Bromocriptin

Bromocriptin ist ein synthetischer Dopaminagonist der in der Behandlung von Erkrankungen eingesetzt wird, die durch ein Ungleichgewicht des dopaminergen Systems verursacht werden, wie zum Beispiel die Parkinson-Krankheit oder Hyperprolaktinämie.

Bromocriptin

Anwendung

Bromocriptin besitzt folgende Indikationsgebiete:

  • Parkinson
  • Prolaktin-produzierende Tumore wie Prolaktinome
  • Restless-Legs-Syndrom
  • Akromegalie
  • Galaktorrhoe
  • Prophylaxe oder Unterdrückung der physiologischen Laktation nach der Geburt nur in medizinisch indizierten Fällen (z. B. intrapartaler Verlust, Totgeburt, HIV-Infektion der Mutter o.ä.). Bromocriptin wird nicht für die routinemäßige Unterdrückung der Laktation oder für die Symptomlinderung von Schmerz und Brustschwellung nach der Geburt empfohlen, wenn eine adäquate nicht pharmakologische Behandlung (z. B. feste Unterstützung der Brust, Eis-Anwendung) und/oder eine Behandlung mit Analgetika möglich ist.

Wirkmechanismus

Der Wirkmechanismus von Bromocriptin beruht auf seiner Fähigkeit, Dopaminrezeptoren zu aktivieren und dadurch die Freisetzung von Dopamin zu stimulieren. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der u.a. für die Regulation von Bewegung, Stimmung und Motivation verantwortlich ist. Bromocriptin bindet selektiv an Dopamin-D2-Rezeptoren und aktiviert diese.

Durch die Aktivierung der D2-Rezeptoren führt Bromocriptin zu einer Erhöhung der Dopaminfreisetzung. Dies wiederum führt zu einer Hemmung der Freisetzung von Prolaktin, einem Hormon, das für die Milchproduktion in der Brustdrüse verantwortlich ist. Daher wird Bromocriptin auch zur Behandlung von Prolaktin-produzierenden Tumoren wie dem Prolaktinom eingesetzt.

Da bei Parkinson ein Mangel an Dopamin in den Basalganglien vorliegt, was zu motorischen Symptomen wie Rigor, Tremor und Akinese führt, bewirkt die Aktivierung der D2-Dopaminrezeptoren durch Bromocriptin in den Basalganglien aufgrund der Erhöhung der dopaminergen Aktivität eine Verbesserung der motorischen Symptome von Parkinson.

Dosierung

Prolaktin-produzierende Tumore

  • Initialdosis: 1,25-2,5 mg täglich, einzunehmen vor dem Schlafengehen.
  • Die Dosierung kann allmählich gesteigert werden, bis eine optimale Wirkung erreicht ist.
  • Die maximale empfohlene Dosis beträgt 30 mg täglich, aufgeteilt in mehrere Dosen.

Parkinson

  • Initialdosis: 1,25 mg täglich, einzunehmen vor dem Schlafengehen.
  • Die Dosierung kann allmählich gesteigert werden, bis eine optimale Wirkung erreicht ist.
  • Die empfohlene Erhaltungsdosis liegt zwischen 2,5 und 15 mg täglich, aufgeteilt in mehrere Dosen.
  • Bei der Kombinationstherapie mit Levodopa sollte nach der Dosissteigerung von Bromocriptin die Levodopa-Dosis reduziert werden, um das Auftreten von Levodopa-typischen Nebenwirkungen zu reduzieren.

Restless-Legs-Syndrom

  • Initialdosis: 1,25 mg täglich, einzunehmen vor dem Schlafengehen.
  • Die Dosierung kann allmählich gesteigert werden, bis eine optimale Wirkung erreicht ist.
  • Die empfohlene Erhaltungsdosis liegt zwischen 1,25 und 4,5 mg täglich, aufgeteilt in mehrere Dosen.

Akromegalie

  • Initialdosis: 1,25-2,5 mg täglich, einzunehmen vor dem Schlafengehen.
  • Die Dosierung kann allmählich gesteigert werden, bis eine optimale Wirkung erreicht ist.
  • Die empfohlene Erhaltungsdosis liegt zwischen 20 und 30 mg täglich, aufgeteilt in mehrere Dosen.

Galaktorrhoe

  • Initialdosis: 2,5 mg zweimal täglich.
  • Die Dosierung kann allmählich gesteigert werden, bis eine optimale Wirkung erreicht ist.
  • Die empfohlene Erhaltungsdosis liegt zwischen 2,5 und 10 mg täglich, aufgeteilt in mehrere Dosen.

Nebenwirkungen

Bei der Anwendung von Bromocriptin kann es zu folgenden Nebenwirkungen kommen:

  • Übelkeit, Erbrechen
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Obstipation
  • Durchfall
  • Müdigkeit, Schläfrigkeit
  • Halluzinationen, Verwirrung
  • Psychische Störungen wie Depression oder Manie
  • Blutdruckabfall oder Hypertonie
  • Schmerzen oder Krämpfe in den Beinen
  • Allergische Reaktionen wie Hautausschläge oder Juckreiz

Wechselwirkungen

Mit folgenden Verbindungen kann es bei der Anwendung von Bromocriptin zu Wechselwirkungen kommen:

  • Antihypertensiva: Die gleichzeitige Anwendung kann zu einem verstärkten Blutdruckabfall führen.
  • Dopamin-Antagonisten: Die Wirkung von Bromocriptin kann bei gleichzeitiger Anwendung mit Dopamin-Antagonisten (z. B. bestimmten Neuroleptika aus der Gruppe der Phenothiazine, Butyrophenone oder Thioxanthene) aber auch durch Metoclopramid oder Domperidon abgeschwächt bzw. aufgehoben werden.
  • Makrolid-Antibiotika: Makrolid-Antibiotika, wie z. B. Erythromycin oder Josamycin, können die Plasmakonzentration von Bromocriptin erhöhen, was zu unerwünschten Wirkungen führen kann.
  • CYP3A4-Inhibitoren: Bromocriptin ist sowohl ein Substrat als auch ein Inhibitor von Cytochrom CYP3A4. Die gleichzeitige Anwendung mit starken Inhibitoren oder Substraten dieses Enzyms (z. B. Azolantimykotika, HIV-Protease-Hemmer) sollte daher mit Vorsicht erfolgen.
  • Octreotid (ein ähnlich der körpereigenen Substanz Somatostatin wirkendes, synthetisch hergestelltes Peptid, das zur Behandlung bestimmter endokriner Tumore oder der Akromegalie dient) kann die Bioverfügbarkeit von Bromocriptin erhöhen und dadurch die Wirkung von Bromocriptin verstärken.
  • Griseofulvin: Bei gleichzeitiger Einnahme von Griseofulvin kann die Wirkung von Bromocriptin aufgehoben werden.
  • Tamoxifen (Anti-Estrogen): Tamoxifen kann die Wirkung von Bromocriptin aufheben.
  • Alkohol: Bromocriptin vermindert die Alkoholverträglichkeit (erhöht die Alkoholintoleranz).

Kontraindikation

Bromocriptin ist kontraindiziert bei Patienten mit:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Ergotalkaloide
  • Schwangerschaftstoxikose
  • unkontrollierter Hypertonie
  • Bluthochdruckerkrankungen in der Schwangerschaft (einschließlich Eklampsie, Präeklampsie oder schwangerschaftsbe-dingter Hypertonie)
  • nachgeburtlicher Hypertonie und Hypertonie im Wochenbett

Bei Langzeitbehandlung ist Bromocriptin kontraindiziert bei echokardiographischer Nachweis einer Herzklappenerkrankung.

Darüber hinaus ist Bromocriptin kontraindiziert für die Unterdrückung der Laktation oder Behandlung anderer nicht lebensbedrohlicher Indikationen bei Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit oder anderen schweren kardiovaskulären Erkrankungen oder mit Symptomen bzw. einer Vorgeschichte schwerer psychiatrischer Erkrankungen.

Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft sollte Bromocriptin nur angewendet werden, wenn eine Indikation zur Fortführung der Therapie während dieser Zeit gegeben ist. Eine regelmäßige ärztliche Kontrolle der Schwangeren und des Schwangerschaftsverlaufes wird empfohlen.

Stillzeit

Bromocriptin sollte während der Stillzeit nur angewendet werden, wenn eine Reduktion der Milchproduktion erwünscht ist, da es aufgrund seiner Senkung von Prolaktin die Milchproduktion verringern kann.

Verkehrstüchtigkeit

Aufgrund möglicher Nebenwirkungen, wie plötzlichem Blutdruckabfall mit reduzierter Aufmerksamkeit, zentralnervösen Störungen und Kreislaufstörungen, Tagesmüdigkeit und Schlafattacken, ist bei der Anwendung von Bromocriptin im Straßenverkehr oder beim Bedienen von Maschinen Vorsicht geboten. Auch bei Arbeiten ohne sicheren Halt muss mit dem Auftreten dieser Erscheinungen gerechnet werden.

Alternativen

Weitere Dopaminrezeptoragonisten sind neben Bromocriptin:

Siehe auch Parkinson-Therapeutika

Als Prolactinhemmer werden neben Bromocriptin folgende Wirkstoffe eingesetzt:

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
654.59 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 7.0 H
Q0-Wert:
1.0
Kindstoff(e):
Quelle:
  1. Fachinformation Bromocriptin-CT
  2. Nohria, V., and A. Partiot. "A review of the efficacy of the dopamine agonists pergolide and bromocriptine in the treatment of Parkinson's disease." European Journal of Neurology 4.6 (1997): 537-543.
  3. Kvernmo, Trond, Sebastian Härtter, and Erich Burger. "A review of the receptor-binding and pharmacokinetic properties of dopamine agonists." Clinical therapeutics 28.8 (2006): 1065-1078.
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