Cetuximab

Cetuximab ist ein chimärer monoklonaler Antikörper (IgG1), der gegen den humanen epidermalen Wachstumsfaktorrezeptor (EGFR) gerichtet ist. EGFR wird in den meisten Plattenepithelkarzinomen des Kopfes und Halses überexprimiert und/oder hochreguliert.

Anwendung

Der monoklonale Antikörper Cetuximab ist für die Behandlung von EGFR-exprimierendem, metastasierendem kolorektalen Karzinom mit Ras-Wildtyp indiziert:

  • in Kombination mit einer Irinotecan-basierten Chemotherapie
  • als Erstlinienbehandlung in Kombination mit FOLFOX
  • als Monotherapie bei Patienten, bei denen die Therapie mit Oxaliplatin und Irinotecan versagt hat und die Irinotecan nicht vertragen.

Darüber hinaus wird Cetuximab für die Behandlung von Plattenepithelkarzinomen im Kopf- und Halsbereich angewendet:

  • in Kombination mit einer Strahlentherapie für eine lokal fortgeschrittene Erkrankung
  • in Kombination mit einer platinbasierten Chemotherapie für eine rezidivierende und/oder metastasierende Erkrankung

Wirkmechanismus

Cetuximab bindet spezifisch an den epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFr, HER1, c-ErbB-1) sowohl an gesunde Zellen als auch an Tumorzellen. EGFr ist in vielen kolorektalen Krebsarten überexprimiert. Cetuximab hemmt kompetitiv die Bindung von epidermalem Wachstumsfaktor (EGF) und anderen Liganden, wie z. B. Transforming Growth Factor (TGF)-alpha. Die Bindung von Cetuximab an den EGFr blockiert die Phosphorylierung und Aktivierung von Rezeptor-assoziierten Kinasen. Hierdurch kommt es zu einer Hemmung des Zellwachstums, einer Induktion von Apoptose, einer verminderten Matrix-Metalloproteasen (MMP)-Sekretion und einer reduzierten vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor-Produktion.

Cetuximab

Pharmakokinetik

Die Pharmakokinetik von Cetuximab kann am besten durch ein Zwei-Kompartiment-Modell mit sättigbarer, Michaelis-Menten-Kinetik folgenden Eliminierung beschrieben werden.

  • die mittlere Halbwertszeit für Cetuximab beträgt 114 Stunden (75-188 Stunden)
  • die intrinsische Clearance ist für weibliche Patienten 25% niedriger als für männliche Patienten
  • Cetuximab hat eine lange Eliminationshalbwertszeit von 70 – 100  Stunden

Dosierung

Cetuximab wird bei sämtlichen Indikationen einmal wöchentlich verabreicht. Die Initialdosis beträgt 400 mg Cetuximab/m² Körperoberfläche. Danach werden einmal wöchentlich 250 mg Cetuximab/m² Körperoberfläche appliziert.

Nebenwirkungen

Zu den häufig auftretenden Nebenwirkungen zählen:

  • Hautreaktionen, Infektionen, Kopfschmerzen, Leberprobleme
  • Schwäche, Schwindel
  • Gewichtsverlust
  • Diarrhoe, Übelkeit, Erbrechen, Obstipation
  • Stomatitis
  • Schwierigkeiten beim Atmen, Husten
  • Periphere Neuropathie

Wechselwirkungen

Einige Arzneistoffe mit denen Wechselwirkungen mit Cetuximab bestehen:

  • Digoxin, Digitoxin, Bevacizumab, Cabazitaxel (kardiotoxische Nebenwirkungen können erhöht werden)
  • Belimumab (Risiko für schwere Nebenwirkungen erhöht)
  • Capecitabin und Oxaliplatin (Häufigkeit schwerer Diarrhoen erhöht)
  • Kombination mit einer platinbasierten Chemotherapie (Risiko für schwere Leukopenie oder Neutropenie erhöht)
  • Fluoropyrimidine (häufiger kardiovaskuläre Ischämien beobachtet)

Besondere Vorsichtsmaßnehmen sind zu treffen bei:

Kontraindikation

Der Wirkstoff soll u.a. nicht angewendet werden bei:

  • bekannten schweren Überempfindlichkeitsreaktionen gegen den Wirkstoff
  • metastasierendem Kolorektalkarzinom mit Ras-Mutation oder unbekanntem Ras-Mutationsstatus, die eine Oxaliplatin-haltige Chemotherapie erhalten

Schwangerschaft

EGFR ist an der fetalen Entwicklung beteiligt. Begrenzte Beobachtungen an Tieren deuten darauf hin, dass Cetuximab die Plazenta passiert, und auch von anderen IgG1-Antikörpern ist bekannt, dass sie plazentagängig sind. Tierexperimentelle Daten ergaben keine Hinweise auf Teratogenität. Es kam jedoch zu einem dosisabhängigen Anstieg der Abortrate. Es liegen keine ausreichenden Daten von schwangeren Frauen oder stillenden Müttern vor.

Es wird daher dringend empfohlen, Cetuximab in der Schwangerschaft sowie bei allen Frauen, die keine zuverlässige Empfängnisverhütung betreiben, nur dann anzuwenden, wenn der potenzielle Nutzen für die Mutter das mögliche Risiko für den Fetus rechtfertigt.

Stillzeit

Da nicht bekannt ist, ob Cetuximab in die Muttermilch übergeht, wird empfohlen, während der Therapie und mindestens bis zu zwei Monate nach der letzten Gabe nicht zu stillen.

Verkehrstüchtigkeit

Kommt es bei Patienten behandlungsbedingt zu Symptomen, die das Konzentrations- und Reaktionsvermögen beeinträchtigen, empfiehlt es sich, bis zum Abklingen solcher Wirkungen vom Führen eines Kraftfahrzeugs bzw. vom Bedienen von Maschinen abzusehen.

Anwendungshinweise

  • Mindestens eine Stunde vor der ersten Verabreichung müssen Patienten mit einem Antihistaminikum und einem Kortikosteroid behandelt werden.
  • Vor allem bei der ersten Anwendung von Cetuximab sollen Patienten engmaschig überwacht werden.
  • Während der Behandlung mit Cituximab sollen regelmäßig Elektrolytwerte im Serum überprüft werden.

Alternativen

Folgende weitere Antikörper, die gegen EGFR gerichtet sind haben eine Zulassung:

Darüber hinaus sind folgende EGFR-Tyrosinkinase-Inhibitoren verfügbar:

Wirkstoff-Informationen

Mittlere Halbwertszeit:
ca. 85.0 H
Q0-Wert:
1.0
Quelle:
  1. Frampton, James E. "Cetuximab." Drugs 70.15 (2010): 1987-2010.
  2. Fachinformation Erbitux

Abbildung

Adapted from „EGFR Signaling and Immune Stimulations”, by BioRender.com

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