Einfluss des Essenzeitpunktes auf die Gesundheit

Wer zu Obst und Gemüse beim Frühstück greift und dafür auf rotes bzw. verarbeitetes Fleisch verzichtet, kann langfristig sein Risiko für chronische Krankheiten verbessern. Die Wahl des Mittagessens scheint hierfür weniger wichtig zu sein, wie eine Querschnittsstudie zeigt.

Zeitpunkt Essen

Hintergrund

Es gibt mittlerweile viele Studien, die sich mit dem Thema Ernährung beschäftigen und die Wirkung von ausgewählten Lebensmitteln auf verschiedene Biomarker, wie Cholesterin, Blutzuckerwerte und Entzündungsparameter haben. So führt ein geringer Verzehr von Obst und Gemüse, Vollkornprodukten und Ballaststoffen sowie ein hoher Verzehr von rotem bzw. verarbeitetem Fleisch allgemein zu einem erhöhten kardiologischen Risiko und einem erhöhten HbA1c-Wert, während ein erhöhter Obst- und Gemüseverzehr mit niedrigen Werten des Entzündungsmarkers C-reaktives Protein (CRP) in Verbindung steht.

Jüngere Studien befassten sich mit dem zirkadianen Muster von Hormonen, Enzymen und dem Verdauungssystem im Allgemeinen und ob eine Gewichtszunahme und Stoffwechselstörungen durch die Wahl des Zeitpunktes der Mahlzeiten beeinflusst wird. Bislang gibt es aber noch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, ob die Zusammensetzung von Mahlzeiten aus einzelnen Lebensmitteln unterschiedliche Auswirkungen auf Krankheiten und Stoffwechselstörungen abhängig vom Zeitpunkt der Aufnahme haben.

Zielsetzung

Die Zielsetzung der Studie bestand darin herauszufinden, ob es eine unterschiedliche Assoziation zwischen kardiometabolischen und entzündlichen Biomarkern und Lebensmittel in Abhängigkeit des Zeitpunktes des Verzehrs von Lebensmitteln (Frühstück, Mittag- oder Abendessen) gibt.

Methodik

Die vorliegende Querschnittsstudie fand im Rahmen der EPIC (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition)-Studie statt. Teilnehmer wurden auf der Grundlage einer geschlechts- und altersgeschichteten Zufallsstichprobe ausgewählt und zur Teilnahme eingeladen. Neben soziodemografischen Daten wurden Ernährungs- und anthropometrische Daten sowie Blutproben analysiert. Die Daten zur Nahrungsaufnahme (Gemüse, Obst, Vollkorngetreide, raffiniertes Getreide sowie rotes und verarbeitetes Fleisch) wurden zu drei unterschiedlichen Zeitpunkten in 24-Stunden-Intervallen erhoben. Die erste Datenerhebung fand während des ersten Besuchs am Studienzentrum statt und die letzte innerhalb eines Jahres. Blutproben wurden zu Studienbeginn und ein weiteres Mal im Zeitraum zwischen neun Monaten und drei Jahren abgenommen.

Ergebnisse

Von den 1.447 möglichen Studienteilnehmer der EPIC-Studie nahmen 815 Erwachsene (Altersspanne 47-81 Jahre) an der weiteren Querschnittsstudie teil.

Patientencharakteristika

Männer hatten einen Anteil von 50,5% bei den Studienteilnehmern, mit einem mittleren Alter von 66,4 Jahre und einem BMI von 27,6 kg/m2. 49,5% der Teilnehmer waren entsprechend Frauen mit einem mittleren Alter von 64,6 Jahren und einem BMI von 27,4 kg/m2. Die Mehrheit der Teilnehmer war Nichtraucher (89,6%) und bewegte sich im Durchschnitt pro Woche 22,6 Stunden. Frauen konsumierten dabei mehr Gemüse und weniger rotes und verarbeitetes Fleisch zu den Mahlzeiten als Männer.

Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme und deren Auswirkungen auf Biomarker

Gemüse:

Der Verzehr von mindestens 50 Gramm Gemüse zum Frühstück kann das LDL-Cholesterin um 0,37 mmol/l (95%-Konfidenzintervall (KI): -0,61 bis -0,12) und somit das kardiometabolische Risiko senken und das HDL-Cholesterin um 0,05 mmol/l (95%-KI: 0,00-0,10) erhöhen, während der Verzehr am Mittag oder zum Abend sowie die Gesamtmenge an verzehrtem Gemüse keinen Einfluss hatte. Ein Gemüseverzehr am Abend senkte die Konzentration des Entzündungsmarker CRP um 0,24 mg/l, während es insgesamt keinen Einfluss auf den Langzeitblutzucker (HbA1C) hatte.

Obst:

Die Aufnahme von Obst hatte keinen Einfluss auf die LDL- oder HDL-Konzentrationen, konnte aber bei einem Verzehr während des Frühstücks den HbA1c-Wert um 0,06% pro 50 Gramm Obst senken (95%-KI: -0,10 bis -0,01). Der Obstverzehr am Abend war umgekehrt mit dem Entzündungsmarker CRP assoziiert (-0,21%; 95%-KI: -0,42 bis -0,01) und kann diesen somit senken. Der Effekt der Gesamtobstaufnahme auf das CRP war im Vergleich hierzu abgeschwächt (-0,05%; 95%-KI: -0,11 bis 0,01) und deutet somit darauf hin, dass der Effekt teilweise auf mahlzeitenspezifische Aufnahmen zurückzuführen ist.

Getreide:

Bemerkenswert war, dass sowohl der Verzehr von raffiniertem Getreide als auch der von Vollkorn keinen Einfluss auf die untersuchten Biomarker hatte.

Rotes Fleisch und verarbeitetes Fleisch:

Der Verzehr von rotem bzw. verarbeitetem Fleisch zum Frühstück und zum Abendessen stellte sich als keine gute Wahl in Bezug auf den HbA1c-Wert (Frühstück:0,25%; 95%-KI: 0,05-0,46; Abendessen: 0,20%; 95%-KI: -0,01 bis 0,40) heraus. Ebenfalls erhöht sich der Entzündungsmarker CRP durch den Fleischverzehr am Morgen (0,76 mg/l; 95%-KI: 0,15-1,36) und mit Bezug zur Gesamtmenge (0,36 mg/l; 95%-KI: 0,05-0,66).

Hingegen sank das LDL-Cholesterin beim Fleischverzehr zum Frühstück (-0,32 mmol/l; 95%-KI: -0,68 bis 0,04) ohne Einfluss auf das HDL-Cholesterin.

Fazit

Die Studie zeigt, dass die Aufnahme von gesundheitsfördernden Lebensmitteln wie Obst und Gemüse und von gesundheitsschädlichen Lebensmitteln wie rotes bzw. verarbeitetes Fleisch am Morgen und zum Abend hin kardiometabolische und entzündliche Biomarker sowohl positiv als auch negativ beeinflussen können. Eine gute Wahl in Bezug auf chronische Krankheiten trifft daher jeder, der Obst und Gemüse bereits zum Frühstück verzehrt und auf rotes und verarbeitetes Fleisch verzichtet. Auch beim Abendessen sollte Obst auf dem Plan stehen um den Entzündungsparameter CRP zu senken. Test oder so!

Autor:
Stand:
14.10.2021
Quelle:

Schwedhelm C. et al. (2021): Associations of food groups and cardiometabolic and inflammatory biomarkers: does the meal matter? British Journal of Nutrition; DOI: 10.1017/S000711451900151X

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