Lungenschäden nach Covid-19 auch zwei Jahre später noch nachweisbar

Bei einigen PatientInnen, die zu Beginn der Pandemie schwer an Covid-19 erkrankt waren, zeigen CT-Aufnahmen auch zwei Jahre nach der Genesung noch Lungenschäden. Interstitielle und fibrotische Lungenanomalien waren mit anhaltenden Atembeschwerden und einer verminderten pulmonalen Diffusionsfunktion verbunden.

Lungenerkrankung CT

Bislang gibt es kaum Informationen über pulmonale Folgeerscheinungen von PatientInnen, die am Anfang der Coronapandemie an Covid-19 erkrankt waren. Eine prospektive Längsschnittstudie aus China untersuchte jetzt Veränderungen von Thorax-Computertomografien (CT) und der Lungenfunktion von PatientInnen mit einer SARS-CoV-2-Infektion zwei Jahre nach ihrer Genesung. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin „Radiology“ publiziert [1].

Zystische Veränderungen und Traktionsbronchiektasen haben eine ungünstige Prognose

Covid-19 kann die Lunge schädigen, was im CT als Milchglastrübungen (ground-glass opacification [GGO]), subpleurale retikuläre Zeichnungen, zystische Veränderungen und Traktionsbronchiektasen sichtbar wird.

Die Milchglastrübungen, die aus einer partiellen Füllung der Alveolen mit Exsudat oder Transudat resultieren, bilden sich meist vollständig zurück. In der Regel verschwinden auch die retikulären Zeichnungen, die durch eine Verdickung des Interstitiums entstehen. Zystische Veränderungen und Traktionsbronchiektasen weisen dagegen auf fibrotische Lungenschäden hin und haben eine ungünstige Prognose.

Patienten wurden zwei Jahre nachbeobachtet

Ein Team um Dr. Heshui Shi von der Medizinischen Hochschule Tongji in Wuhan hat 144 PatientInnen mit einem Durchschnittsalter von 60 Jahren über zwei Jahre begleitet. Die ProbandInnen wurden zwischen dem 15. Januar und 10. März 2020 nach einer SARS-CoV-2-Infektion aus dem Krankenhaus entlassen. Bei allen PatientInnen waren zum Entlassungszeitpunkt noch Veränderungen im CT nachweisbar.

Nach sechs Monaten, zwölf Monaten und zwei Jahren führten die Forschenden serielle Thorax-CT-Scans und Lungenfunktionstests durch.

Nicht fibrotische und fibrotische Lungenveränderungen

Bei 88 TeilnehmerInnen bildeten sich die CT-Anomalien im Beobachtungszeitraum vollständig zurück.

Der Anteil derjenigen mit Hinweisen auf eine interstitielle Erkrankung sank von 54% nach sechs Monaten auf 42% nach zwölf Monaten und 39% (56 PatientInnen) nach zwei Jahren. Von den 56 PatientInnen hatten 23 (16%) nicht fibrotische Veränderungen (CGO und retikuläre Zeichnungen).

33 (23%) entwickelten aufgrund von zystischen Veränderungen und Traktionsbronchiektasen fibrotische Gewebeschäden. Dieser Anteil veränderte sich im Verlauf der Studie kaum, was für eine frühe irreversible Lungenschädigung durch Covid-19 spricht.

Lungenfunktionseinschränkung bleibt bestehen

Von den fibrotischen PatientInnen litten 45% (15 von 33) an Residualsymptomen; 60% (18 von 30) hatten eine niedrige Kohlenmonoxid-Diffusionskapazität (DLCO) von unter 75% des Normalwerts, was auf einen eingeschränkten Gasaustausch hinweist.

Von den PatientInnen mit nicht fibrotischen Veränderungen zeigten 17% (4 von 23) Residualbeschwerden und 22% (5 von 23) eine niedrige DLCO.

Fazit

Mehr als ein Drittel der teilnehmenden Covid-19-PatientInnen wies zwei Jahre nach der SARS-CoV-2-Infektion anhaltende interstitielle Lungenanomalien auf, die mit Atembeschwerden und einer verminderten Diffusionsfunktion der Lunge einhergingen. Das deutet auf eine stabile, irreversible pulmonale Folgeerscheinung – etwa in Form einer Lungenfibrose – nach Covid-19 hin, schlussfolgert das Autorenteam.

Autor:
Stand:
21.02.2023
Quelle:

Han, X. et al. (2023): Longitudinal Assessment of Chest CT Findings and Pulmonary Function in Patients after COVID-19. Radiology, DOI: 10.1148/radiol.222888.

 

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