Bleomycin

Bleomycin ist ein sogenanntes Antitumor-Antibiotikum, das zur Behandlung verschiedener Krebserkrankungen wie Hodenkrebs, Hodgkin-Lymphom und Non-Hodgkin-Lymphom eingesetzt wird.

Bleomycin

Anwendung

Der Wirkstoff ist Mittel der Wahl bei Hodenkrebs sowie den Lymphdrüsenkrebs-Formen Hodgkin-Lymphom und Non-Hodgkin-Lymphom. In der Palliativmedizin von Tumorpatienten wird der Wirkstoff gegen Brustfellergüsse (Pleuraergüsse) eingesetzt, um die Atmung zu erleichtern und die Lebensqualität zu verbessern.

In Kombination mit Salicylsäure wird Bleomycin außerdem in Warzenmitteln eingesetzt.

Wirkmechanismus

Bleomycin gehört einerseits zur Wirkstoffgruppe der Antibiotika und zum anderen zur Wirkstoffgruppe der Zytostatika, da Bleomycin auch Tumorzellen abtöten kann. Der Wirkstoff wird nicht synthetisiert, sondern aus aus dem Aktinomyceten Streptomyces verticillus gewonnen.

Ob Tumor- oder Bakterienzelle: Bleomycin entfaltet seine Wirkung, indem es die DNA der Bakterien- oder Tumorzellen angreift. Dazu löst der Wirkstoff einzelne Nukleotide (Bausteine der Erbinformation) aus dem DNA-Strang. Dadurch brechen – je nach Dosierung – einer oder beide Stränge der strickleiterförmigen DNA. Bleomycin wirkt hierbei als Endonuklease. Zellen können sich schließlich nicht mehr teilen und das Tumorwachstum wird gebremst.

Bei der Verwendung in äußerlich anzuwendenden Warzenmitteln macht man sich die zelltötende Wirkung von Bleomycin lokal zunutze.

Zytostatika

Dosierung

Vor jeder Erstapplikation sollte eine intravenöse Testdosis von 1 mg Bleomycin, gefolgt von einer 4-stündigen Beobachtungszeit, erfolgen. Generell richtet sich die empfohlene Dosis nach der jeweiligen Indikation, dem verwendeten Polychemotherapieplan und dem Zustand des Patienten.

Nebenwirkungen

Die häufigste Nebenwirkung von Bleomycin, die bei etwa 10% der mit Bleomycin behandelten Patienten auftritt, ist eine interstitielle Pneumonie, die während oder gelegentlich nach Beendigung der Therapie auftreten kann. Bei etwa 1% der Patienten kann es zu schweren Überempfindlichkeitsreaktionen kommen.

Wechselwirkungen

Mit folgenden Verbindungen kann es bei Anwendung von Bleomycin zu Wechselwirkungen kommen:

  • Digoxin: verminderte Wirksamkeit von Digoxin aufgrund einer verminderten oralen Bioverfügbarkeit bei Kombination mit Bleomycin möglich
  • Phenytoin und Phosphophenytoin: Erniedrigte Phenytoin-Spiegel bei Kombination mit Bleomycin möglich, in deren Folge sich das Risiko für eine Exazerbation von Krampfanfällen erhöhen kann. Andererseits kann die Gabe von Phenytoin/Phosphophenytoin den hepatischen Metabolismus von Bleomycin verstärken und damit zu einer verminderten antineoplastischen Wirkung führen.
  • Vincaalkaloide: Raynaud-ähnliches Syndrom möglich: Ischämie von peripheren Körperabschnitten, die zu einer Nekrose führen kann (Finger, Zehen, Nase)
  • Lebendimpfstoffe: Impfungen mit Lebendimpfstoffen wie dem Gelbfieberimpfstoff können zu schweren und tödlich verlaufenden Infektionen führen. Dieses Risiko ist bei Personen erhöht, die bereits durch die Grunderkrankung immunsupprimiert sind.
  • Nephrotoxische Substanzen wie z. B. Cisplatin: Eine durch Cisplatin induzierte Nierenschädigung kann eine Reduktion der Bleomycin-Clearance zur Folge haben. Eine erhöhte Lungentoxizität ist möglich, die in einigen Fällen zum Tode führte.
  • Sauerstoff: Die Verabreichung von Sauerstoff im Rahmen einer Anästhesie kann zu einer Lungenfibrose führen. Erhöhtes Risiko für eine Lungentoxizität, wenn im Rahmen einer Operation reiner Sauerstoff verabreicht wird.
  • Strahlentherapie: Eine gleichzeitige Bestrahlung kann das Risiko für toxische Wirkungen im Bereich der Lunge und der Haut erhöhen. Eine vorherige oder begleitende Thoraxbestrahlung ist ein bedeutender Risikofaktor für eine höhere Inzidenz und schwerere Ausprägung einer Lungentoxizität.
  • Substanzen mit toxischen Wirkungen auf die Lunge wie z. B. Carmustin, Mitomycin C, Cyclophosphamid und Methotrexat: erhöhtes Risiko für eine Lungentoxizität
  • Ciclosporin, Tacrolimus: Ausgeprägte Immunsuppression möglich und das Risiko für lymphoproliferative Erkrankungen erhöht

Kontraindikation

Bleomycin darf nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • akuter Lungenentzündung oder stark eingeschränkter Lungenfunktion
  • Bleomycin-induzierter Lungentoxizität oder eingeschränkter Lungenfunktion, die auf eine Bleomycin-induzierte Lungentoxizität hinweist
  • Teleangiektasie-Ataxie-Syndrom
  • Gleichzeitiger Impfung mit Lebendimpfstoffen (z. B. Gelbfieberimpfstoff)
  • Patientinnen, die stillen

Schwangerschaft

Auf der Grundlage von Ergebnissen tierexperimenteller Studien und der pharmakologischen Wirkung von Bleomycin besteht ein potentielles Risiko für embryonale und fetale Anomalien. Daher darf Bleomycin nicht während der Schwangerschaft verwendet werden, es sei denn dies ist absolut erforderlich. Wenn während der Behandlung eine Schwangerschaft eintritt, muss die Patientin über das Risiko für das ungeborene Kind aufgeklärt und sorgfältig überwacht werden.

Stillzeit

Es ist nicht bekannt, ob Bleomycin oder seine Metaboliten in die Muttermilch übergehen. Wegen der möglicherweise sehr schädlichen Wirkungen auf den Säugling, ist das Stillen während einer Behandlung mit Bleomycin kontraindiziert.

Verkehrstüchtigkeit

Da es bei der Anwendung von Bleomycin zu Übelkeit, Erbrechen und Müdigkeit kommen kann, hat der Wirkstoff indirekt Einfl uss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.

Alternativen

Weitere zytotoxische Antibiotika sind:

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
1312.35 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 3.0 H
Q0-Wert:
0.4
Kindstoff(e):
Quelle:
  1. Fachinformation Bleomycin Hexal
  2. Steinhilber, Schubert, Zsilavecz, Roth; Medizinische Chemie 2. Auflage 2010
  3. Mutschler Mutschler Arzneimittelwirkungen, Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, Begründet von Ernst Mutschler, 11. Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart

Abbildung

Adapted from „Basic Methods of Chemotherapy”, by BioRender.com

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