
Analysiert wurden die Daten von 17.059 Teilnehmern einer USA weiten Untersuchung zur Gesundheit und Ernährung der Bevölkerung. Der Blutdruck der Teilnehmer wurde im Untersuchungszeitraum zuhause und in mobilen Untersuchungszentren gemessen, der Alkoholkonsum der Teilnehmer wurde via Fragebogen ermittelt.
Als Hypertonie Grad 1 wurde ein gemessener Blutdruck von 130–139/80–89 mmHg systolisch/diastolisch nach den ACC/AHA-Leitlinien von 2017 definiert, ein Blutdruck von ≥ 140/≥90 mmHg wurde als Grad 2-Hypertonie bewertet.
Studienergebnisse
Bereits ein moderater Konsum von Alkohol, also 7 bis 13 Drinks/Woche, zeigte ein um gut 50% höheres Risiko für die Entwicklung einer Grad-1- und Grad-2-Hypertonie im Gegensatz zu den Teilnehmern, die nach eigenen Angaben gar kein Alkohol konsumierten (Odds Ratio, OR: 1,51 und 1,55). Auch bei starken Trinkern, also Teilnehmern, die mindestens 14 oder sogar mehr Drinks pro Woche zu sich nahmen, war das Risiko einen Bluthockdruck zu entwickeln signifikant hoch (OR von 1,65 für eine Grad-1-Hypertonie und 2,46 für eine Grad-2-Hypertonie).
Moderater Alkoholkonsum also doch nicht kardioprotektiv?
Klar ist, dass hoher Alkoholkonsum keinesfalls positive Auswirkungen auf den Bluthochdruck hat. Die Daten für moderaten Alkoholkonsum sind allerdings weniger eindeutig, sodass auch die bisherige Meinung, dass Alkohol in geringen Maßen kardioprotektiv sein könnte, trotz entsprechender Studien, zunehmend infrage gestellt wird.
Leitlinien empfehlen max. 100 g Alkohol/Woche
Die 2021 aktualisierten ESC-Leitlinien zur kardiovaskulären Prävention empfehlen deshalb, den Alkoholkonsum auf maximal 100 g pro Woche zu beschränken, neuerdings als Klasse 1 B-Empfehlung. 100 g entsprechen je nach Alkoholgehalt der Getränke circa 7 bis 13 Drinks pro Woche, wobei in den neuen Leitlinien keine Unterschiede mehr zwischen Frauen und Männern gemacht werden.
Gibt es eine kausale Beziehung zwischen Alkohol und Bluthochdruck?
Diese Frage kann laut den Studienautoren nicht abschließend beantwortet werden. „Eine kausale Beziehung zwischen Alkohol und systemischem Bluthochdruck kann nicht hergestellt werden“, betonen die Kardiologen aus Washington deshalb. Dafür benötige es weitere Untersuchungen, auch um die Mechanismen, wie moderater Alkoholkonsum den Blutdruck beeinflusst, besser verstehen zu können.