Telemedizin in der integrativen Onkologie

Eine Arbeitsgruppe der Society for Integrative Oncology hat Empfehlungen herausgegeben, wie die telemedizinische Versorgung von onkologischen Patienten durch Ärzte und Therapeuten erfolgreich durchgeführt werden kann.

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Hintergrund

Die Corona-Pandemie hat weltweit nicht nur die integrative Onkologie vor große Herausforderungen gestellt. Im Bereich der Onkologie führte dies zu starken Einschränkungen, die nicht nur zu Verzögerungen von Krebsbehandlungen sondern auch zu einer verringerten Anzahl an persönlichen Behandlungen und Konsultationen führte. Die notwendige Priorisierung bei Krebsbehandlungen hat dazu geführt, dass nicht essentielle Behandlungen, die meist in die Bereiche der Pflege und integrativen Onkologie fallen, für den Krebspatienten nur sehr eingeschränkt möglich bis unmöglich sind.

Daher ist eine telemedizinische Versorgung für Beratungs- bzw. Behandlungsempfehlungen im Bereich der integrativen Onkologie dringend notwendig. Die bisher bereits etablierten Möglichkeiten berücksichtigen nicht die Herausforderungen die eine weltweite Pandemie mit sich bringt.

Klinische Empfehlungen im Bereich Bewegung für Krebspatienten und Kommentare zur Online-Bereitstellung spezifischer integrativer onkologischer Therapien, wie Achtsamkeit und Yoga, sind bereits erschienen. Pragmatische Empfehlungen im Bereich der integrativen onkologischen Versorgung, während der COVID-19-Pandemie einschließlich telemedizinscher Beratung und Behandlung, fehlen jedoch.

Zielsetzung

Daher hat sich die Society for Integrative Oncology (SIO) zum Ziel gesetzt einen Empfehlungskatalog für Ärzte und Therapeuten für die telemedizinische Versorgung von Krebspatienten zu entwickeln.  Dieser soll eine effektive und sichere Online-Konsultation und Behandlung in den Bereichen unterstützende Pflege, Lebensqualität und Symptommanagement gewährleisten.

Methodik

Für die Erstellung des Empfehlungskatalogs haben die Mitglieder der SIO einen vierstufigen Konsensprozess erarbeitet. Zunächst wurde die Literatur gesichtet und diskutiert um unerlässliche Schlüsselelemente für die integrative onkologische Visite zu definieren. Anhand dieser Kriterien wurde ein Fragebogen entwickelt, der an 54 Experten der integrativen Onkologie in 19 Ländern verschickt wurde. Die Mitglieder der SIO definierten dann die Herausforderungen der telemedizinischen Versorgung und erarbeiteten praktische Vorschläge hier.

Ergebnisse

Insgesamt wurden zehn verschiedene Herausforderung, die während einer telemedizinischen Visite im Bereich der integrativen Onkologie auftreten, berücksichtigt und die entsprechenden Empfehlungen zur Bewältigung der Herausforderungen erarbeitet.

Die wichtigsten Herausforderungen und Empfehlungen der SIO werden im Folgenden zusammengefasst:

  • Zunächst muss die Skepsis gegenüber der telemedizinischen Versorgung im Bereich der integrativen Onkologie überwunden werden. Diese gibt es nicht nur beim Patienten, sondern auch bei Angehörigen, Therapeuten und Ärzten.
  • Rechtliche und ethische Fragen in Bezug auf die Privatsphäre des Patienten und den Datenschutz müssen vor Einführung der Telemedizin geklärt sein.
  • Die technischen Herausforderungen müssen geklärt sein und die Sitzung inhaltlich und organisatorisch vorbereitet sein. Hierzu zählt auch die Absprache mit dem Patienten, ob eine solche Visite aufgezeichnet werden soll.
  • Die Erwartungen und Herausforderungen auf beiden Seiten (Patient, Arzt) sollten zu Beginn einer telemedizinischen Visite besprochen werden, um somit die Ziele der Sitzung klar zu definieren.
  • Die Kommunikation sollte der Situation angepasst sein. Neben einem langsamen Sprechen in verständlicher Sprache kann es auch sinnvoll sein, betreuende Personen mit in die telemedizinische Visite einzubeziehen.
  • Es sollte ausreichend Zeit zur Verfügung stehen, um Verständnisfragen zu klären und Feedback einzuholen.
  • Ein ständiger Ansprechpartner wird empfohlen, um nachträgliche Fragen zu erörtern und um Informationen weiterzugeben.

Fazit

Eine telemedizinische Versorgung während einer weltweiten COVID-19-Pandemie ist notwendig, um die Kontinuität in der Patientenversorgung sicherzustellen. Glücklicherweise sind viele der in der integrativen Onkologie eingesetzten Therapien für eine telemedizinische Versorgung geeignet. Sie bietet daher die Chance die zukünftige Patientenversorgung im Bereich der integrativen Onkologie weiterzuentwickeln, insbesondere für Patienten denen ein direkter Besuch des Arztes, Therapeuten oder Pflegepersonal nicht möglich ist. Sie sollten aber einen persönlichen Arztbesuch niemals gänzlich ersetzen. Eine Kombination aus beiden Alternativen sollte auf die Bedürfnisse und Erwartungen des Patienten angepasst sein. Die hier vorgestellten Empfehlungen der SIO müssen in der Praxis weiter untersucht und bei Bedarf angepasst bzw. ergänzt werden.

Autor:
Stand:
26.05.2021
Quelle:

Eran B.-A. et al. (2021): The Society for Integrative Oncology Practice Recommendations for online consultation and treatment during the COVID-19 pandemic. Supportive Care in Cancer; DOI: https://doi.org/10.1007/s00520-021-06205-w

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