Chloramphenicol
Chloramphenicol ist ein Breitbandantibiotikum, das bei einer Vielzahl bakterieller Infektionen wirksam ist, aber aufgrund seines Risikos einer Knochenmarktoxizität nur noch selten eingesetzt wird. Chloramphenicol stoppt das Bakterienwachstum, indem es an das bakterielle Ribosom bindet (Peptidyltransferase-Inhibitor) und die Proteinsynthese hemmt.
Chloramphenicol: Übersicht

Anwendung
Chloramphenicol ist gegen eine Vielzahl von Mikroorganismen wirksam, aber aufgrund schwerwiegender Nebenwirkungen (z. B. Knochenmarktoxizität, einschließlich aplastischer Anämie) ist es normalerweise der Behandlung schwerer und lebensbedrohlicher Infektionen (z. B. Typhus-Fieber) vorbehalten.
In Deutschland ist der Wirkstoff nur noch in dem Fertigarzneimittel Posifenicol Augensalbe auf dem Markt und wird bei schweren Bindehaut- und Hornhautinfektionen mit Chloramphenicol-empfindlichen Erregern eingesetzt.
Wirkmechanismus
Chloramphenicol ist ein Breitbandantibiotikum, das aus dem Bakterium Streptomyces venezuelae gewonnen wurde, heute jedoch synthetisch hergestellt wird.
Chloramphenicol ist lipophil, wodurch es durch die bakterielle Zellmembran diffundieren kann. Es bindet reversibel an das L16-Protein der 50S-Untereinheit bakterieller Ribosomen, und verhindert so die Übertragung von Aminosäuren auf wachsende Peptidketten (möglicherweise durch Unterdrückung der Peptidyltransferase-Aktivität), wodurch die Bildung von Peptidbindungen und die anschließende Proteinsynthese gehemmt werden.
Pharmakokinetik
Resorption
- Chloramphenicol wird nach oraler Verabreichung schnell und vollständig aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert (Bioverfügbarkeit 80%).
- Nach intramuskulärer Applikation wird der Wirkstoff gut resorbiert (Bioverfügbarkeit 70%).
- Nach intraokularer Anwendung ist eine geringe systemische Absorption möglich.
Verteilung
- Die Plasmaproteinbindung von Chloramphenicol beträgt 50-60% bei Erwachsenen und 32% bei Frühgeborenen.
Metabolismus
Chloramphenicol wird in der Leber zu 90% in inaktives Glucuronid konjugiert.
Elimination
- Die Halbwertszeit bei Erwachsenen mit normaler Leber- und Nierenfunktion beträgt 1,5 bis 3,5 Stunden.
- Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion wird die Halbwertszeit mit 3 bis 4 Stunden angegeben.
- Bei Patienten mit stark eingeschränkter Leberfunktion liegt die Halbwertszeit bei 4,6 bis 11,6 Stunden.
- Die Halbwertszeit bei Kindern im Alter von 1 Monat bis 16 Jahren beträgt 3 bis 6,5 Stunden, während die Halbwertszeit bei Säuglingen im Alter von 1 bis 2 Tagen 24 Stunden oder länger beträgt und sehr unterschiedlich ist, insbesondere bei Säuglingen mit niedrigem Geburtsgewicht.
Nebenwirkungen
Obwohl die am Auge angewandten Chloramphenicoldosen sehr gering sind, kann sehr selten die bei der systemischen Therapie mit Chloramphenicol auftretende irreversible, dosisunabhängige Panzytopenie oder aplastische Anämie, Leukozytopenie und Thrombozytopenie auftreten.
Die irreversible Form ist nach einer Latenzzeit von Wochen und Monaten möglich.
Wirkstoff-Informationen
- DrugBank: Chloramphenicol abgerufen am 12.01.2023
- Fachinformation Posifenicol