Cefazolin
Cefazolin ist ein Breitspektrum-Cephalosporin-Antibiotikum, das hauptsächlich zur Behandlung von bakteriellen Hautinfektionen und anderen mittelschweren bis schweren bakteriellen Infektionen der Lunge, Knochen, Gelenke, Herzklappen des Magens, Blutes und der Harnwege eingesetzt wird.
Cefazolin: Übersicht

Anwendung
Cefazolin ist indiziert zur Behandlung akuter und chronischer bakterieller Infektionen unterschiedlicher Lokalisation und Intensität mit Cefazolin-empfindlichen Keimen wie:
- Infektionen der Atemwege
- Infektionen der Niere, der ableitenden Harnwege und der Geschlechtsorgane
- Infektionen der Haut und Weichteile
- Infektionen der Gallenwege
- Infektionen der Knochen und Gelenke
- Sepsis
- Endokarditis
- perioperative Prophylaxe bei infektionsgefährdeten Operationen
Anwendungsart
Cefazolin wird intravenös injiziert oder infundiert. Die Dauer der Infusion sollte jeweils 30 bis 120 Minuten betragen.
Wirkmechanismus
Cephalosporine hemmen wie auch die Penicilline die Quervernetzung der Mureinschicht (auch als Peptidoglycanschicht bezeichnet) von Bakterien, wodurch das Wachstum gehemmt und die Lyse proliferierender Bakterien induziert wird. Bei grampositiven Bakterien beträgt der Anteil der Mureinschicht an der Zellwand ca. 50 Prozent, wohingegen er bei gramnegativen Bakterien nur etwa 5 bis 10 Prozent ausmacht.
Die Quervernetzung der Mureinschicht wird durch Transpeptidasen katalysiert, die die Peptidbindung zwischen D-Ala-D-Ala spalten. Penicilline und Cephalosporine imitieren diese D-Ala-D-Ala-Verbindung und besitzen deshalb eine hohe Affinität und Selektivität für bakterielle Transpeptidasen und andere D-Ala-D-Ala bindenden Proteine.
Im aktiven Zentrum der Transpeptidase gehen sie eine kovalente Bindung mit einem Serinrest ein, die nur sehr langsam hydrolisiert wird, weshalb man von einer pseudoirreversiblen Inhibition der bakteriellen Transpeptidasen spricht.

Dosierung
Infektionen mit Gram-positiven Erregern: Tagesdosis 1,5 bis 2 g Cefazolin aufgeteilt in zwei Einzeldosen von je 750 mg bzw. 1 g.
Infektionen mit Gram-negativen Erregern: Tagesdosis 3 bis 4 g Cefazolin. Eine Dosis von 3 g wird in 3 Einzeldosen von je 1 g langsam intravenös injiziert. Bei einer Tagesdosis von 4 g ist die intravenöse Infusion verteilt auf zwei Infusionen zu je 2 g wegen der gleichmäßigeren und länger anhaltenden Wirkspiegel zu bevorzugen. Eine Anhebung der Tagesdosis auf 6 g Cefazolin verteilt auf drei Infusionen zu je 2 g ist möglich.
Bei lebensbedrohlichen Infektionen können bis zu 12 g Cefazolin pro Tag notwendig sein.
Besondere Dosierungen
- Unkomplizierte Harnwegsinfektion:1 g Cefazolin alle 12 Stunden.
- Perioperative Prophylaxe: 1 g Cefazolin 30 bis 60 min vor dem Eingriff und 0,5 bis 1 g Cefazolin alle 6 bis 8 Stunden während des postoperativen Tages.
Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion
Bei stark eingeschränkter Nierenfunktion muss mit einer Kumulation von Cefazolin gerechnet werden. Es wird daher empfohlen, bei gleichbleibender Initialdosis die Erhaltungsdosis für Erwachsene und Jugendliche über 14 Jahren wie folgt zu reduzieren:
- Kreatinin-Clearance 35 bis 54 ml/min: Normale Dosis, Gabe alle 8 Stunden.
- Kreatinin-Clearance 10 bis 34 ml/min: Hälfte der Normaldosis, Gabe alle 12 Stunden.
- Kreatinin-Clearance weniger als 10 ml/min: Hälfte der Normaldosis, Gabe alle 18 bis 24 Stunden.
Kinder
Kindern ab dem zweiten Lebensmonat werden im Allgemeinen täglich 25 bis 50 mg Cefazolin pro kg Körpergewicht in 3 bis 4 Einzeldosen gegeben. Eine Anhebung der Tagesdosis auf 100 mg Cefazolin pro kg Körpergewicht ist möglich.
Kinder mit eingeschränkter Nierenfunktion sollten nach einer normalen Initialdosis folgende Dosierungen erhalten:
- Kreatinin-Clearance 40 bis 70 ml/min: Es genügen im Allgemeinen 60% der üblichen Tagesdosis, aufgeteilt in 2 gleichgroße Einzeldosen, Gabe alle 12 Stunden.
- Kreatinin-Clearance 20 bis 40 ml/min: 25% der üblichen Tagesdosis, aufgeteilt in 2 gleich große Einzeldosen, Gabe alle 12 Stunden.
- Kreatinin-Clearance weniger als 20 ml/min: 10% der üblichen Tagesdosis, Gabe alle 24 Stunden.
Nebenwirkungen
Häufige Nebenwirkungen von Cefazolin sind allergische Hautreaktionen wie Exantheme, Urtikaria und Pruritus.
Wechselwirkungen
Mit folgenden Verbindungen kann es zu Wechselwirkungen bei der Anwendung von Cefazolin kommen:
- Antikoagulanzien: Bei gleichzeitiger Therapie mit hochdosiertem Heparin und oralen Antikoagulanzien können Gerinnungsstörungen und in deren Folge Blutungen auftreten
- Probenecid: Die Gabe von Probenecid steigert durch Hemmung der renalen Elimination die Konzentrationen und die Verweildauer von Cefazolin im Blut.
- Aminoglykoside/Diuretika: Es ist nicht ausgeschlossen, dass Cefazolin die nephrotoxische Wirkung von Aminoglykosiden und schnell wirkenden Diuretika (z. B. Furosemid) verstärken kann. Bei gleichzeitiger Therapie sollte deshalb die Nierenfunktion kontrolliert werden.
- Es können in seltenen Fällen der nicht-enzymatische Harnzuckernachweis und der Coombs-Test falsch positiv ausfallen.
Schwangerschaft
Cefazolin sollte in der Schwangerschaft, insbesondere im ersten Trimenon, nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung verabreicht werden, da keine ausreichenden Erfahrungen vorliegen und
Cefazolin plazentagängig ist.
Stillzeit
Cefazolin geht in geringen Mengen in die Muttermilch über und kann beim Säugling zu Durchfällen und Sprosspilzbesiedlung führen. Wenn eine Behandlung der Mutter mit Cefazolin für dringend notwendig erachtet wird, sollte die Patientin ihr Kind während der Behandlung nicht stillen.
Verkehrstüchtigkeit
Durch das Auftreten von Nebenwirkungen kann ggf. das Reaktionsvermögen verändert und die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr sowie zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt
werden.
Anwendungshinweise
Antibiotika-assoziierte und pseudomembranöse Kolitis
Cefazolin kann eine Antibiotika-assoziierte und pseudomembranöse Kolitis auslösen, deren Schweregrad von leicht bis lebensbedrohlich reichen kann. Entwickeln Patienten während der Behandlung Durchfall sollte diese Diagnose in Betracht gezogen werden.
Wirksamkeit oraler Kontrazeptiva
Kommt es unter der Anwendung von Cefazolin zu Erbrechen und/oder Durchfall kann die Wirksamkeit oraler Kontrazeptiva beeinträchtigt werden.
Wirkstoff-Informationen
- Fachinformation Cefazolin Hexal
- Bui, Toai, and Charles V. Preuss. "Cephalosporins.". StatPearls Publishing, 2021.
Abbildung
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