Krebs und die wirtschaftlichen Folgen für Betroffene

Eine sozio-ökonomische Studie zeigt, dass in Deutschland trotz umfassendem Gesundheitssystem eine Krebserkrankungen die Betroffenen in eine finanzielle Notlage führen kann. Der Einkommensverlust steht den erheblichen Zuzahlungen gegenüber.

Armut

Hintergrund

Krebsbehandlungen bringen häufig negativ gesundheitliche Auswirkungen mit sich, die potenziell die Arbeitsfähigkeit des Patienten einschränken. Dies führt einerseits zu Einkommensverlusten und andererseits steigen erheblich die Gesundheitsausgaben an, was eine finanzielle Notlage mit sich bringen kann. Zahlreiche Studien zumeist aus den USA haben sich mit diesem Thema bereits befasst. Da sich das Gesundheitssystem in den einzelnen Ländern fundamental unterscheidet kommt es zu geographischen Verzerrungen. Die wenig existierenden Studien die sich auf Krebspatienten in Deutschland beziehen, zeigen, dass finanzielle Notlagen der Krebspatienten nicht unüblich sind, obwohl ein gesetzlicher Krankenversicherungsschutz existiert. Dieser ist jedoch mit einer Eigenbeteiligung des Versicherten verbunden. Bisherige deutsche Studien basieren auf Daten von einzelnen Krankenhäusern und wurden nicht auf nationaler Ebene durchgeführt.

Zielsetzung

Die erste deutsche Studie auf nationaler Ebene setzte sich zum Ziel das Ausmaß des absoluten Einkommensverlustes nach einer Krebsdiagnose zu beziffern.

Methodik

Die Studie basiert auf den Daten des sogenannten sozio-ökonomischen Panel aus den Jahren 2009 bis 2015. Hierbei handelt es sich um eines der größten und umfassendsten Haushaltsbefragungen in Deutschland mit ca. 20.000 Personen, die jährlich nachverfolgt werden. Die Studie verfolgt eine empirische Strategie um Veränderungen des Arbeitseinkommens, -status und -zeiten und der Rente als Folge einer Krebsdiagnose zu messen. Die Bestimmung erfolgte isoliert von Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, Begleiterkrankungen, Bildungsniveau oder dem beruflichen Status und der Rolle im Haushalt.

Ergebnisse

Das Einkommen des Krebspatienten innerhalb des Jahres der Krebsdiagnose reduzierte sich bereits um 26% bis 28%. So lag das Durchschnittseinkommen von gesunden Teilnehmern bei 19.284 € während dies bei den Krebspatienten bei 10.419 € lag. Diese Reduktion im Einkommen war über den weiteren Zeitraum von zwei Jahren stabil, konnte aber nach vier Jahren nicht mehr beobachtet werden.

Zusätzlich erhöht eine Krebsdiagnose die Wahrscheinlichkeit einer Arbeitslosigkeit und die Arbeitszeit verringerte sich bei den betroffenen Krebspatienten um 24%. Während lediglich 13% der Krebspatienten Vollzeit arbeiteten traf dies auf 37% der gesunden Befragten zu. Diese Ergebnisse bestätigten sich auch, wenn nur Berufstätige in die Analyse mit einbezogen wurden. Hingegen hat eine Krebserkrankungen keinen Einfluss auf die durchschnittlichen Altersbezüge. Diese lagen bei den Befragten mit einer Krebsdiagnose bei 18.715 € und bei denjenigen ohne bei 16.247 €. Ob die Effekte sich zwischen Männern und Frauen unterscheiden, konnte in dieser Studie nicht geklärt werden.

Fazit

Entgegen der Tatsache, dass in Deutschland Krebsbehandlungen und -medikamente allgemein zugänglich sind und durch die Krankenversicherungen erstattet werden, zeigt sich in dieser Studie, dass Krebspatienten auch in Deutschland in eine finanzielle Not kommen. Insbesondere berufstätige Patienten sind hiervon betroffen. Neben dem sinkenden Einkommen aufgrund der Krebserkrankung kommen erhebliche Zuzahlungen auf den Patienten zu. Hierzu gehören Zuzahlungen zu Medikamenten, Krankentransporten und Medizinprodukten oder auch Zuzahlungen zu begleitenden Psychotherapien. Diese finanziellen Risiken für die Betroffenen und deren Familien dürfen daher nicht unterschätzt werden, wenngleich Deutschland im Vergleich zu vielen anderen Ländern weniger häufig hiervon betroffen ist.

Autor:
Stand:
07.07.2021
Quelle:

Hernandez D. & Schlanker M. (2021): Income loss after a cancer diagnosis in Germany: An analysis based on the socio-economic panel survey. Cancer Medicine; DOI: https://doi.org/10.1002/cam4.3913

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