Juvenile kardiovaskuläre Risikofaktoren und ihre Auswirkungen

Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen die bereits im Kindesalter auftreten führen zu einem höheren Risiko des Auftretens von kardiovaskulären Ereignissen im späteren mittleren Erwachsenenalter, wie eine prospektive Studie nun nachweisen konnte.

Kinder am PC

Hintergrund

Ein zentral wichtiges Thema für die öffentliche Gesundheit ist die Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen. Dabei sind die Zusammenhänge zwischen kardiovaskulären Risikofaktoren im Erwachsenenalter und kardiovaskulären Ereignissen gut dokumentiert. Jedoch sind Daten zu Risikofaktoren in der Kindheit und späteren kardiovaskulären Erkrankungen im Erwachsenenalter spärlich und die Bewertung der Risikofaktoren in der Kindheit beziehen sich im Allgemeinen auf Zusammenhänge mit subklinischen Erkrankungen im Erwachsenenalter.

Das International Childhood Cardiovascular Cohort (i3C) Consortium besteht aus sieben Kohorten in Australien, Finnland und den USA, und hat sich zur Aufgabe gemacht Daten zu kardiovaskulären Risikofaktoren von der frühen Kindheit bis zur Adoleszenz zu sammeln und kardiovaskuläre Ereignisse im Erwachsenenalter auszuwerten.

Zielsetzung

Das Ziel der vorliegenden Studie war es die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Laufe des Lebens zu untersuchen und die Hypothese zu testen, ob traditionelle kardiovaskuläre Risikofaktoren in der Kindheit mit der späteren Entwicklung von kardiovaskulären Ereignissen im Erwachsenenalter in Verbindung stehen.

Methodik

Die prospektive Kohortenstudie basiert auf den Daten des International Childhood Cohort (i3C) Consortium und analysiert die Risikofaktoren aus der Kindheit (im Alter von 3 bis 19 Jahren) die mit kardiovaskulären Ereignissen im Erwachsenenalter nach einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 35 Jahren in Verbindung stehen. Für die Analyse wurde mit Hilfe von i3C-abgeleiteten alters- und geschlechtsspezifischen Z-Scores und mit einem kombinierten Risiko-Z-Score die fünf Risikofaktoren, die im Kindes- und Jugendalter am häufigsten auftraten bewertet und ein ungewichteter Risiko-Z-Score berechnet. Diese Risikofaktoren sind der Body-Mass-Index (BMI), der systolische Blutdruck, der Gesamtcholesterin- und der Triglyceridspiegel sowie das Rauchen in der Jugend. Weiterhin wurde ein algebraisch kompatibler kombinierter Risiko-Z-Score für Erwachsene (vor einem kardiovaskulären Ereignis) gemeinsam mit den Risikofaktoren aus der Kindheit analysiert. Zum Studien-Outcome zählen tödliche und nicht tödliche kardiovaskuläre Ereignisse. Die Analysen wurden nach mehrfacher Imputation mit Hilfe einer Proportional-Hazard-Regression durchgeführt.

Ergebnisse

Studienteilnehmer

In die Gesamtstichprobe wurden 38.589 Teilnehmer aufgenommen, von diesen waren 19.168 (49,7 %) männlich und 5.792 (15,0 %) hatten eine schwarze Hautfarbe. Das mittlere Alter der Probanden in der Kindheit bei Studienbeginn war 11,8 ± 3,1 Jahre und zum Zeitpunkt ihres kardiovaskulären Ereignisses waren die Probanden im Mittel 47,0 ± 8,0 Jahre alt.

Auftreten von kardiovaskulären Ereignissen im Erwachsenenalter

Es traten bei allen Probanden 319 tödliche kardiovaskuläre Ereignisse auf und insgesamt wurde von 779 tödlichen und nicht-tödlichen kardiovaskuläre Ereignissen berichtet. Die Hazard Ratios (HR) für ein tödliches kardiovaskuläres Ereignis im Erwachsenenalter in Bezug zum Risikofaktor-Z-Score reichte von 1,30 (95%-Konfidenzintervall (KI): 1,14-1,47) für den Anstieg um eine Einheit des Z-Scores für den Gesamtcholesterinspiegels über 1,34 (95%-KI: 1,19-1,50) für den systolischen Blutdruck, 1,44 (95%-KI: 1,33-1,57) für den BMI und 1,50 (95%-KI: 1,33-1,70) für die Triglyceride bis zu 1,61 (95%-KI: 1,21-2,13) für das Rauchen in der Jugend (ja vs. Nein).

Das Gefährdungsverhältnis für ein tödliches kardiovaskuläres Ereignis im Erwachsenenalter in Bezug auf den kombinierten Risiko-Z-Score betrug 2,71 (95% CI, 2,23 bis 3,29) für den Anstieg um eine Einheit, und das Gefährdungsverhältnis für ein tödliches oder nicht tödliches kardiovaskuläres Ereignis im Erwachsenenalter betrug 2,75 (95% CI, 2,48 bis 3,06).

In einer Subgruppe von 13.401 Probanden, bei diesen waren Daten zu Risikofaktoren im Erwachsenenalter verfügbar, traten 115 tödliche kardiovaskuläre Ereignisse (31,0 ± 5,6 Jahre bei der Messung im Erwachsenenalter) auf. Die bereinigte HR in Bezug auf den kombinierten Risiko-Z-Score in der Kindheit lag bei 3,54 (95%-KI: 2,57-4,87) für den Anstieg pro Einheit und die gegenseitige HR in Bezug auf die Veränderung des kombinierten Risiko-Z-Scores von der Kindheit zum Erwachsenenalter betrug 2,88 (95%-KI: 2,06-4,05). Bei der Analyse der insgesamt 524 tödlichen oder nicht tödlichen kardiovaskulären Ereignissen waren die Ergebnisse vergleichbar.

Fazit

Die Studie umfasste eine große Stichprobe und verwendete prospektive Daten zu fünf traditionellen Risikofaktoren mit Beginn der Nachbeobachtung in der Kindheit bis zum Erwachsenenalter. Als limitierende Faktoren sind zu nennen, dass für circa die Hälfte der Probanden im Erwachsenenalter keine Daten über die Nachbeobachtung der nicht-tödlichen Ereignisse vorlag und die Studie bzgl. der Ethnizität nicht aussagekräftig genug ist.

Sie zeigt insgesamt aber umfassende Zusammenhänge zwischen Risikofaktoren in der Kindheit, sowohl einzeln als auch in Kombination, mit der Entwicklung von kardiovaskulären Ereignissen im Erwachsenenalter, die bereits im Alter von 40 Jahren auftraten. Daher sollte eine Prävention bereits im Kindesalter beginnen.

Autor:
Stand:
19.06.2022
Quelle:

Jacobs D.R. et al. (2022): Childhood Cardiovascular Risk Factors and Adult Cardiovascular Events, New England Journal of Medicine, DOI: 10.1056/NEJMoa2109191

 

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