
Inselautoantikörper binden in den Langerhansschen Inseln des Pankreas an wichtige Bestandteile der insulinproduzierenden Betazellen. Insbesondere Autoantikörper gegen
- das betazellspezifisches Insulin (IAA)
- das Enzym Glutamatdecarboxylase (GADA),
- die Tyrosinphosphatase-homologen Proteine IA-2 und IA-2β
- den Zinktransporter 8 (ZnT8A)
haben eine große Bedeutung.
Screening-Strategie bei 1- bis 14-jährigen Kindern
Dass ein Screening auf Inselautoantikörper von Kindern im Alter von zwei und sechs Jahren effektiv diejenigen identifiziert, die noch vor dem 15. Lebensjahr einen Typ-1-Diabetes entwickeln werden, konnte Mohamed Ghalwash von der Ains Shams University Kairo (Ägypten) bereits 2022 zeigen. Allerdings hängen sowohl der Zeitpunkt, an dem die Autoantikörper auftreten, als auch die Zeit, die zwischen diesem Auftreten und der Diagnose eines klinischen Typ-1-Diabetes liegen, vom Alter der betroffenen Person ab. So entwickeln Kinder unter fünf Jahren in der Regel zuerst Insulin-Autoantikörper, während bei Kindern über fünf Jahren häufiger Glutamatdecarboxylase-Antikörper auftreten. Kleinere Kinder erkranken zudem schneller an einem klinischen Diabetes als Ältere.
Diabetes-Studie mit Daten von 1.890 Kindern
Ghalwash und Team vermuteten daher, dass sich die optimale Screening-Strategie für zehn- bis achtzehnjährige Jugendliche mit Risiko für Typ-1-Diabetes von der für jüngere Kinder unterscheidet. Aus diesem Grund erstellten sie mit Unterstützung der Juvenile Diabetes Research Foundation eine Kohortenstudie, welche Daten aus folgenden vier prospektiven Studien umfasst:
- „Type 1 Diabetes Prediction and Prevention Study” (Finnland)
- „BABYDIAB-Studie“ (Deutschland)
- „Diabetes Autoimmunity Study in the Young“ (USA)
- „Diabetes Evaluation in Washington Study“ (USA)
Ausgeschlossen wurden Personen, bei denen vor dem Alter von zehn Jahren ein Typ-1-Diabetes diagnostiziert wurde oder die an der Nachuntersuchung nicht teilnahmen. Insgesamt waren 1.890 Kinder mit einem erhöhten Diabetesrisiko aufgrund ihres HLA-Genotyps der Klasse II beteiligt.
Hohe Sensitivität des Screenings mit zehn Jahren
Die Ergebnisse zeigen, dass ein einzelnes Screening im Alter von zehn Jahren Kinder, die bis zu ihrem 18. Geburtstag an Diabetes erkranken werden, mit einer Sensitivität von 90% (95%-Konfidenzintervall [KI]: 86 bis 95) erkennt. Der positive Vorhersagewert erreichte in der Studie einen Wert von 66% (60-72). Ein Screening in zwei Altersstufen (10 und 14 Jahre) erhöhte die Sensitivität auf 93% (95%- KI: 89 bis 97), senkte aber gleichzeitig den positiven Vorhersagewert auf 55% (49-60). Der negative prädiktive Wert betrug 99-100% für alle einzelnen Altersgruppen und paarweisen Screening-Zeitpunkte.
Stärken und Schwächen der Diabetes-Studie
Zu den Stärken der Studie gehören neben einem großen Datensatz auch das systematische Screening auf Inselautoantikörper und die Nachbeobachtung von Autoantikörper-positiven Teilnehmern bis zu einem Alter von 18 Jahren.
Limitationen der Studie sind, dass nur englischsprachige Literatur einbezogen wurde sowie dass es sich bei den Studienteilnehmern um eine selektierte Probandengruppe handelt: 59% der Patienten hatten Verwandte ersten Grades mit Typ-1-Diabetes. Das ideale Alter für ein Screening in der Allgemeinbevölkerung könnte sich daher von dem in der Studie gefundenen unterscheiden. Zudem wurden Autoantikörper gegen den Zinktransporter nicht berücksichtigt. Des Weiteren erfolgte nur eine kurze Nachbeobachtungszeit über das Alter von 18 Jahren hinaus, weswegen bei einem längeren Follow-up die positiven Vorhersagewerte daher steigen dürften.