Clomipramin
Clomipramin ist ein trizyklisches Antidepressivum, das zur Behandlung von Depressionen, Zwangsstörungen, Panikstörungen und chronischen Schmerzen angewendet werden kann.
Clomipramin: Übersicht

Anwendung
Clomipramin ist indiziert für die Behandlung von:
- Depressiven Syndromen
- Zwangsstörungen
- Phobien
- Narkolepsie
Anwendungsart
Clomipramin ist für die orale Anwendung vorgesehen und in Form von Retardtabletten und Filmtabletten auf dem deutschen Markt verfügbar.
Wirkmechanismus
Clomipramin ist ein tertiäres Amin, das zur Wirkstoffgruppe der trizyklischen Antidepressiva (TZA) gehört. Clomipramin ist ein Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer mit einer stärkeren Affinität zum Serotonin-Transporter (SERT) als andere TZA. Die resultierende Wirkung von Clomipramin erhöht die serotonerge und noradrenerge Übertragung. TZA blockieren außerdem in therapeutischer Dosierung muscarinische Acetylcholin-, Histaminrezeptoren sowie α1-Adrenorezeptoren und führen deshalb zu Nebenwirkungen wie:
- Mundtrockenheit
- Obstipation
- Schlafstörungen
- hypotonen Kreislaufstörungen
Schon geringe Überdosierungen können kardiotoxisch wirken und Arrhythmien verursachen. Diese Nebenwirkungen sind vor allem für ältere Patienten problematisch, weshalb TZA auch nicht auf der Priscus-Liste aufgeführt sind.

Pharmakokinetik
Der Metabolismus von Clomipramin erfolgt hauptsächlich über die Leber durch Oxidation durch CYP450 2D6. Die Halbwertszeit von Clomipramin beträgt 17 bis 28 Stunden. Clomipramin wird dann durch CYP450 1A2 zum Steady-State-aktiven Metaboliten Desmethylclomipramin metabolisiert. Desmethylclomipramin besitzt stärkere noradrenerge als serotonerge Wirkungen.
Dosierung
Die empfohlene Dosierung von Clomipramin für Erwachsene beträgt initial 10 mg (entsprechend 10 mg Clomipraminhydrochlorid) pro Tag. Diese Dosis kann langsam auf bis zu 30 bis 50 mg Clomipraminhydrochlorid gesteigert werden.
Nebenwirkungen
Besonders zu Beginn der Behandlung mit Clomipramin kommt es häufig zu folgenden Nebenwirkungen:
- Benommenheit, Müdigkeit, Schläfrigkeit
- innere Unruhe
- Appetitsteigerung, Zunahme des Körpergewichtes
- Tremor, Schwindel, Kopfschmerzen
- Myoklonien
- Mundtrockenheit
- verstopfte Nase
- Schwitzen
- Akkommodationsstörungen
- Hypotonie
- orthostatische Dysregulation
- Tachykardie
- Obstipation und Übelkeit
- passagerer Anstieg der Leberenzymaktivitäten
Wechselwirkungen
Mit folgenden Verbindungen sind Wechselwirkungen bei der Einnahme von Clomipramin möglich:
- Zentraldämpfende Substanzen
- Anticholinerg wirkende Substanzen wie Phenothiazine, Antiparkinsonmittel, Antihistaminika, Atropin, Biperiden
- Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer wie Fluoxetin, Fluvoxamin, Citalopram und Paroxetin
- Sympathomimetika
- MAO-Hemmer
- Antihypertensiva wie Guanethidin, Betanidin, Reserpin, Clonidin und Alpha-Methyldopa
- Antiarrhythmika
- Neuroleptika
- Thioridazin
- Cimetidin, Methylphenidat, Alprazolam, Disulfiram, Modafinil, Valproinsäure/Valproinsäuresalze
- Induktioren des hepatischen Mono-Oxygenase-Systems (z. B. Barbiturate, Carbamazepin, Phenytoin, Nicotin, orale Kontrazeptiva)
- Östrogene
- Antikoagulantien
- Olanzapin und Lithium
Kontraindikationen
Imipramin darf nicht angewendet werden bei:
- Überempfindlichkeit gegen Clomipramin oder andere trizyklische Antidepressiva
- akute Intoxikationen mit zentraldämpfenden Pharmaka wie Hypnotika, Analgetika oder Psychopharmaka oder mit Alkohol
- akutem Harnverhalten
- akuten Delirien
- unbehandeltem Engwinkelglaukom
- Prostatahypertrophie mit Restharnbildung
- Pylorusstenose
- paralytischem Ileus
- Behandlung mit MAO-Hemmern
- akutem Stadium eines Myokardinfarktes
Schwangerschaft
Für die Anwendung von Clomipramin während der Schwangerschaft liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor. In Tierexperimentellen Studien wurden keine teratogenen Effekte beobachtet.
Bei Neugeborenen, deren Mütter während der Schwangerschaft bis zur Geburt mit Clomipramin behandelt wurden, kam es zu Entzugssymptomen wie Hypothermie, Lethargie, Hypo- oder Hypertonie, Zyanose, Unruhe, unregelmäßige Atmung und Krämpfen.
Clomipramin sollte während der Schwangerschaft insbesondere im 1. und 3. Trimenon nicht angewendet werden, es sei denn der zu erwartende Nutzen rechtfertigt das Risiko für den Fetus.
Bei notwendiger Anwendung sollte Clomipramin wenn möglich einige Wochen (spätestens 7 Wochen) vor dem Geburtstermin schrittweise abgesetzt werden.
Stillzeit
Clomipramin und seine Metabolite gehen in die Muttermilch über (Milch/Plasma-Ratio 0,8 - 1,2). Wenige bisher vorliegende Daten zeigen keine Auswirkungen der Anwendung von Clomipramin während des Stillens auf den Säugling. Dennoch sollte Clomipramin nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abschätzung in der niedrigst möglichen Dosis in der Stillzeit angewendet werden.
Verkehrstüchtigkeit
Vor allem zu Beginn der Behandlung mit Clomipramin kann durch individuell unterschiedliche Reaktionen die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt werden. Daher sollten das Führen von Fahrzeugen, die Bedienung von Maschinen oder sonstige gefahrvolle Tätigkeiten je nach individueller Reaktion ganz unterbleiben, zumindest jedoch während der ersten Tage der Behandlung unterlassen werden.
Anwendungshinweise
Aufgrund des Risikos einer QTc-Verlängerung und Arrhythmie wird die Untersuchung eines Elektrokardiogramms (EKG) zu Beginn der Behandlung und nach Erreichen der therapeutischen Wirkung empfohlen. Darüber hinaus werden zu Beginn und während der Behandlung auch die Überwachung metabolischer Nebenwirkungen Gewicht, Body-Mass-Index (BMI), Nüchtern-Plasmaglukose und Nüchtern-Lipide empfohlen.
Bei 7% der Bevölkerung liegt eine phänotypische Variante von CYP450 2D6 vor; Daher können eine Dosisreduktion oder phänotypische Tests eine Optionen vor der Behandlung sein, da diese phänotypischen Varianten zu einem 40-fachen Unterschied in den Clomipramin-Konzentrationen führen können.
Bei der Anwendung von Clomipramin bei Kindern und Jugendlichen sollte das Wachstum, die Aktivierung einer Manie bei bipolarer Störung und das Auftreten von Suizidalität überwacht werden.
Wirkstoff-Informationen
- Steinhilber, Schubert, Zsilavecz, Roth "Medizinische Chemie", 2. Auflage 2010
- Mutschler Arzneimittelwirkungen, Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, Begründet von Ernst Mutschler, 11. Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
- Fachinformation Clomipramin neuraxpharm
Abbildung
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