Brolucizumab
Der Wirkstoff Brolucizumab ist ein Antikörper zur Behandlung der neovaskulären (feuchten) altersbedingten Makula-Degeneration (AMD). Das Arzneimittel gehört zur Wirkstoffgruppe der VEGF-Inhibitoren.
Brolucizumab: Übersicht
Anwendung
Das Antikörperfragment Brolucizumab ist indiziert zur Behandlung von Erwachsenen mit neovaskulärer (feuchter) altersabhängigen Makuladegeneration (AMD).
Anwendungsart
Brolucizumab ist für die intravitreale Injektion bestimmt und darf nur von qualifizierten Ophthalmologen mit Erfahrung in der Durchführung von intravitrealen Injektionen appliziert werden.
Wirkmechanismus
Die neovaskuläre AMD ist gekennzeichnet durch eine pathologische chorioidale Neovaskularisation (CNV). Die CNV kann ein Austreten von Blut und Flüssigkeit bedingen, was dann zu einer Netzhautverdickung oder einem Netzhautödem und/oder intraretinalen/subretinalen Blutungen und damit zum Verlust der Sehschärfe führen kann.
Ziel einer Behandlung ist demnach eine Verringerung der pathologischen Neovaskularisation und eine Verminderung der vaskulären Permeabilität. Genau hier setzt Brolucizumab an:
Das Antikörperfragment inhibiert den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor A (VEGF-A) und gehört deshalb zur Wirkstoffgruppe der VEGF-Inhibitoren. Die Hemmung des VEGF-A führt zu einer Reduktion der endothelialen Zellproliferation und einer Verminderung der retinalen Neovaskularisation. Bei dem monoklonalen Antikörper (MAK) handelt es sich um ein humanisiertes Einzelketten-Antikörperfragment (single-chain antibody fragment; scFv). Der MAK besitzt ein geringes Molekulargewicht von nur 26 Kilodalton (kDa), wodurch die Gewebepenetration und die Clearance des Arzneistoffs optimiert wird.
Pharmakokinetik
Resorption und Verteilung
Brolucizumab wird direkt in den Glaskörper appliziert. Nach der Injektion von 6 mg Brolucizumab pro Auge lag der geometrische Mittelwert der cmax an freiem Brolucizumab im Plasma bei 49,0 ng/ml (Bereich: 8,97 bis 548 ng/ml) und wurde innerhalb eines Tages erreicht.
Biotransformation und Elimination
Brolucizumab ist das Fragment eines monoklonalen Antikörpers, weshalb keine Metabolismus-Studien durchgeführt wurden. Es wird davon ausgegangen, dass freies Brolucizumab als einzelkettiges Antikörperfragment sowohl durch zielvermittelte Disposition mittels Bindung an freies endogenes VEGF, passive renale Elimination als auch proteolytischen Abbau eliminiert wird. Brolucizumab wurde nach intravitrealer Injektion mit einer apparenten systemischen Halbwertszeit von 4,4 Tagen eliminiert. Ungefähr 4 Wochen nach Dosisgabe lagen bei den meisten Patienten die Konzentrationen weitgehend nahe oder unter der Quantifizierungsgrenze (< 0,5 ng/ml). Bei intravitrealer Verabreichung alle 4 Wochen kam es zu keiner Akkumulation von Brolucizumab im Serum.
Dosierung
Die Dosierungsempfehlung beträgt 6 mg Brolucizumab (0,05 ml Lösung), die alle 4 Wochen für die ersten 3 Dosen intravitreal verabreicht wird. Danach kann der Arzt die Behandlungsintervalle je nach Krankheitsaktivität individuell festlegen.
Die Krankheitsaktivität sollte ca. 16 Wochen nach Behandlung beurteilt werden:
- Bei Patienten ohne Krankheitsaktivität sollte eine Behandlung alle 12 Wochen in Betracht gezogen werden.
- Bei Patienten mit Krankheitsaktivität sollte eine Behandlung alle 8 Wochen in Betracht gezogen werden.
Nebenwirkungen
Die häufigsten berichteten unerwünschten Wirkungen waren:
- verminderte Sehschärfe (7,3 %)
- Katarakt (7,0 %)
- Bindehautblutung (6,3 %)
- „Fliegende Mücken“ (Mouches volantes) (5,1 %)
Die schwerwiegendsten Nebenwirkungen waren:
- Erblindung (0,8 %)
- Endophthalmitis (0,7 %)
- Netzhautarterienverschluss (0,8 %)
- Netzhautablösung (0,7 %)
Wechselwirkungen
Für Brolucizumab wurden keine Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen durchgeführt.
Kontraindikationen
Brolucizumab darf nicht angewendet werden bei:
- Bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile.
- Patienten mit einer bestehenden okularen oder periokularen Infektion bzw. einem Verdacht darauf.
- Patienten mit einer bestehenden intraokularen Entzündung.
Schwangerschaft
Bisher liegen keine oder nur sehr begrenzte Erfahrungen mit der Anwendung von Brolucizumab bei Schwangeren vor. Auch wenn die systemische Exposition nach okularer Anwendung sehr gering ist, darf Brolucizumab während der Schwangerschaft nicht angewendet werden es sei denn der erwartete Nutzen überwiegt die potenziellen Risiken für den Fötus.
Stillzeit
Es ist nicht bekannt, ob Brolucizumab in die Muttermilch übergeht. Da ein Risiko für das Neugeborene/Kind nicht ausgeschlossen werden kann, wird empfohlen während der Behandlung mit Brolucizumab und mindestens einen Monat nach der letzten Brolucizumab-Dosis nicht zu stillen. Es muss eine Entscheidung darüber getroffen werden, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder ob auf die Behandlung mit Brolucizumab verzichtet werden soll. Dabei soll sowohl der Nutzen des Stillens für das Kind als auch der Nutzen der Therapie für die Frau berücksichtigt werden.
Verkehrstüchtigkeit
Brolucizumab hat aufgrund von vorübergehenden Sehstörungen infolge der intravitrealen Injektion einen geringen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.. Patienten sollten deshalb kein Fahrzeug führen und keine Maschinen bedienen, bis sich das Sehvermögen wieder ausreichend erholt hat.
Alternativen
In Deutschland sind bisher zwei Präparate zur Behandlung der neovaskulären AMD zugelassen: Der monoklonale Antikörper Lucentis (Ranibizumab) und das Fusionsprotein Eylea (Aflibercept). Off-Label wird auch der Angiogenese-Hemmer Avastin (Bevacizumab) angewendet.
Weitere Informationen sind der jeweiligen Fachinformation zu entnehmen.
- Fachinformation Beovu
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