SARS-CoV-2: Telemedizin als Infektionsschutz

Eine wichtige Maßnahme zu Eindämmung von SARS-CoV-2 ist die Limitierung des Patientenverkehrs. Um Patienten, Ärzte und medizinische Fachkräfte vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 zu schützen, bietet sich die Telemedizin für eine keimfreie kardiologische Konsultation an.

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Hintergrund

SARS-CoV-2 verbreitet sich derzeit in Deutschland zwar nur noch annähernd linear aus, aber die Notwendigkeit direkte zwischenmenschliche Kontakte auf das Nötigste zu begrenzen, wird uns sicherlich noch die nächsten Monate begleiten.[1] Das gilt auch für den Kontakt zwischen Patienten auf der einen Seite und Ärzten und medizinischen Fachkräften auf der anderen Seite. Um in Krankenhäusern und Arztpraxen Patienten, Ärzte und medizinisches Fachpersonal bestmöglich vor Infektionen mit SARS-CoV-2 zu schützen, ist neben hygienischen Maßnahmen und einer systematischen Testung von Patienten und Personal die Limitierung des Patientenverkehrs unerlässlich.

Telemedizin als Option

Um den Patientenverkehr deutlich zu verringern und gleichzeitig eine gute medizinische Betreuung zu gewährleisten, bietet sich die Telemedizin als Option für eine „keimfreie“ Konsultation an. In der Kardiologie lässt sich das einerseits gut verwirklichen und ist andererseits besonders geboten, weil kardiologische Patienten zur COVID-19-Hochrisikogruppe gehören. Ein Management-Papier des Presbyterian Hospitals der Columbia University USA  und die Empfehlungen der US-amerikanischen Heart Rhythm Society (HRS) und zeigen auf, wie die Fernbetreuung kardiologischer Patienten in Pandemie-Zeiten funktionieren kann. [2]

Management-Papier des Presbyterian Hospital

Kardiologen des Presbyterian Hospitals der Columbia University in New York, einem der Epizentren in den USA, betreuen derzeit auch symptomatische Patienten, wenn möglich, per Videokontakt. Damit die telemedizinische Versorgung gut klappt, muss sie allerdings gut vorbereitet sein. Insbesondere ältere Patienten müssen bei der Installation der Systeme und im Umgang mit der Technik telefonisch geschult werden. Wenn kein Computer mit Webcam vorhanden ist, können auch Face Time oder Zoom über Smartphone zur Konsultation genutzt werden. Dabei besteht ein höheres Datenschutzrisiko, dass aber angesichts des aktuellen Infektionsrisikos für die Patienten von den Ärzten in Kauf genommen wird. [3]

Empfehlungen der Heart Rhythm Society

Die COVID-19 Task-Force der HRS rät dazu Patientenkontakte möglichst durch telemedizinische Kontakte zu ersetzen. Videokonsultationen sind dabei für die telemedizinische Versorgung besser geeignet als reine Telefonberatungen. So können per Videoübertragung beispielswiese Punktionsstellen oder OP-Wunden, zum Beispiel nach Schrittmacher- oder Defibrillatorimplantation, inspiziert werden. [4]

Fernüberwachungsoptionen  ausschöpfen

Viele Schrittmacher und ICD-System erlauben außerdem eine Fernüberwachung, die im klinischen Alltag bisher noch nicht im eigentlich realisierbaren Umfang genutzt wird. Spätestens jetzt sollten diese Optionen jedoch ausgeschöpft werden, um Routine-Follow-up Termine virtuell abzuhalten. Wenn eine Fernüberwachung nicht möglich ist, können telemedizinische Kontakte über Video-Sprechstunden die physische Anwesenheit des Patienten beim Follow-up teilweise ersetzen. Das gilt vor allem für symptomfreie Niedrigrisikopatienten.

Grenzen der Fernüberwachung

Da sich die QT-Zeit anhand mobiler EKG-Aufzeichnungen nicht gut beurteilen lasse, rät die HRS von einer reinen telemedizinischen Betreuung von Patienten, die QT-Zeit-verlängernde, antiarrhythmische Medikamente einnehmen, ab. Im Zweifel sollten diese Patienten immer vor Ort zur Untersuchung einbestellt werden. Das gilt auch für symptomatische Herzinsuffizienzpatienten, bei Hinweisen auf eine Fehlfunktion von Geräten oder eine notwendige Reprogrammierung, sowie bei ICD-Träger mit Synkopen oder Schockabgaben ohne erkenntliche Ursache. Nötige Eingriffe sollten wenn möglich immer gleich am Tag des Patientenkontakts durchgeführt werden, um die Gesamtzahl der Kontakte und damit das Infektionsrisiko zu verringern.

Gute Arzt-Patienten-Kommunikation

Eine gute und regelmäßige Arzt-Patienten-Kommunikation ist die Voraussetzung dafür, dass die Patienten Vertrauen zu der telemedizinischen Versorgung haben und diese gerne und effektiv nutzen. Um eine gute medizinische Betreuung des Patienten trotz der Verringerung der direkten Kontakte zu gewährleisten, müssen die Patienten in der Selbstüberwachung von Symptomen geschult und unterstützt werden. Besonders wichtig ist es, die Patienten eindeutig darüber aufzuklären, in welchen Fällen sie telefonischen Kontakt zu ihrer betreuenden Einrichtung aufnehmen und wann sie eine Notaufnahme aufsuchen sollen.

Autor:
Stand:
20.04.2020
Quelle:
  1. Deutschlandfunk (2020): Aktuelle Zahlen zum Coronavirus in Deutschland. 20.04.2020 https://www.deutschlandfunk.de/covid-19-aktuelle-zahlen-zum-coronavirus-in-deutschland.1939.de.html?drn:news_id=1122354
     
  2. Grätzel (2020): Versorgung trotz COVID-19 – Telemedizin ausbauen wo immer es geht. Kardiologie.org. News 14.04.2020.
     
  3. Chung et al. (2020): The Restructuring of Structural Heart Disease Practice During The Covid-19 Pandemic. J Am Coll Cardiol April 2020. DOI: 10.1016/j.jacc.2020.04.009
     
  4. Lakkireddy et al. (2020) Guidance for Cardiac Electrophysiology During the Coronavirus (COVID-19) Pandemic from the Heart Rhythm Society COVID-19 Task Force; Electrophysiology Section of the American College of Cardiology; and the Electrocardiography and Arrhythmias Committee of the Council on Clinical Cardiology, American Heart Association. Circulation April 2020. DOI: 10.1161/CIRCULATIONAHA.120.047063
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