Argatroban

Argatroban ist ein direkter Thrombin-Inhibitor zur intravenösen Anwendung aus der Wirkstoffgruppe der Antikoagulanzien. Der Wirkstoff ist ein synthetisches L-Arginin-Derivat und indiziert zur Antikoagulation bei Patienten mit heparininduzierter Thrombozytopenie Typ II (HIT-II).

Argatroban

Anwendung

Argatroban ist indiziert zur Antikoagulation bei erwachsenen Patienten mit heparininduzierter Thrombozytopenie Typ II (HIT-II). Die Diagnose sollte durch den HIPA-Test (Heparin induced platelet activation) oder einen entsprechenden Test bestätigt werden, darf jedoch nicht den Behandlungsbeginn verzögern.

Wirkmechanismus

Argatroban gehört zur Wirkstoffgruppe der Antikoagulanzien, der als direkter Thrombin-Inhibitor reversibel an Thrombin bindet. Der Antikoagulationseffekt erfolgt unabhängig von Antithrombin III. Argatroban hemmt die Bildung von Fibrin, die Aktivierung der Gerinnungsfaktoren V, VIII und XIII, die Aktivierung von Protein C und die Aktivierung der Thrombozytenaggregation. Argatroban ist in der Lage, die Wirkung sowohl von frei zirkulierendem als auch an Fibrin gebundenem Thrombin zu inhibieren und interagiert nicht mit heparininduzierten Antikörpern.

Argatroban

Dosierung

Die empfohlene Initialdosis bei erwachsenen, lebergesunden HIT-II-Patienten beträgt 2 µg/kg/min als Dauerinfusion. Vor Beginn der Behandlung mit Argatroban muss Heparin abgesetzt und ein Ausgangswert der aPTT (activated Partial Thromboplastin Time) erhoben werden.

Bei Patienten mit mittelgradiger Leberfunktionsstörung (Child-Pugh Klasse B), nach Herzoperationen und bei kritisch kranken Patienten wird eine Anfangsdosis von 0,5 μg/kg/min empfohlen.

Die Dosierung von Argatroban ist so anzupassen, dass ein Wert zwischen dem 1,5-3,0-Fachen des Basis-Werts der aPTT, jedoch nicht ein Wert über 100 Sekunden erreicht wird.

Nebenwirkungen

Bei der Anwendung von Argatroban stellen Blutungskomplikationen die Hauptnebenwirkung dar.

Wechselwirkungen

Folgende Wechselwirkungen sind bei der Behandlung mit Argatroban zu beachten:

Kontraindikationen

Argatroban darf nicht angewendet werden bei unkontrollierbaren Blutungen, Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder schweren Leberfunktionsstörungen.

Schwangerschaft

Argatroban soll während der Schwangerschaft aufgrund des erhöhten Blutungsrisikos nur angewendet werden, wenn die Behandlung eindeutig notwendig ist.

Stillzeit

Es liegen keine Informationen zum Übergang von Argatroban in die Muttermilch vor. Allerdings haben Tierstudien mit radioaktiv markiertem Argatroban gezeigt, dass sich die Radioaktivität in der Muttermilch stärker als im Blut der Mutter anreichert. Es wird deshalb  empfohlen, während der Behandlung nicht zu stillen.

Anwendungshinweise

Da Argatroban die allgemeine Blutungsneigung erhöht, ist bei einem unklaren Abfall des Hämatokrits oder des Blutdruckes sowie bei anderen unklaren Symptomen, das Vorliegen eines Blutungsereignisses in Betracht zu ziehen.

Alternativen

Weitere Thrombininhibitoren sind:

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
508.63 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 52.0 MIN
Q0-Wert:
0.84
Kindstoff(e):
Quelle:
  1. Steinhilber, Schubert, Zsilavecz, Roth; Medizinische Chemie 2. Auflage 2010
  2. Mutschler Mutschler Arzneimittelwirkungen, Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, Begründet von Ernst Mutschler, 11., Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
  3. Fachinformation Argatroban Accord

Abbildung

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3 Präparate mit Argatroban