Betahistin

Betahistin wird zur Behandlung von Schwindelzuständen eingesetzt und beeinflusst die Wahrnehmung und Verarbeitung von Nervenimpulsen in den Gleichgewichtskernen des Gehirns. Dadurch werden insbesondere Schwindel, Ohrgeräusche, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen wie beispielsweise bei Morbus Menière, gemindert.

Betahistin

Anwendung

Typische Anwendungsgebiete sind Morbus Menière und Hydrops cochleae (Flüssigkeitsansammlung im Innenohr). Die Wirksamkeit ist nach Einschätzung vieler Ärzte nicht ausreichend belegt.

Anwendungsart

Betahistin liegt in Salzform entweder als Betahistindimesilat oder Betahistindihydrochlorid vor und ist als Tabletten oder Tropfen verfügbar. Die Tabletten sind unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit während der Mahlzeiten oder nach den Mahlzeiten einzunehmen. Die Tropfen können mit Wasser verdünnt werden.

Wirkmechanismus

Betahistin ist eng mit dem körpereigenen Botenstoff Histamin verwandt. Es dockt antagonistisch an H3-Rezeptoren des Gleichgewichtsorgans im Bereich des Innenohres an. Die besetzten Rezeptoren können so nicht mehr durch Histamin aktiviert werden. Zudem bindet Betahistin agonistisch an H1-Rezeptoren. In Folge entspannen sich die Blutgefäße im Innenohr und der schwindelauslösende Druck sinkt.

Außerdem beeinflusst Betahistin die Wahrnehmung und Verarbeitung von Nervenimpulsen in den Gleichgewichtskernen des Gehirns. Dadurch sollen insbesondere Schwindel, Ohrgeräusche, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, wie sie beispielsweise bei Morbus Menière auftreten, gemindert werden.

In den Medikamenten ist der Wirkstoff als Betahistindihydrochlorid (Tabletten, Tropfen, Lösung) und Betahistindimesilat (Tabletten) enthalten.

Pharmakokinetik

Betahistin wird nach Einnahme schnell und vollständig resorbiert und wird innerhalb von 24 Stunden fast vollständig als 2-Pyridyl-Essigsäure mit dem Urin ausgeschieden. Die Plasmaspiegel von Betahistin sind sehr niedrig und die Plasmaproteinbindung liegt unter 5%.

Dosierung

Zur Behandlung von Schwindelanfällen im Rahmen des Menière‘schen Symptomenkomplexes:

  • Betahistindimesilat:

Die Tagesdosis beträgt 18-36 mg Betahistindimesilat/Tag, entspricht dreimal täglich 6-12 mg).

Zur Behandlung des Menière‘schen Symptomenkomplexes mit den Symptomen Schwindel (oft mit Übelkeit und/oder Erbrechen), Tinnitus und Hörverlust:

  • Betahistindihydrochlorid:

Die übliche Tagesdosis beträgt 24-48 mg Betahistindihydrochlorid, aufgeteilt in 1-3 gleichen Einzeldosen.

Dauer der Anwendung:

Die Anwendungsdauer richtet sich nach dem Krankheitsbild und -verlauf. In der Regel handelt es sich um eine Langzeitbehandlung.

Nebenwirkungen

In aller Regel sind die Nebenwirkungen von Betahistin nicht schwerwiegend. Vor allem kommt es zu Magen-Darm-Beschwerden, Hautreaktionen mit Juckreiz und Rötung sowie Kopfschmerzen. Auch Herzklopfen, Hitzewallungen oder Benommenheit zählen zu typischen Nebenwirkungen von Betahistin.

Wechselwirkungen

Kontraindikation

  • Überempfindlichkeit gegenüber Betahistin
  • bei Phäochromozytom
  • bei Asthma bronchiale
  • in der Schwangerschaft und während der Stillzeit.
  • bei gleichzeitiger Behandlung mit Antihistaminika
  • bei Magen-Darm-Geschwüren

Schwangerschaft/Stillzeit

Betahistin ist in der Schwangerschaft kontraindiziert, da keine ausreichenden Untersuchungen vorliegen.

Stillzeit

Betahistin ist während der Stillzeit kontraindiziert, da keine ausreichenden Untersuchungen vorliegen.

Verkehrstüchtigkeit

Betahistin hat keinen bzw. vernachlässigbaren Einfluss auf das Reaktionsvermögen hinsichtlich der Fähigkeit zur Teilnahme am aktiven Straßenverkehr oder auf das Bedienen von Maschinen. Das Menière’sche Symptomenkomplex selbst kann die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Strassenverkehr oder das Bedienen von Maschinen beeinträchtigen.

Weitere Informationen sind der jeweiligen Fachinformation zu entnehmen.

Anwendungshinweise

Nutzenbewertungen

Der Nutzen von Betahistin in der symptomatischen Behandlung der Menière-Krankheit ist nach Einschätzung der unabhängigen Cochrane Collaboration nicht belegt. Laut einer Metastudie lasse sich noch nicht einmal sagen, ob der Wirkstoff überhaupt eine Wirkung zeitige. Auch die Stiftung Warentest bemängelt, dass es keinen ausreichenden Nachweis für die Wirkung von Betahistin bei Menière-Krankheit gebe und bewertet den Wirkstoff daher als wenig geeignet.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
136.19 g·mol-1
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