
Kreuzbandverletzungen sind bei Kindern besonders gefährlich, da aufgrund der noch offenen Wachstumsfugen keine Operation möglich ist. Betroffen sind Kinder ab 9 Jahren mit einer starken Häufung im Alter von 13 bis 15 Jahren. In dieser Altersgruppe ist die motorische Kontrolle beeinträchtigt, da zwar die Kniegelenke ausgewachsen sind, Muskulatur, Sehnen und Bändern jedoch noch nicht. „Die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit Kreuzbandverletzungen steigt unaufhaltsam. Das Krankheitsbild ist von einer seltenen Erkrankung zur regelrechten Epidemie geworden.“, so Prof. Dr. Romain Seil, Co-Direktor des IOC Forschungszentrums für Verletzungsprävention in Luxemburg und außerordentlicher Professor für Orthopädische Chirurgie an der Universität des Saarlandes.
Sportverletzungen häufig ursächlich
Über 90% dieser Verletzungen passieren im Sport, viele aber auch in der Freizeit, heißt es in einer Pressemitteilung der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS). Dabei stellen Fußball, Skifahren und das Trampolinspringen besonders hohe Risiken dar. Gerade letzteres wird von den amerikanischen Pädiatriegesellschaften für Kinder nicht empfohlen. Häufig fallen die Kinder übereinander oder kommen bei der Landung falsch oder außerhalb des Trampolins auf.
Unfälle vermeidbar
Seil beklagt, dass die Kinder motorisch nicht gut geschult seien, es gebe fast nirgends ein Präventionstraining, um den Verletzungen vorzubeugen. Auch viele Trainer würden sich mit dem kindlichen Wachstum und der Reifung auskennen. Dabei sei wissenschaftlich gesichert, dass 50% der Verletzungen vermieden werden könnten.
Gerade im Alter von 13 bis 15 Jahren steige die Belastung extrem, viele Kinder würden in diesem Alter in nationale und sogar internationale Wettbewerbe und Turniere einsteigen. „Das gab es so vor 20 Jahren noch nicht und auch nicht so viele gerissene Kreuzbänder und kaputte Knie“, erklärt Seil.
Langfristige Folgen
Eine Kreuzbandverletzung in jungen Jahren kann die Möglichkeit auf das Betreiben eines Hochleistungssports verhindern und Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter haben. Mittelfristig droht eine Arthrose. „Das Knie ist dann schlagartig 10 bis 20 Jahre älter als der Patient selbst.“, so Seil. Langfristig könne das zu Jobausfall und Frührente führen.
Der Mediziner sieht hier sowohl die Eltern als auch die Sportverbände in der Verantwortung und fordert, dass entsprechende Präventionsprogramme angeboten werden.