Butylscopolaminiumbromid
Butylscopolaminiumbromid (auch Butylscopolaminbromid oder Butylscopolamin) gehört zur Wirkstoffgruppe der Muscarinrezeptor-Antagonisten und ist ein Parasympatholytikum. Der Wirkstoff wird hauptsächlich angewendet zur Behandlung von krampfartigen Schmerzen bei Erkrankungen des Magens und des Darmes.
Butylscopolaminiumbromid: Übersicht

Anwendung
Butylscopolamin ist ein halbsynthetisches Derivat des Pflanzeninhaltsstoffs Scopolamin und indiziert zur Behandlung von krampfartigen Schmerzen bei Erkrankungen des Magens und des Darmes, krampfartigen Schmerzen und Funktionsstörungen im Bereich der Gallenwege, der ableitenden Harnwege sowie der weiblichen Geschlechtsorgane (z. B. Dysmenorrhoe). Als Injektion kann der Wirkstoff auch zur Erleichterung der endoskopischen Untersuchungen und zur Funktionsdiagnostik bei Untersuchungen des Gastrointestinaltrakts angewendet werden.
Anwendungsart
Butylscopolamin ist in Form von Dragees, Filmtabletten, Zäpfchen und als Injektionslösung zugelassen. Die Injektion kann i.m. oder langsam i.v. erfolgen.
Wirkmechanismus
Als quartäre Ammoniumverbindung besitzt Butylscopolaminiumbromid keine zentrale, sondern eine periphere anticholinerge Wirkung. Diese beruht sowohl auf der Hemmung der ganglionären Übertragung als auch auf einer Hemmung von muskarinergen Rezeptoren der glatten Muskelzellen. Der Arzneistoff vermindert so den Tonus der glatten Muskulatur im Bereich des Magen-Darm- und Urogenitaltraktes und hemmt die Bronchial-, Speichel- und Schweißsekretion sowie in hohen Dosen die Magensäuresekretion und lähmt die Akkommodation.
Pharmakokinetik
Nach intravenöser Applikation wird Butylscopolaminiumbromid rasch verteilt. Die terminale Halbwertszeit beträgt ca. 5 Stunden und ca. 50% der parenteral applizierten Dosis werden unverändert mit dem Urin ausgeschieden. Ein geringer Teil wird ebenfalls unverändert biliär sezerniert. Die Plasmaproteinbindung beträgt 3 bis 11%. Infolge der geringen enteralen Resorption ist ein nennenswerter enterohepatischer Kreislauf nicht zu erwarten. Aufgrund der stark polaren Eigenschaften dieser quartären Ammoniumverbindung überschreitet Butylscopolaminiumbromid die Blut-Hirn-Schranke nicht.
Nach oraler Applikation von Einzeldosen von 20 bis 400 mg Butylscopolaminiumbromid, wurden nach etwa 2 Stunden mittlere maximale Plasmakonzentrationen zwischen 0,11 ng/mL und 2,04 ng/mL gefunden. Im gleichen Dosisbereich variierten die beobachteten mittleren AUC0-tz-Werte von 0,37 bis 10,7 ng h/mL. Die mediane absolute Bioverfügbarkeit von 100 mg Butylscopolaminiumbromid (appliziert als Filmtabletten, Suppositorien oder Tropfen) liegt unter 1%. Es ist von einer gezielten lokalen Wirkung von enteral appliziertem Butylscopolaminiumbromid auszugehen. Nach oraler Gabe von Einzeldosen von 100 bis 400 mg beträgt die terminale Eliminations-Halbwertszeit 6,2 bis 10,6 Stunden. Butylscopolaminiumbromid wird hauptsächlich über hydrolytische Spaltung der Ester-Bindung metabolisiert. Oral appliziertes Butylscopolaminiumbromid wird über Faeces und Urin ausgeschieden. Die durchschnittliche Clearance lag zwischen 881 und 1420 L/min; die korrespondierenden Verteilungsvolumina betrugen 6,13 – 11,3*105 L. Die renal ausgeschiedenen Metaboliten tragen aufgrund ihrer niedrigen Affinität zu muscarinischen Rezeptoren vermutlich nicht zur Wirkung von Butylscopolaminiumbromid bei.
Dosierung
Injektionslösung
Bei akuten spastischen Schmerzzuständen sollen Erwachsene je nach Stärke der Beschwerden 20 - 40 mg Butylscopolaminiumbromid i.m. oder langsam i.v. erhalten eine Tagesdosis von bis zu 100 mg Butylscopolaminiumbromid.
Kinder und Jugendliche erhalten 0,3 - 0,6 mg/kg KG (Tagesdosis: bis 1,5 mg/kg KG).
Orale Anwendung
Erwachsene und Kinder ab 6 Jahren können bis zu 3-mal täglich 10 bis 20 mg Filmtabletten anwenden (maximale Tagesdosis: 60 mg Butylscopolaminiumbromid). Der zeitliche Abstand soll mindestens 8 Stunden bis zur nächsten Anwendung betragen.
Rektale Anwendung
Die Dosierungsempfehlung für die rektale Anwendung von Zäpfchen beträgt für Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren 3 – 4-mal täglich 1 Zäpfchen mit 10 mg Butylscopolaminiumbromid. Der zeitliche Abstand soll mindestens 6 Stunden bis zur nächsten Anwendung betragen.
Nebenwirkungen
Bei parenteraler Applikation kann es gelegentlich (≥ 1/1.000, < 1/100) bei der Anwendung von Butylscopolaminiumbromid zu folgenden Nebenwirkungen kommen:
- Überempfindlichkeitsreaktionen: Urtikaria, angioneurotisches Ödem, Dyspnoe
- Blutdruckabfall
- Schwindel
Bei oraler Anwendung können gelegentlich folgende Nebenwirkungen auftreten:
- Tachykardie
- Blutdruckabfall, Schwindel Augenerkrankungen
- Mundtrockenheit (Hemmung der Speichelsekretion)
- Diarrhoe, Übelkeit, Erbrechen, Magenbeschwerden
- Trockene Haut (Hemmung der Schweißsekretion)
- Müdigkeit
Zu den typischen anticholinergen Effekten gehören:
- Hemmung der Schweißsekretion (mit Auftreten von heißer roter Haut)
- Mundtrockenheit durch Hemmung der Speichelsekretion
- Miktionsstörungen (Nachtröpfeln, verminderter Harnstrahl, Harnverhalt)
- Obstipation
- Tachykardie
Wechselwirkungen
Bei der Anwendung von Butylscopolaminiumbromid kann es bei gleichzeitiger Anwendung mit folgenden verbindungen zu Wechselwirkungen kommen:
- andere Anticholinergika (z. B. Tiotropium, Ipratropium, Atropinartige Verbindungen), Amantadin, tri- und tetrazyklischen Antidepressiva, Chinidin, Antihistaminika, Antipsychotika, Disopyramid: die anticholinergen Wirkungen können verstärkt werden
- β-Sympathomimetika: die tachykarde Wirkung von Butylscopolaminiumbromid kann verstärkt werden
- Dopamin-Antagonisten z. B. Metoclopramid: gegenseitige Abschwächung der Wirkung auf die Motilität des Magen-Darm-Trakts möglich
Kontraindikation
Butylscopolaminiumbromid darf nicht angewendet werden bei:
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
- mechanische Stenosen des Magen-Darm-Trakts
- paralytischer oder obstruktiver Ileus
- Megakolon
- Harnverhaltung bei subvesikaler Obstruktion (z. B. Prostataadenom)
- Engwinkelglaukom
- Tachykardie und Tachyarrhythmie
- Myasthenia gravis
Schwangerschaft
Da keine ausreichenden Erfahrungen beim Menschen vorliegen, sollte die Anwendung von nur unter strenger Indikationsstellung erfolgen.
Stillzeit
In der Stillzeit sollte Butylscopolaminiumbromid nicht gegeben werden, da Anticholinergika die Laktation hemmen können und Säuglinge empfindlich auf Anticholinergika reagieren.
Verkehrstüchtigkeit
Nach parenteraler Gabe von Butylscopolaminiumbromid muss durch Störungen der Akkommodation mit Beeinträchtigungen der Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr und zur Bedienung von Maschinen gerechnet werden.
Bei oraler Anwendung in der vorgesehenen Dosierung ist normalerweise keine Beeinträchtigung zu erwarten. Sollten aber dennoch Symptome wie Müdigkeit, Schwindel oder eine gestörtes Akkomodation auftreten, kann dies die Fähigkeit zur Teilnahme am Straßenverkehr und zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigen.
Wirkstoff-Informationen
- Fachinformation BS-ratiopharm® 20 mg/ml Injektionslösung
- Fachinformation Buscopan® Dragées
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Buscopan 10 mg Eurim Dragees
Eurim-Pharm Arzneimittel GmbH
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Buscopan® Ampullen, 20 mg/1 ml, Injektionslösung
A. Nattermann & Cie GmbH K607
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Buscopan Beragena Dragées 10 mg
Docpharm GmbH
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Buscopan docpharm Dragées 10 mg
Docpharm GmbH
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Buscopan® Dragées 10 mg
A. Nattermann & Cie GmbH K607
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Buscopan Emra Dragées 10 mg
Emra-Med Arzneimittel GmbH
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Buscopan Eurim Dragées 10 mg
Eurim-Pharm Arzneimittel GmbH
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Buscopan Gerke Dragees 10 mg
Pharma Gerke Arzneimittelvertriebs GmbH
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Buscopan kohlpharma Dragées 10 mg
kohlpharma GmbH
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Buscopan Orifarm Dragées 10 mg
Orifarm GmbH
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Buscopan plus 10 mg/500 mg, Emra Filmtabletten
Emra-Med Arzneimittel GmbH
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Buscopan® plus 10 mg/500 mg, Filmtabletten
A. Nattermann & Cie GmbH K607
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Buscopan plus 10 mg/500 mg, Gerke Filmtabletten
Pharma Gerke Arzneimittelvertriebs GmbH
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Buscopan plus 10 mg /800 mg Eurim Zäpfchen
Eurim-Pharm Arzneimittel GmbH
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Buscopan plus 10 mg/800 mg, Emra Zäpfchen
Emra-Med Arzneimittel GmbH
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Buscopan plus 10 mg/800 mg, Gerke Zäpfchen
Pharma Gerke Arzneimittelvertriebs GmbH
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Buscopan plus 10 mg/800 mg, kohlpharma Zäpfchen
kohlpharma GmbH
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Buscopan® plus 10 mg/800 mg, Zäpfchen
A. Nattermann & Cie GmbH K607
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Butylscopolamin-Carinopharm 20 mg/ml Injektionslösung
CARINOPHARM GmbH
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Butylscopolamin PANPHARMA 20 mg/1 ml Injektionslösung
Panpharma GmbH
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Butylscopolamin PUREN 10 mg überzogene Tabletten zur Anwendung bei Erwachsenen und Kindern über 6 Jahren
PUREN Pharma GmbH & Co. KG