
Möglicherweise gewährleisten das spezialisierte Zentren in Deutschland besser als Behandlungszentren, die nicht explizit auf die Behandlung von Interstitiellen Lungenkrankheiten (engl. Interstitial Lung Disease, ILD) spezialisiert sind. Wie Professor Dr. Michael Kreuter von der Thoraxklinik der Universität Heidelberg berichtete, zeigte sich in spezialisierten Zentren in Deutschland eine geringere Mortalität als in nicht spezialisierten [1].
Basis der Analyse waren Daten der AOK, die etwa ein Drittel der Versicherten in Deutschland repräsentiert. Ausgewertet wurden Daten von Betroffenen mit allen Formen einer ILD, dokumentiert in den Jahren 2013-2018.
Definition der spezialisierten ILD-Zentren
Als spezialisierte Zentren wurden diejenigen klassifiziert, die mehr als 120 Patientinnen und Patienten mit ILD pro Jahr versorgten, davon mindestens 45 neu diagnostizierte. Als Prozeduren wurden mindestens 15 bronchoalveoläre Lavages (BAL), neun unter endobronchialer Ultraschallkontrolle durchgeführte transbronchiale Nadelaspirationen (EBUS-TBNA) und sechs chirurgische Lungenbiopsien pro Jahr gefordert. Sieben Zentren entsprachen den Kriterien. Sie versorgten 2.022 Patientinnen und Patienten mit ILD.
Demgegenüber wurden 1.156 Zentren als nicht spezialisiert klassifiziert; diese versorgten 28.771 Patientinnen und Patienten mit ILD. Die Gruppen waren insgesamt in ihren Charakteristika durchaus vergleichbar, betonte Kreuzer, auch hinsichtlich der verschiedenen ILD-Subgruppen.
Niedrigere Mortalität in spezialisierten Zentren
Die Behandlung in einem spezialisierten Zentrum ging mit einer signifikant reduzierten Gesamtmortalität unabhängig von der Todesursache einher. Der Unterschied zeigte sich kontinuierlich über bis zu 720 Tage nach Diagnose hinweg. Die Hazard Ratio betrug zugunsten der spezialisierten Zentren 0,87 (95% Konfidenzintervall 0,78–0,96). Auch das Risiko für eine stationäre Behandlung im Zeitraum eines Jahres war in spezialisierten Zentren signifikant gegenüber dem in den übrigen Zentren reduziert (HR 0,93; 95% KI 0,87–0,98). Dagegen waren Atemwegs-assoziierte stationäre Aufnahmen in beiden Gruppen vergleichbar häufig (HR 1,00; 95% KI 0,92–1,10).
Spezialisierte Zentren nicht automatisch Kostentreiber
Die Gesamtkosten der Versorgung von Menschen mit ILD in spezialisierten Zentren waren nicht höher, sondern etwas niedriger als in den nicht spezialisierten Zentren (13.082 vs. 13.953 Euro pro Jahr). Das resultierte vor allem aus geringeren stationären Kosten bei spezialisierter Versorgung, während die in der spezialisierten Versorgung eingesetzten Medikamente mehr Kosten verursachten als in nicht spezialisierten Zentren.
Zusammenarbeit nötig
Die Auswertung gibt keine Hinweise auf die Ursache für die beobachteten Unterschiede. Kreuzer hält es aber für wahrscheinlich, dass Betroffene mit ILD, die von Anfang an in spezialisierten Zentren behandelt werden, eine individualisierte Therapie erhalten.
Als wichtige Punkte nannte er in diesem Zusammenhang Impfungen und Rehabilitationsmaßnahmen sowie die Behandlung der individuellen Komorbiditäten. Naturgemäß können nicht alle Patientinnen und Patienten mit ILD in einem spezialisierten Zentrum behandelt werden, aber die Zusammenarbeit zwischen den Zentren sollte laut Kreuzer intensiviert werden, um die Versorgung von Betroffenen zu verbessern.
Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich publiziert [2].