Andexanet alpha

Der Wirkstoff Andexanet alfa ist eine rekombinante Form des humanen FXa-Proteins, der bei lebensbedrohlicher oder nicht kontrollierbarer Blutung zur Aufhebung der Antikoagulation durch direkte Faktor Xa (FXa)-Inhibitoren bzw. NOAKs angewendet wird. Mit dem neuen Wirkstoff steht ein Antidot für Apixaban und Rivaroxaban zur Verfügung.

Anwendung

Andexanet alfa wird angewendet bei erwachsenen Patienten, die mit einem direkten Faktor Xa (FXa)-Inhibitor (Apixaban oder Rivaroxaban) also einem direkten oralen Antikoagulans
behandelt werden, wenn aufgrund lebensbedrohlicher oder nicht kontrollierbarer Blutungen eine Aufhebung der Antikoagulation erforderlich ist.

Anwendungsart

Andexanet alfa ist als Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung erhältlich und ist nur für die Anwendung im Krankenhaus vorgesehen.

Wirkmechanismus

Andexanet alfa ist eine rekombinante Form des humanen FXa-Proteins. Faktor Xa ist ein bedeutender Gerinnungsfaktor des menschlichen Gerinnungssystems. Der Wirkstoff bindet Apixaban und Rivaroxaban und hebt so die gerinnungshemmende Wirkung der Faktor-Xa-Inhibitoren auf.

Pharmakokinetik

Andexanet alfa weist eine dosisproportionale Pharmakokinetik über den vorgesehenen therapeutischen Dosisbereich auf (auch in Gegenwart direkter FXa-Inhibitoren). Das Verteilungsvolumen im Steady State und das Verteilungsvolumen bei subtherapeutischen Spiegeln nahmen mit der Dosis ab, was für die Sättigung eines Kompartiments mit hoher Affinität spricht. In therapeutischen Konzentrationen wird die Pharmakokinetik von Andexanet alfa nicht durch FXa-Inhibitoren beeinflusst.

Verteilung

Das Verteilungsvolumen von Andexanet alfa beträgt 5,3 ± 2,6 l und entspricht damit in etwa dem Blutvolumen.

Elimination

Die Clearance von Andexanet alfa beträgt etwa 4,4 ± 1,2 l/h mit einer geringen renalen Elimination. Die Eliminationshalbwertszeit liegt zwischen vier und sieben Stunden. Andexanet alfa wird wahrscheinlich im Plasma rasch durch endogene Proteasen abgebaut, entsprechend seiner relativ kurzen effektiven Halbwertszeit von einer Stunde.

Dosierung

Das empfohlene Dosierungsschema von Andexanet alfa richtet sich nach der zum Zeitpunkt der Aufhebung der Antikoagulation vom Patienten eingenommenen Apixaban- bzw. Rivaroxaban-Dosis sowie nach der seit der letzten Einnahme von Apixaban bzw. Rivaroxaban vergangenen Zeit und kann der Fachinformation entnommen werden.
 

Nebenwirkungen

In den klinischen Studien an gesunden Probanden sind keine schwerwiegenden oder schweren Nebenwirkungen aufgetreten. Die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen waren leichte oder mittelschwere infusionsbedingte Reaktionen mit Symptomen wie:

  • Hitzewallungen
  • Wärmegefühl
  • Husten
  • Geschmacksstörung
  • Dyspnoe

Die Symptome verschwanden innerhalb weniger Minuten bis zu mehreren Stunden nach Infusionsbeginn. Frauen waren von infusionsbedingten Reaktionen häufiger betroffen als Männer

Wechselwirkungen

Mit Andexanet alfa wurden keine Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen durchgeführt.
 

Kontraindikation

Andexanet alfa darf nicht angewendet werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff besteht oder eine Allergie gegen Hamsterproteine bekannt ist.

Schwangerschaft

Bisher liegen keine Erfahrungen mit der Anwendung von Andexanet alfa bei Schwangeren vor und auch tierexperimentelle Studien in Bezug auf eine Reproduktionstoxizität sind nicht ausreichend. Die Anwendung während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird daher nicht empfohlen.

Stillzeit

Es ist nicht bekannt, ob Andexanet alfa in die Muttermilch übergeht. Ein Risiko kann nicht ausgeschlossen werden, weshalb das Stillen während der Behandlung mit Andexanet alfa unterbrochen werden sollte.

Verkehrstüchtigkeit

Andexanet alfa hat keinen oder einen zu vernachlässigenden Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.

Alternativen

Ein Nachteil  der neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK), auch DOAK (direkte orale Antikoagulanzien) war bisher, dass kein Gegenmittel bei einer bedrohlichen Blutung zur Verfügung stand. Für Patienten bei denen es unter Dabigatran zu einer Blutungskomplikation kommt, steht mit Idarucizumab seit November 2015 ein Antidot  zur Verfügung. Für die anderen NOAK konnte im Notfall nur auf Gerinnungsfaktoren-Konzentrate zurückgegriffen werden. Seit April 2019 ist mit Andexanet alfa nun auch ein Gegenmittel für Apixaban oder Rivaroxaban zugelassen.

Weitere Informationen sind der jeweiligen Fachinformation zu entnehmen.

Autor:
Stand:
05.09.2019
Quelle:
  1. Fachinformation Ondexxya
  2. EMA Ondexxya (Andexanet alfa)
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