Codein
Codein wird zur Therapie von Reizhusten oder Schmerzen eingesetzt. Der Wirkstoff gehört zu den Opioiden.
Codein: Übersicht

Anwendung
Der schmerzlindernde und hustenreizstillende Wirkstoff Codein hilft gegen Schmerzen und unproduktiven Reizhusten. Zur Schmerzbehandlung kann Codein auch mit Paracetamol kombiniert werden. Missbräuchlich wird es als euphorisierendes und dämpfendes Rauschmittel eingesetzt.
Wirkmechanismus
Codein ist ein Phenanthren-Alkaloid, das früher aus Schlafmohn gewonnen wurde. Es wirkt dosisabhängig zentral dämpfend, analgetisch, antitussiv, beruhigend und mitunter euphorisierend. Der Wirkstoff bindet wie alle Opiate an supraspinale Opioid-Rezeptoren und hemmt so das Hustenzentrum im Hirnstamm. Der Einsatz von Codein ist nicht unumstritten – manche wissenschaftlichen Publikationen stellen seine hustenstillende Wirkung sogar infrage. Verglichen mit anderen Opioiden ist die Affinität von Codein zu den Opiatrezeptoren niedrig. Ein Teil der Wirksamkeit ist dem Codein-Metaboliten Morphin zuzuschreiben.
Pharmakokinetik
Nach oraler Gabe wird Codein rasch resorbiert. Die maximale Plasmakonzentration ist nach etwa einer Stunde erreicht. In der Leber wird der Wirkstoff metabolisiert und teilweise zu Morphin abgebaut. Die Ausscheidung erfolgt zu etwa 90% renal in Form der Metaboliten, etwa 10% des aufgenommenen Codeins passiert die Nieren unverändert. Drei bis fünf Stunden dauert es nach der Einnahme, bis bei Erwachsenen die Halbwertszeit erreicht ist – bei älteren Menschen länger. Bei etwa 7% der Bevölkerung wirkt Codein nicht so gut; sie gelten als langsame Metabolisierer. Fast ebenso viele Menschen metabolisieren den Wirkstoff sehr schnell – für sie ist die Einnahme von Codein kontraindiziert.
Dosierung
Codein ist in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich; es gibt den Wirkstoff in Form von Tabletten, Kapseln, Pastillen, Dragees, Brausetabletten, Tropfen, Sirup oder Zäpfchen. Je nach Indikation und Darreichungsform sind unterschiedliche Dosierungen empfohlen – bei Reizhusten sollte die Dosis je nach Hustenfrequenz und -stärke angepasst werden. Die letzte Einnahme erfolgt abends vor dem Zubettgehen, um das Husten in der Nacht für einen ungestörten Schlaf zu dämpfen. Empfohlen werden 15–44 mg Codein alle sechs bis acht Stunden, in Einzelfällen bis zu 100 mg. Wichtig ist, dass Codein immer nur in der niedrigstwirksamen Dosis und nur für möglichst kurze Zeit eingenommen werden sollte. Die maximale Tagesdosis von 200 mg sollte nicht überschritten werden. Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren dürfen Codein nur einnehmen, wenn ihre Atemfunktion nicht eingeschränkt ist. Für Kinder unter 12 Jahren besteht eine Kontraindikation für den Wirkstoff.
Überdosierung
Im Falle einer Überdosierung mit Codein ist gegebenenfalls eine Beatmung mit Sauerstoff erforderlich. Die Vitalparameter sollten für 24 Stunden überwacht werden, eventuell sind intensivmedizinische Maßnahmen notwendig. Die Gabe eines Opiatantagonisten, etwa des Wirkstoffs Naloxon, kann helfen und sollte mit hoher Dosierung und wiederholt erfolgen.
Nebenwirkungen
Wie alle Arzneimittel können auch Mittel mit Codein unerwünschte Wirkungen haben. Die wichtigsten betreffen die dämpfenden Eigenschaften des Wirkstoffs: Medikamente, die zu den Opioiden gehören, können müde und schläfrig machen. Gerade zu Beginn der Behandlung kann es zu Übelkeit kommen. Bei Einzeldosen von mehr als 60 mg kann der Muskeltonus der glatten Muskulatur erhöht werden. Empfindliche Patienten können Beeinträchtigungen der visuomotorischen Koordination und der Sehleistung erleiden. Bei gestörter Lungenfunktion können sich unter der Einnahme von Codein Lungenödeme entwickeln. Während der Therapie kann Codein Euphorie auslösen.
Im Folgenden sind die Nebenwirkungen nach ihrer Häufigkeit aufgelistet.
Sehr häufig:
- Übelkeit bis zum Erbrechen (vor allem zu Beginn der Therapie)
- Obstipation
Häufig:
- leichte Kopfschmerzen
- leichte Schläfrigkeit
Gelegentlich:
- Schlafstörungen
- Kurzatmigkeit
- Mundtrockenheit
- Pruritus
- urtikarielles Exanthem
Selten:
- schwere allergische Reaktionen einschließlich Stevens-Johnson-Syndrom
Nebenwirkungen mit unbekannter Häufigkeit:
- Stimmungsschwankungen
- Hypotonie
- Atemdepression
- Pankreatitis
- Ausschlag
Wechselwirkungen
Es ist wichtig, dass Codein nicht mit anderen zentral dämpfenden Wirkstoffen (Beruhigungsmitteln, Antidepressiva, Neuroleptika, Schlafmitteln, Alkohol) kombiniert wird – sonst verstärkt sich die Wirkung. Gleichzeitig sollten auch keine MAO-Hemmer und keine schleimlösenden Mittel eingenommen werden. Die Wirkung von Schmerzmitteln wird durch die zusätzliche Einnahme von Codein verstärkt. Wechselwirkungen mit Codein bestehen bei folgenden Substanzen:
- Sedativa
- Hypnotika
- Psychopharmaka
- Antihistaminika
- Antihypertonika
- MAO-Hemmern
- trizyklischen Antidepressiva
- Opipramol
- Analgetika
- Buprenorphin
- Pentacozin
- Cimetidin
Wichtig: Der Konsum von Alkohol ist unter der Einnahme von Codein zu vermeiden.
Kontraindikation
Medikamente mit Codein dürfen nicht eingenommen werden bei:
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen Bestandteil des Medikaments
- Ateminsuffizienz
- akuter Atemdepression
- Pneumonie
- akutem Asthmaanfall
- Koma
- bei Kindern unter 12 Jahren
- nahender Geburt
- drohender Frühgeburt
- tiefer Bewusstlosigkeit
- Patienten vom CYP2D6-Phänotyp (ultraschnelle Metabolisierer)
Schwangerschaft
In den ersten drei Schwangerschaftsmonaten könnte die Einnahme von Codein möglicherweise zu Missbildungen, unter anderem des Respirationstrakts des Fetus, führen. Deshalb darf Codein während der Schwangerschaft, insbesondere im ersten Trimenon, nur unter sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung und strikter Indikationsstellung eingenommen werden. Wichtig zu beachten ist dabei unter anderem, dass sich beim Feten eine Abhängigkeit von Opioiden entwickeln könnte. Naht die Geburt bereits oder droht eine Frühgeburt, ist die Einnahme von Codein kontraindiziert, weil der Wirkstoff beim Neugeborenen nach dem Passieren der Plazentaschranke zu einer Atemdepression führen kann.
Stillzeit
Während der Stillzeit darf Codein nicht eingenommen werden, da gerade bei ultraschnellen Metabolisierern die Gefahr besteht, dass der Wirkstoff in höheren Konzentrationen in die Muttermilch übergeht. Dies kann für den Säugling im schlimmsten Fall tödlich sein.
Verkehrstüchtigkeit
Weil Codein dämpfend wirkt, ist nach der Einnahme möglicherweise das Reaktionsvermögen beeinträchtigt. Von der Teilnahme am Straßenverkehr und dem Bedienen von Maschinen wird deshalb während der Therapie mit Codein abgeraten.
Weitere Details zu diesem Wirkstoff können Sie der jeweiligen Fachinformation entnehmen.
Wirkstoff-Informationen
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„Taschenatlas Pharmakologie“, Thieme Verlag, 7. Auflage 2014
-
„Checkliste Arzneimittel A–Z“, Thieme Verlag, 7. Auflage 2017
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Fachinformation ARISTO Pharma GmbH Tyrasol Codein forte
https://fachinformation.srz.de/pdf/aristo/tryasolcodeinforte.pdf
-
Fachinformation Codeintropfen-CT 1 mg/Tropfen
https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/prod-cerebro-ifap/media_all/62720.pdf
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Azur® compositum 600 mg/50 mg/40 mg Zäpfchen
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Azur® compositum SC, Tablette
Aristo Pharma GmbH
-
BronchiCodein® Tropfen
MCM Klosterfrau Vertriebsgesellschaft mbH
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Bronchicum® Mono Codein Tropfen
MCM Klosterfrau Vertriebsgesellschaft mbH
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Codeintropfen-CT 1 mg/Tropfen
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Codeinum phosphoricum Berlin-Chemie, 30 mg, Tabletten
Berlin-Chemie AG
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Codeinum phosphoricum Compren 30 mg, Tabletten
Desma GmbH
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Codeinum phosphoricum forte Compren 50 mg, Tabletten
Desma GmbH
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Codicaps® mono 30 mg Weichkapseln
Apontis Pharma Deutschland GmbH & Co. KG
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Codicompren 50 mg retard, Retardtabletten
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-
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