
Hintergrund
Tabakkonsum ist der bedeutendste Risikofaktor für einen vorzeitigen Tod durch nicht übertragbare Erkrankungen und ein Hauptrisikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen. Trotz breit angelegter Aufklärungskampagnen rauchen noch 28% der Bevölkerung im Alter ≥15 Jahren in Europa. Gleichzeitig wird der Gebrauch von elektronischen Verdampfern (E-Zigaretten) immer beliebter. Die E-Zigaretten bilden ein erhitztes nikotinhaltiges Aerosol, das neben den Trägerstoffen Propylenglykol oder Glyzerin, Nikotin und verschiedene Aromen enthält. Diese Art des Nikotinkonsums gilt als weniger schädlich als das klassische Rauchen und wird gesellschaftlich besser akzeptiert. In vielen europäischen Ländern ist das „Dampfen“ weit weniger streng reglementiert als das Rauchen[1].
Positionspapier zum Dampfen
Dampfen wird immer wieder als sichere Alternative zum traditionellen Tabakkonsum propagiert und als effektive Methode zur Einschränkung oder Aufgabe des Rauchens dargestellt. In einem Positionspapier der European Association of Preventive Cardiology (EAPC) wird die verfügbare Evidenz zu den gesundheitlichen Auswirkungen des Dampfens erörtert. Die Autoren stellen die Entwicklungen des Marktes dar, zeigen Risiken auf und geben Empfehlungen zum persönlichen und zum gesellschaftlichen Umgang mit dem Dampfen. Das Positionspapier wurde per Pressemitteilung der European Society of Cardiology (ESC) einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt[2].
Prävalenz und Marktentwicklung des Dampfens
Mit großen nationalen Unterschieden soll der Konsum von E-Zigaretten in der Erwachsenen Bevölkerung bei bis zu 5% liegen. Alarmierend ist vor allem die Entwicklung des Dampfens bei der jüngeren Bevölkerung: Der Gebrauch von E-Zigaretten soll in den USA bei jungen Menschen im Alter von 11-18 Jahren von 5% im Jahr 2013 auf bis zu fast 25% 2018 angestiegen sein. Professor Maja-Lisa Løchen der Universität von Tromsø und eine der federführenden Autorinnen des Positionspapiers erklärt den Trend zum Dampfen bei jungen Menschen so: „Das Marketing für das Dampfen von E-Zigaretten zielt auf Teenager ab.“
Gesundheitliche Risiken durch das Dampfen
In Studien konnte bisher nachgewiesen werden, dass das Dampfen von E-Zigaretten zu einem Blutdruckanstieg führt und die Herzfrequenz erhöht. Des Weiteren kommt es zu Veränderungen der Gefäßwände. Infolge des Dampfens verlieren die Gefäßwände an Elastizität und werden steifer. Das Gefäßsystem kann sich schlechter an Belastungen anpassen. Gleichzeitig schädigt das Dampfen auch die Endothelien. Alle vier Faktoren begünstigen die Entstehung einer Atherosklerose mit den bekannten kardiovaskulären Risiken. Tatsächlich weisen Studienergebnisse auf eine Verknüpfung von E-Zigaretten Konsum und kardiale Ereignisse hin. Gleichzeitig nimmt die Evidenz für Lungenschäden durch E-Zigaretten und foetale Entwicklungsschäden durch das Dampfen während der Schwangerschaft zu. Es gibt auch erste Hinweise auf kanzerogene Wirkungen von E-Zigaretten.
Rauchentwöhnung per Verdampfer?
Laut der Tabak-Industrie kann die E-Zigarette den Griff zur normalen Zigarette verhindern. Studien zeigen jedoch, dass die E-Zigarette auch als Einstieg in den traditionellen Tabakkonsum fungieren kann. Tatsächlich verdoppelt die Nutzung von E-Zigaretten nämlich das Risiko bei Jugendlichen mit dem klassischen Rauchen zu beginnen. Auch die E-Zigarette als Mittel zum Ausstieg aus dem Tabakrauchen ist umstritten. Die Studienlage ist widersprüchlich. „ Wenn man die Studien pooled, kommt dabei heraus, dass E-Zigaretten bei der Rauchentwöhnung keinesfalls effektiver als konventionelle und gut erprobte Methoden sind. Darüber hinaus endet der Rauchentwöhnungsversuch mit E-Zigaretten häufig damit, dass die Betroffenen beides nutzen und sowohl traditionelle Zigaretten rauchen als auch E-Zigaretten dampfen.“, sagt Løchen.
Fazit
Der Markt für E-Zigaretten und Vaporisatoren ist in den letzten Jahren enorm gewachsen, obwohl auch die Weltgesundheitsorganisation WHO vor den Gesundheitsrisiken dieser Art des Nikotinkonsums warnt. Da die Produkte noch nicht sehr lange auf dem Markt sind, weiß man noch wenig über ihre gesundheitlichen Langzeitfolgen. In diesem Zusammenhang ist der große Erfolg der Produkte bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen besonders alarmierend. In ihrem Positionspapier stellt die EAPC die kardiovaskulären Risiken des Dampfens heraus, gibt aber auch allgemeine Empfehlungen zum persönlichen und gesellschaftlichen Umgang mit E-Zigaretten.
Empfehlungen der EAPC
- Zum Schutz junger Menschen sollte die Werbung für E-Zigaretten genauso streng reglementiert werden wie die für klassische Tabakprodukte.
- Produktwebseiten von E-Zigaretten sollten nur nach Verifikation eines bestimmten Mindestalters zugänglich sein.
- In der Schule sollten Kinder über die negativen Effekte der E-Zigaretten unterrichtet werden.
- Öffentliche Kampagnen sollten ein Bewusstsein über die negativen Effekte des Dampfens wecken.
- Zur Rauchentwöhnung sollten E-Zigaretten nur genutzt werden, wenn alle anderen Methoden erfolglos waren und die Entwöhnung unter einem sorgfältigen Monitoring stattfindet.
- Während der Schwangerschaft ist das Dampfen von E-Zigaretten zu unterlassen.