ASCO GU 2021: Nachsorge beim frühen Seminom nach OP wie oft und wie?

Beim Stadium-1-Seminom ist eine adjuvante Therapie nach Orchiektomie kein Standard - das Überleben der Patienten liegt auch so bei annähernd 100%. Die Empfehlungen zur Nachsorge sind allerdings uneinheitlich. Die TRISS-Studie prüfte verschiedene Modalitäten.

Hoden

Die Kontrolle per Computertomographie (CT) macht eine adjuvante Behandlung unnötig und ist internationaler Standard, erklärte Professor Dr. Robert Huddart vom Royal Marsden Hospital in London [1]. Da junge Patienten nicht an dieser Erkrankung versterben werden, ist aber die Vermeidung einer unnötigen Strahlenbelastung wichtig. Die TRISST-Studie untersuchte erstmals multizentrisch und randomisiert-kontrolliert, ob die Zahl der CT-Scans sicher reduziert oder die CT-Untersuchung durch die Magnetresonanztomographie (MRT) ersetzt werden kann.

Nachsorge per CT oder MRT, 7 oder 3 Mal?

Anlässlich des virtuellen Genitourinary Cancers Symposium 2021 der amerikanischen Krebsgesellschaft ASCO stellte Huddert die Ergebnisse der vierarmigen Studie vor [1]. In einer faktoriellen Randomisierung wurden die insgesamt 669 Patienten mit Stadium-1-Seminom, für die nach einer Orchiektomie keine adjuvante Therapie geplant war, in vier Nachsorge-Arme eingeteilt:

  • 7 CTs (6, 12, 18, 24, 36, 48 und 60 Monate nach Randomisierung)
  • 7 MRTs (6, 12, 18, 24, 36, 48 und 60 Monate nach Randomisierung)
  • 3 CTs (6, 18 und 36 Monate nach Randomisierung )
  • 3 MRTs (6, 18 und 36 Monate nach Randomisierung).

Die übrige Nachsorge mit Thoraxröntgen, Biomarkerbestimmung und klinischer Untersuchung erfolgte in allen Gruppen in den ersten zwei Jahren alle drei Monate, im Jahr drei alle vier Monate und danach halbjährlich.

Die geplante Beobachtungszeit der Studie betrug sechs Jahre. Primärer Endpunkt der Studie war die Inzidenz von Rezidiven in fortgeschrittenem Stadium (≥IIC). Die Forscher gingen nach jüngeren Literaturangaben von einer Inzidenz dieser Rezidive von 5,7% über sechs Jahre aus und legten für die Nichtunterlegenheit von MRT oder selteneren Nachsorgeterminen eine maximale Erhöhung dieser Inzidenz auf 11,4% fest.

Patientencharakteristika

Das mittlere Alter der Patienten lag bei 39 Jahren, der mittlere Tumordurchmesser betrug in allen vier Gruppen 2,9 cm. Etwa ein Drittel der Patienten wies eine Rete-testis-Invasion des Tumors auf, gut 10% einen T2- oder T3-Tumor. Die Compliance mit dem jeweiligen Nachsorgeschema war bei den Patienten, die in der Überwachung blieben, gut, meinte Huddard: 94% der Scans wurden durchgeführt, 79% auch zum geplanten Zeitpunkt. Allerdings brachen in allen Armen etwa ein Viertel der Patienten die Studie vorzeitig ab.  

Seminom-Rezidive

Insgesamt wurden bei 82 Patienten (12%) Rezidive verzeichnet. Die Zahl war höher in der Gruppe mit drei Scans, was Huddert als Zufall bezeichnete. Die Rezidive in fortgeschrittenem Stadium wurden in der Mehrzahl bei den geplanten abdominellen CT- oder MRT-Scans entdeckt: zu 83% mit sieben und 67% mit drei Scans, zu 76% mit CT und 74% mit MRT. Nur fünf Patienten entwickelten ein Rezidiv später als drei Jahre nach OP.

Nichtunterlegenheit für MRT gegeben

Insgesamt war die Inzidenz von Rezidiven des Stadiums ≥IIc mit nur zehn Fällen geringer als angenommen und in der MRT-Gesamtgruppe sowohl in der Intention-to-Treat- als auch der Per-Protokoll-Kohorte geringer als in der CT-Gruppe (jeweils n=2 [0,6%] vs. n=8 [2,6%]). Damit war die Nichtunterlegenheit laut Huddert gegeben. Ein ähnliches Ergebnis fand sich auch für Rezidive mit einer Tumorgröße von ≥3cm.

Geringere Scanfrequenz ebenfalls nicht unterlegen

Bei dreimaligem Scan war die Zahl der Rezidive in fortgeschrittenem Stadium höher als bei siebenmaliger abdomineller Bildgebung (9 vs. 1), die definierte Inzidenzgrenze zur Unterlegenheit wurde mit 2,8% (Intention-to-Treat-Population) aber nicht überschritten. Huddert stellte daher auch für die reduzierte Frequenz der Scans eine Nichtunterlegenheit fest. Bei 4 der 9 Patienten mit Rezidiv wäre allerdings bei häufigerem Scan eine frühere Detektion möglich gewesen.

Rezidive gut behandelbar

Alle Rezidive im Stadium ≥IIC sprachen auf eine Behandlung gut an. Meist erhielten die Patienten mit Chemotherapie alleine oder zusammen mit einer Strahlentherapie. Zum jüngsten Nachsorgezeitpunkt waren 93% der Patienten krankheitsfrei, tumorassoziierte Todesfälle wurden nicht berichtet. Das Gesamtüberleben betrug 99% und war in allen Gruppen vergleichbar. Laut Huddert ist der Einsatz der MRT statt der CT zu empfehlen, um eine unnötige Strahlenbelastung zu vermeiden. Die Reduktion der Frequenz der Scans war ebenfalls der häufigeren abdominellen Bildgebung statistisch unterlegen, allerdings hätten mit einer häufigeren Bildgebung doch einige fortgeschrittene Rezidive früher entdeckt werden können. Wichtig war Huddert aber zu betonen, dass nach dem dritten Jahr nach Orchiektomie kaum mehr ein Rezidiv auftrat. Das könnte für einen Verzicht zumindest auf späte CT-/MRT-Termine sprechen.  

Die Studie ist auf ClinicalTrials.gov unter der Nummer NCT00589537 registriert.

Autor:
Stand:
23.02.2021
Quelle:

Prof. Dr. Robert Huddart für Jonathan K Joffe et al.: „Imaging modality and frequency in surveillance of stage I seminoma testicular cancer: Results from a randomized, phase III, factorial trial (TRISST)“, Virtual 2021 ASCO Genitourinary Cancers Symposium, 11-13. Februar 2021.

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