Hintergrund
Etwa 10% aller Kinder unter 15 Jahren sind in Deutschland an Asthma bronchiale erkrankt. Rund 70% der Kinder erkranken bereits vor dem 5. Lebensjahr [1]. Bei mehr als der Hälfte der von kindlichem Asthma Betroffenen kann bis zum 19. Lebensjahr eine Sensibilisierung auf Tierhaarallergene nachgewiesen werden [2]. Auf der anderen Seite wird seit Jahren beobachtet, dass der enge Kontakt mit Tieren Kinder vor einer Erkrankung schützen kann.
Weniger Asthma mit Familienhund
Eine Auswertung von Daten von 276.298 Kindern in Schweden zeigte, dass Kinder, die in ihren ersten Lebensjahren in engem Kontakt mit Hunden oder anderen Tieren aufwachsen, ein um 13% niedrigeres Risiko haben, an Asthma zu erkranken als ihre Altersgenossen ohne Hund [3]. Es stellte sich die Frage, ob alle Hunde gleichermaßen diese schützende Wirkung entfalten oder ob sich der Effekt je nach Rasse, Größe oder Geschlecht des Tieres unterscheidet. Eine aktuelle schwedische Studie hat das nun untersucht[2].
Zielsetzung
Das Ziel dieser Studie war es festzustellen, ob verschiedene Hundeeigenschaften, wie Rasse, Größe oder Geschlecht sowie die Anzahl der Hunde in einem Haushalt Einfluss auf das Asthma-Risiko von Kindern haben.
Methodik
In der Studie wählten die Forscher anhand des Schwedischen Geburtsregisters zwei Kohorten von Kindern aus. In die Hauptkohorte wurden alle Kinder (mit und ohne Hund) aufgenommen, die vom 1. Januar 2001 bis zum 31. Dezember 2004 geboren worden waren. Die Daten dieser Kohorte wurden nach Hinweisen auf Asthma bis zum Ende des siebten Lebensjahres der Kinder durchforstet.
Sensitivitätskontrolle
Die zweite Kohorte, die als Sensitivitätskontrolle gebildet wurde, setzte sich aus ausgewählten Kindern zusammen, die im Zeitraum vom 1. Juli 2005 bis zum 31.Dezember 2010 geboren worden waren und über ihr komplettes erstes Lebensjahr nachweislich mit einem oder mehreren Hunden aufwuchsen. Die Daten dieser Kinder wurden bis zu einem der folgenden Endpunkte prospektiv beobachtet: Asthma-Diagnose, Tod oder Emigration.
Identifikation der Haushalte mit Hund
Anhand der persönlichen Identifikationsnummern der Eltern konnte über einen Abgleich mit Nationalen Hunderegister und dem Schwedischen Hundezüchterverband festgestellt werden, in welchen Haushalten Hunde gehalten werden. Die genutzten Register enthielten auch Angaben zur Anzahl der Hunde pro Haushalt, deren Größe, Rasse und Geschlecht.
Ergebnisse
In der Hauptkohorte befanden sich 23.585 Kinder, die in ihrem ersten Lebensjahr mit einem oder mehreren Hunden aufgewachsen waren. Im Alter von sechs Jahren waren 5,8% der Kinder in den Haushalten ohne Hund aber nur 5,4% der Kinder in Haushalten mit Hunden an Asthma erkrankt. In Haushalten mit mehreren Hunden verringerte sich das Asthma-Risiko der Kinder im Vergleich zu den Ein-Hund-Haushalten noch einmal um rund 21% (Odds ratio [OR] = 0,79; 95% Konfidenzintervall [CI] 0,65 bis 0,95).
Einfluss von Rasse und Geschlecht
Die Asthma-Rate in Haushalten mit einer oder mehreren Hündinnen lag um 16% niedriger als die in Haushalten mit Rüden (OR = 0, 84; 95% CI 0,74 bis 0,95). Es zeigte sich außerdem, dass die Haltung von Hütehunden mit dem geringsten Asthma-Risiko und die Haltung von kleinen Gesellschaftsrassen („Schoßhunden“) mit dem höchsten Asthma-Risiko assoziiert waren.
Fazit
Der andauernde Kontakt mit Hunden im ersten Lebensjahr senkt das Asthma-Risiko von Kindern. Allerdings ist nicht geklärt, welche Faktoren genau diesen Schutz bewirken. So klärt die Studie nicht, ob die Kinder in Stadt (hohes Asthma-Risiko) oder auf dem Land (niedriges Asthma-Risiko) aufwuchsen. Die Faktoren Mehrhundehaushalt und Hütehunderassen könnten jedoch Indizien für ein Landleben sein [4]. Auch zur unterschiedlichen Asthma-Rate je nach Geschlecht des Hundes gibt es bislang nur eine Vermutung: Die höhere Asthma-Rate bei Rüdenhaltung liegt möglicherweise am Allergen Can f 5, das im Prostatagewebe des Rüden gebildet und mit dem Harn ausgeschieden wird.