Chinidin

Chinidin ist ein Antiarrhythmikum der Klasse Ia, der in der Therapie von Herzrhythmusstörungen angewendet wird. Das Medikament entfaltet seine Wirkung über eine Hemmung von kardialen Natriumkanälen. Aufgrund schwerer Nebenwirkungen wird der Wirkstoff heute kaum noch verwendet.

Chinidin

Anwendung

Der Wirkstoff Chinidin wird in der Therapie von Herzrhythmusstörungen angewendet. Zugelassen ist er für die Behandlung von Tachyarrhythmie (unregelmäßig beschleunigter Herzschlag), Vorhofflimmern und Vorhofflattern. Dabei kann Chinidin eine Elektroschocktherapie medikamentös ersetzen.

In Kombination mit dem Calciumkanalblocker Verapamil (Cordichin) wird der Wirkstoff eingesetzt, um Durchblutungsstörungen am Herzen zu behandeln. Zum 1. Mai 2018 wurde der Vertrieb für Cordichin eingestellt.

Wirkmechanismus

Chinidin zählt zur Wirkstoffgruppe der Antiarrhythmika der Klasse Ia und beruhigt den Herzschlag, indem es den Einstrom von aktivierenden Natriumionen in die Natriumkanäle der Herzmuskelzellen blockiert. Gleichzeitig fördert Chinidin den Ausstrom von Kaliumionen aus diesen Zellen. Das verlängert die herzschlagberuhigende Wirkung. Darüber hinaus entspannt der Wirkstoff die Blutgefäße. Die damit einhergehende Blutdrucksenkung entlastet das Herz und fördert die normale Herzfunktion.

Antiarrhythmika

Pharmakokinetik

Die Eliminationshalbwertszeit von oral angewendetem Chinidin beträgt 6 bis 8 Stunden. Der Wirkstoff wird durch das Cytochrom-P450-System in der Leber eliminiert. Etwa 20% des Wirkstoffes werden unverändert über die Nieren ausgeschieden.

Nebenwirkungen

Chinidin kann Thrombozytopenie, granulomatöse Hepatitis, Myasthenia gravis und Torsade-de-Pointes-Tachykardien auslösen, weshalb der Wirkstoff heute nicht mehr oft angewendet wird.

Wechselwirkungen

Chinidin ist ein Inhibitor des Cytochrom-P450-Enzyms 2D6 und kann zu erhöhten Blutspiegeln von Lidocain, Betablockern, Opioiden und einigen Antidepressiva führen. Darüber hinaus hemmt Chinidin auch das Transportprotein P-Glykoprotein und kann so dazu führen, dass einige peripher wirkende Medikamente wie Loperamid Nebenwirkungen auf das Zentralnervensystem wie Atemdepression verursachen, wenn diese gleichzeitig verabreicht werden.

Alternativen

Weitere Vertreter der Klasse Ia-Antiarrhythmika sind:

Indikationen:

  • Ajmalin: Mittel der Wahl bei AV-Reentrytachykardien, Akuttherapie von ventrikulären und supraventrikulären Tachykardien.
  • Propafenon: Zur medikamentösen Kardioversion bei Vorhofflimmern und supraventrikulären Tachykardien.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
324.42 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 6.0 H
Q0-Wert:
0.8
Kindstoff(e):
Quelle:
  1. Steinhilber, Schubert, Zsilavecz, Roth; Medizinische Chemie, 2. Auflage 2010
  2. AMBOSS Herzrhythmusstörungen
  3. Mutschler Mutschler Arzneimittelwirkungen, Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, Begründet von Ernst Mutschler, 11., Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
  4. Fachinformation Cordichin
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