ASCO GI 2023: Palliative Bestrahlung lindert Leber-Schmerz

Einige Patienten mit HCC im Endstadium oder Lebermetastasen entwickeln Schmerzen, die auf eine systemische Therapie zu langsam ansprechen. Die Strahlentherapie kann hepatische Schmerzen sicher reduzieren. Allerdings ist die Evidenz bislang begrenzt.

Patient Palliativstation

In einer Phase-III-Studie einer kanadischen Studiengruppe wurde überprüft, wie die einmalige Leberbestrahlung auf den selbst berichteten Schmerz bei hepatozellulärem Karzinom (HCC) im Endstadium oder symptomatischen Metastasen am Lebensende beeinflusst. Als patientenberichteter Endpunkt (engl. Patient reported outcome, PRO) wurde dabei der Schmerz mit dem Brief Pain Inventory (BPI) erfasst, erläuterte Professor Dr. Laura A. Dawson, Radioonkologin vom Princess Margaret Cancer Centre in Toronto, Kanada [1].

Palliative Patienten ohne andere Optionen

Anlässlich des ASCO Gastrointestinal Cancers Symposium in San Francisco erläuterte sie, dass 66 Patienten mit einem Schmerzcore nach dem BPI von mindestens 4 von 10 maximal zu erreichenden Punkten in die Studie eingeschlossen wurden. Im Mittel lag der höchste berichtete Schmerzwert in den letzten 24 Stunden bei Studieneinschluss bei 7/10. Die Ursache der Schmerzen war bei 43 Patienten symptomatische Lebermetastasen, bei 23 ein HCC. Alle Patienten waren refraktär unter Standardtherapien oder kamen für lokoregionale oder systemische Therapien nicht mehr infrage. 59% der Patienten wiesen einen ECOG-Performancestatus von 2 oder 3 auf.

BSC alleine oder plus Bestrahlung der Leber 

Randomisiert erhielten die Patienten entweder eine bestmögliche Supportivtherapie (engl. Best Supportive Care, BSC) alleine oder BSC und zusätzlich eine einmalige Leberbestrahlung mit 8 Gy. Das Zielvolumen der Bestrahlung umfasste aufgrund der meist großen Tumorlast die ganze oder fast die ganze Leber. Vor der Bestrahlung wurde eine Antiemese durchgeführt. Primärer Endpunkt der Studie war der Schmerz an Tag 30 nach der Bestrahlung. Nach einem Monat konnten auch die Patienten des Kontrollarms eine Bestrahlung erhalten. Das war bei einem Drittel der BSC-Patienten der Fall.

Alle Schmerz-Endpunkte signifikant verbessert

Der primäre Endpunkt – der stärkste Schmerz in den letzten 24 Stunden – war in der Bestrahlungsgruppe bei 67% der Patienten verbessert, bei BSC bei 22% (p=0,004). Auch der schwächste Schmerz in den letzten 24 Stunden war bei 63% nach der einmaligen Bestrahlung verbessert, bei BSC mit 28% signifikant seltener (p=0,03). Die Patienten der Bestrahlungsgruppe gaben im Mittel eine 59%ige Besserung des Schmerzes an, die Teilnehmer der BSC-Gruppe eine 25%ige Besserung (p=,0,04). Wurde in einer Sensitivitätsanalyse jeder Patient, für den der 1-Monats-Schmerzwert fehlte, als nicht gebessert gewertet, war der Vorteil der Bestrahlung immer noch signifikant (Verbesserung des schlimmsten Schmerzes in den letzten 24 Stunden 49% vs.12% bei BSC).

Trend zu verbessertem Gesamtüberleben

Nicht erklären konnte Prof Dawson den Befund, dass das Gesamtüberleben (engl. Overall Survival, OS) nach der einmaligen Leberbestrahlung verbessert zu sein schien. Die 3-Monats-OS-Rate lag in der Bestrahlungsgruppe bei 51% und in der BSC-Gruppe bei 33% (p=0,07). Die Rückmeldung der Patienten und ihrer Angehörigen war aber eindeutig: Unabhängig von der verbleibenden Lebensdauer konnte die Leberbestrahlung den Betroffenen noch eine Zeit mit verbesserter Lebensqualität schenken. 

Ausblick

Ob die Bestrahlung ein Ansprechen der Tumormasse in der Leber zur Folge hatte, wurde als eine mögliche Erklärung des OS-Vorteils nicht systematisch untersucht. Dawson hofft, dass diese Studie Ausgangspunkt sein kann für größere randomisiert-kontrollierte Studien, die auch die Auswirkungen auf das OS untersuchen sollten. Unabhängig davon empfiehlt sie schon jetzt, bei Patienten am Lebensende mit HCC- oder Lebermetastasen-bedingten refraktären hepatischen Schmerzen die einmalige Leberbestrahlung anzubieten.

Die Studie ist auf ClinicalTrials.gov unter der Nummer NCT02511522 registriert und wurde vom Canadian Cancer Society Research Institute finanziert.

Autor:
Stand:
26.01.2023
Quelle:

1. Prof. Dr. Laura A. Dawson: „Canadian Cancer Trials Group HE.1: A phase III study of palliative radiotherapy for symptomatic hepatocellular carcinoma and liver metastases“, ASCO Gastrointestinal Cancers Symposium, San Francisco & online, 19.–21. Januar 2023, Abstract #LBA492, DOI: 10.1200/JCO.2023.41.3_suppl.LBA492

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