung sind kommerziell nicht mehr erhältlich.

Entwarnung beim Weihnachtskaktus

Ein weitaus kleineres Problem für Allergiker ist der ebenfalls beliebte, um die Weihnachtszeit blühende Weihnachtskaktus (Schlumbergera). Hier wurden einige rhinokonjunktivitischen und respiratorischen Sofortreaktionen sowie auch eine Kontakturtikaria beschrieben, doch treten diese nur bei beruflich bedingtem intensivem Kontakt – etwa bei Gärtnern – auf.

Allergene im Christbaum

Nun zur wichtigsten Pflanze der Weihnachtszeit: dem Christbaum.  Auch hier kann es zu allergischen Reaktionen kommen: Sehr selten kann der Weihnachtsbaum eine allergische Rhinitis auslösen. Bei dieser IgE-vermittelten Allergie vom Soforttyp ist aber nicht der Baum selbst, sondern eher lagerungsbedingte Kontaminationen mit Hausstaubmilben, Tierepithelien oder Schimmelpilzen Schuld. Diese Allergene können sich auch auf dem Christbaumschmuck befinden, der schließlich das ganze Jahr über in Keller oder Dachboden auf seinen Einsatz warten musste.

Ekzeme durch Kolophonium

Auch eine „Airborne contact dermatitis“ kann durch Tanne, Fichte oder Kiefer ausgelöst werden. Bei dieser T-Zell-vermittelten Reaktion vom Spättyp werden aerogen Kontaktallergene übertragen, so dass sich an unbekleideten Hautarealen wie Gesicht und Hals zu ekzematösen Hautausschlägen entwickeln können. Als allergene Ursache werden vor allem das in Nadelbäumen vorhandene ätherische Terpentinöl und das Baumharz Kolophonium – eines der zehn häufigsten Kontaktallergene – vermutet.

Wer auf Kolophonium sensibilisiert ist – schätzungsweise sind dies immerhin etwa 3,5 % der Erwachsenen –, muss auch noch bei einer anderen vorweihnachtlichen Tätigkeit aufpassen: beim Geschenke verpacken. Denn Spuren von Kolophonium können sich auch im Klebeband befinden. Allerdings ist der Kontakt meist zu kurz, um größere Probleme zu verursachen.

Allergenrisiko Duftstoffe

Ein Risiko für Kontaktallergien gehen von einem eher neuen Trend aus: der Raumbeduftung. Gerade in der Weihnachtszeit werden gern Duftkerzen angezündet. Aber auch Raumsprays, Dekoartikel wie Potpourris, Toilettensteine, parfümierte Müllbeutel oder Katzenstreu enthalten Duftstoffe, die bei Hautkontakt zu einem Ekzem (Typ IV-Reaktion, Reaktion vom Spättyp) führen können.

Autor:
Stand:
15.12.2022
Quelle:
  1. Bettina Wedi: Weihnachten – aus allergologischer Sicht; Deutsche Medizinische Wochenschrift
  2. Wedi, B (2016): Weihnachten aus allergologischer Sicht,  Dtsch Med Wochenschr 2016; 141(25): 1828-1834, DOI: 10.1055/s-0042-117370
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