
Die Stratifizierung der Patienten mit chronischer myelomonozytärer Leukämie (CMML) für die allogene hämatopoietische Stammzelltransplantation (engl. hematopoetic stem cell transplantation, HSCT) wäre wünschenswert. Es ist aber bislang nicht gut etabliert, welche Patienten mit CMML am deutlichsten von der HSCT profitieren können. Ob das Mutationsprofil hierzu Hinweise geben kann, untersuchten Nico Gagelmann von der Interdisziplinären Klinik und Poliklinik für Stammzelltransplantation des Universitätskrankenhauses Hamburg Eppendorf und Kollegen [1].
Große Kohorte von CMML-Patienten untersucht
Basis der aktuell von Nico Gagelmann vorgestellten Analysen waren Daten von 240 Patienten mit CMML, die in sieben Zentren in Deutschland sowie Zentren in Singapur, Paris und Nijmegen eine allogene HSCT erhalten hatten, und für die klinische und molekulargenetische Informationen vorlagen. Die Nachbeobachtungsdauer betrug median 5,5 Jahre. Vor HSCT war mittels Next-Generation-Sequencing (NGS) für alle Patienten eine Analyse von 19 bereits bekannten CMML-assoziierten Genen durchgeführt worden. Primärer Endpunkt war das Gesamtüberleben (engl. overall survival, OS), sekundärer Endpunkt die nicht durch ein Rezidiv bedingte Mortalität (engl. non-relapse mortality, NRM).
ASXL1 und NRAS verschlechtern Prognose
91% der Patienten hatten mindestens eine CMML-relevante Mutation. Der Median der Mutationszahl pro Patient lag bei 3 (0 – 8 Mutationen). Die häufigsten Mutationen waren SRSF2, TET2 und ASXL1 (je 34% der Patienten) gefolgt von RUNX1 bei 20% und NRAS bei 19% der Patienten. Der Nachweis der ASXL1-Mutation war mit einem 1,45-fach, die NRAS-Mutation mit einem 1,67-fach verschlechterten OS assoziiert. Dabei erhöhte sich das Risiko additiv: Bei Vorliegen beider Mutationen war das OS am schlechtesten.
Prognosescore mit drei Parametern
In der multivariaten Analyse waren das Vorhandensein eines mutierten ASXL1- und/oder NRAS-Genotyps, ein Blastenanteil im Knochenmark von >2% und die Komorbidität Faktoren, die unabhängig voneinander mit einem schlechteren Überleben nach HSCT assoziiert waren. Die Hazard Ratios [HR] für ein schlechteres Überleben betrugen bei Vorliegen einer oder beider Mutationen 1,63, bei einem Blastenanteil von >2% 1,70 und bei ansteigendem HSCT-Komorbiditätsindex pro zusätzlichem Punktwert 1,16. Der daraus abgeleitete prognostische CMML-Transplantations-Score vergibt für ASXL1- und/oder NRAS-Mutation 4 Punkte, für Knochenmarkblasten >2% ebenfalls 4 Punkte und für jeden Punktanstieg des HSCT-Komorbiditätsindex 1 Punkt. Damit kann der Score 0 bis 20 Punkte erreichen.
CMML-Transplantations-Score ist prädiktiv
Der neue Prognosescore war sowohl prädiktiv für das OS als auch die NRM (jeweils p<0,001). Nico Gagelmann berichtete in Abhängigkeit von dem erreichten Punktwert folgende 5-Jahres-Überlebens – und NRM-Raten:
- 0-1 Punkte: OS 81%, NRM 5%
- 2-4 Punkte: OS 49%, NRM 22%
- 5-7 Punkte: OS 43%, NRM 31%
- 8-10 Punkte: OS 31%; NRM 46%
- >10 Punkte: OS 19%; NRM 51%
Die Validierung ergab einen Konkordanzindex von 0,68 – das liegt über bisher verwendeten Scores wie dem CPSS oder CPSSmol, betonte Nico Gagelmann und erklärte, die Genauigkeit des Prognosescores sei gut.
CMML-Prognose-Score ist frei verfügbar
Der CMML-Transplantations-Score kann durch die Integration von klinischen und genetischen Faktoren helfen, die Prognose von Patienten mit CMML, die für eine HSCT infrage kommen, individuell besser abzuschätzen, glaubt Nico Gagelmann. Damit könnte in Zukunft die Beratung der Patienten unterstützt und die Therapieentscheidung besser auf den einzelnen Patienten zugeschnitten werden. Der Score ist im Internet verfügbar und frei zugänglich [2].