Chlormadinon

Chlormadinon ist ein Derivat von natürlich vorkommendem Progesteron, das eine hohe Affinität und Aktivität am Progesteronrezeptor und eine antiöstrogene Wirkung sowie im Gegensatz zu natürlichem Progesteron moderate antiandrogene Eigenschaften aufweist.

Chlormadinon

Anwendung

Chlormadinon ist indiziert:

  • als Zusatz zur Substitutionstherapie mit Estrogenen in der Postmenopause, bei Gonadendysgenesie, sekundäre Amenorrhoe nach positivem Gestagentest
  • bei dysfunktionellen Blutungen insbesondere nach der Menarche oder im Klimakterium, in anovulatorischen Zyklen, bei Follikelpersistenz
  • bei unregelmäßigen Zyklen und Menstruationsbeschwerden, z. B. Oligomenorrhoe, Polymenorrhoe, Hypermenorrhoe, Zwischenblutungen, prämenstruelle Schmierblutungen und Dysmenorrhoe
  • bei Mastodynie

Wirkmechanismus

Chlormadinon ist ein Derivat von natürlich sezerniertem Progesteron, das eine hohe Affinität und Aktivität am Progesteronrezeptor zeigt. Es hat eine antiöstrogene Wirkung und zeigt im Gegensatz zu natürlichem Progesteron moderate antiandrogene Eigenschaften. Chlormadinon blockiert Androgenrezeptoren in Zielorganen und verringert die Aktivität der 5α-Reduktase der Haut. Es unterdrückt die Gonadotropinsekretion und reduziert dadurch die Androgenproduktion in den Eierstöcken und Nebennieren.

Zudem besitzt Chlormadinon eine hohe empfängnisverhütende Wirksamkeit durch Hemmung des Eisprungs aufgrund seiner Fähigkeit, die endogene Gonadotropinsekretion zu unterdrücken und hemmt dadurch Follikelwachstum und -reifung. Darüber hinaus unterdrückt es die Dicke des Endometriums und erhöht die Viskosität des Zervixschleims.

Pharmakokinetik

Pharmakokinetische Studien haben eine schnelle und fast vollständige Resorption von Chlormadinon nach oraler Verabreichung gezeigt. Der Wirkstoff wird eher an Albumin als an SHBG (Sex-Hormone-Binding-Globulin) gebunden. Der Steady State wird am 7. Tag nach oraler Gabe mit maximalen Plasmakonzentrationen im Bereich von 2 ng/ml erreicht. Nach einer Einzeldosis beträgt die Halbwertszeit etwa 34 Stunden; nach Verabreichung mehrerer Dosen etwa 38 Stunden.

Dosierung

Als Zusatz zu einem Estrogen (z. B. in der Postmenopause) wird täglich 2 mg Chlormadinonacetat über 12 bis 14 aufeinanderfolgende Tage pro Monat oder kontinuierlich 1 bis 2 mg Chlormadinonacetat pro Tag empfohlen.

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen unter der Anwendung von Chlormadinon sind:

  • Kopfschmerzen
  • abdominale Beschwerden
  • Zwischenblutungen

Kontraindikationen

Chlormadinon darf nicht angewendet werden bei:

  • Bestehendem oder früherem Brustkrebs bzw. ein entsprechender Verdacht
  • Nicht abgeklärten Blutungen im Genitalbereich
  • Früheren oder bestehenden venösen thromboembolischen Erkrankungen (v. a. tiefe Venenthrombose, Lungenembolie)
  • Bestehende oder erst kurze Zeit zurückliegende arterielle thromboembolische Erkrankung (v. a. Angina pectoris, Myokardinfarkt)
  • Bekannten thrombophile Erkrankungen (z. B. Protein-C-, Protein-S- oder Antithrombin-Mangel)
  • Akuter Lebererkrankung oder zurückliegenden Lebererkrankungen, solange sich die relevanten Leberenzymwerte nicht normalisiert haben
  • Vorausgegangenen oder bestehenden Lebertumoren
  • Porphyrie
  • Cholestase (intrahepatische auch in der Anamnese)
  • Bestehenden oder früheren Gestagen-abhängigen Tumoren bzw. einem entsprechenden Verdacht (z. B. Meningeom)
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff

Bei der Anwendung als Zusatz zur Substitutionstherapie mit Estrogenen sind zusätzlich zu den hier aufgeführten Gegenanzeigen die Gegenanzeigen des estrogenhaltigen Arzneimittels zu beachten.

Anwendungshinweise

Gründe für einen sofortigen Therapieabbruch

  • Ikterus oder Verschlechterung der Leberfunktion
  • signifikante Erhöhung des Blutdrucks
  • Einsetzen migräneartiger Kopfschmerzen
  • Schwangerschaft
  • Anzeichen für ein Blutgerinnsel

Alternativen

Weitere Pregnadien-Derivate sind neben Chlormadinon:

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
362.89 g·mol-1
Kindstoff(e):
Quelle:
  1. Fachinformation Chlormadinon 2 mg fem Jenapharm
  2. Bouchard, P. "Chlormadinone acetate (CMA) in oral contraception–a new opportunity." The European Journal of Contraception & Reproductive Health Care 10.sup1 (2005): 7-11.
  3. Recep Yildizhan, Anik Ilhan Gokce, Begum Yildizhan, Numan Cim. (2015) Comparison of the effects of chlormadinone acetate versus drospirenone containing oral contraceptives on metabolic and hormonal parameters in women with PCOS for a period of two-year follow-up. Gynecological Endocrinology 31:5, pages 396-400.
  4. Sophie Ouzounian, Lieve Verstraete, Nathalie Chabbert-Buffet. (2008) Third-generation oral contraceptives: future implications of current use. Expert Review of Obstetrics & Gynecology 3:2, pages 189-201.
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