Dabigatran

Dabigatran ist ein Wirkstoff, der zur Behandlung thromboembolischer Ereignisse und zur Prävention von Schlaganfall oder Embolie angewendet wird. Das Arzneimittel gehört zur Wirkstoffgruppe der direkten oralen Antikoagulanzien und wirkt durch Inhibition von Thrombin als Gerinnungshemmer.

Dabigatran

Anwendung

Dabigatran wird angewendet zur:

Anwendungsart

Dabigatran ist in Form von Hartkapseln zur oralen Einnahme auf dem deutschen Markt verfügbar.

Wirkmechanismus

Dabigatran ist ein stark wirksamer, kompetitiver, reversibler direkter Inhibitor von Thrombin. Thrombin spaltet innerhalb der Gerinnungskaskade als Serinprotease Fibrinogen zu Fibrin. Durch die Thrombinhemmung wird somit die Thrombusentstehung unterbunden. Dabigatran hemmt sowohl freies als auch fibringebundenes Thrombin und die thrombininduzierte Thrombozytenaggregation.

Dabigatran

Pharmakokinetik

Dabigatran wird in Form seines Prodrugs Dabigatranetexilat angewendet, das nach oraler Einnahme rasch und vollständig in die aktive Form Dabigatran umgewandelt wird. Nach oraler Gabe von Dabigatran beträgt die absolute Bioverfügbarkeit etwa 6,5 Prozent. Die Cmax wird bereits innerhalb von 0,5 und 2,0 Stunden nach der Einnahme erreicht. Dabigatran bindet nur zu etwa 34 bis 35 Prozent an Plasmaproteine. Das Verteilungsvolumen von Dabigatran von 60 - 70 l übersteigt das Volumen des Körperwassers, was auf eine mäßige Gewebsverteilung schließen lässt. Durch Konjugation entstehen aus Dabigatran pharmakologisch aktive Acylglucuronide. Es liegen vier Positionsisomere (und zwar 1-O-, 2-O-, 3-O- und 4-O-Acylglucuronid) vor, von denen jedes weniger als 10 Prozent des Gesamtdabigatrans im Plasma ausmacht. Dabigatran wird hauptsächlich unverändert renal eliminiert. Die Rate entspricht mit ca. 100 ml/min der glomerulären Filtrationsrate. Bei älteren Probanden sank die Plasmakonzentration von Dabigatran biexponentiell mit einer mittleren terminalen Halbwertszeit von 11 Stunden. Nach Mehrfachdosierung beträgt die terminale Halbwertszeit ca. 12 bis 14 Stunden. Die Halbwertszeit war dosisunabhängig, ist aber bei beeinträchtigter Nierenfunktion verlängert.

Dosierung

Die Dosierung richtet sich nach der Indikation:

  • Prävention von Schlaganfall und systemischer Embolie bei erwachsenen Patienten mit nicht valvulärem Vorhofflimmern mit einem oder mehreren Risikofaktoren (SPAF): 150 mg Dabigatran zweimal täglich
  • Behandlung tiefer Venenthrombosen (TVT) und Lungenembolien (LE) sowie Prävention von rezidivierenden Venenthrombosen und Lungenembolien bei Erwachsenen (TVT/LE): 150 mg Dabigatran zweimal täglich im Anschluss an eine mindestens 5-tägige Behandlung mit einem parenteralen Antikoagulans

Nebenwirkungen

Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen unter der Behandlung mit Dabigatran sind Blutungen (14 Prozent der Patienten). Die Häufigkeit von schweren Blutungen liegt unter 2 Prozent. Im Fall einer unkontrollierbaren Blutung steht mit Idarucizumab ein spezifisches Antidot für Dabigatran zur Verfügung.

Häufig (≥ 1/100, < 1/10) kam es bei der Einnahme von Dabigatran auch zu:

  • vermindertem Hämoglobin und
  • abnormer Leberfunktion/abnormer Leberfunktionstest

Wechselwirkungen

Dabigatranetexilat ist ein Substrat des Effluxtransporters P-Glykoprotein. Bei gleichzeitiger Anwendung von P-Glykoproteinhemmern ist eine erhöhte Dabigatran-Plasmakonzentration zu erwarten.

Kontraindikation

Für die Therapie mit Dabigatran bestehen folgende Kontraindikationen:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • schwere Beeinträchtigung der Nierenfunktion (CrCl < 30 ml/min)
  • Akute, klinisch relevante Blutung
  • Läsionen oder klinische Situationen, die als signifikanter Risikofaktor einer schweren Blutung angesehen werden (z. B. akute oder kürzlich aufgetretene gastrointestinale Ulzerationen, maligne Neoplasien mit hohem Blutungsrisiko, kürzlich aufgetretene Hirn- oder Rückenmarksverletzungen, kürzlich erfolgte chirurgische Eingriffe an Gehirn, Rückenmark oder Augen, kürzlich aufgetretene intrakranielle Blutungen, bekannte oder vermutete Ösophagusvarizen, arteriovenöse Fehlbildungen, vaskuläre Aneurysmen oder größere intraspinale oder intrazerebrale vaskuläre Anomalien beinhalten)
  • Gleichzeitige Anwendung von anderen Antikoagulanzien z. B. unfraktionierte Heparine, niedermolekulare Heparine (Enoxaparin, Dalteparin etc.), Heparinderivate (Fondaparinux etc.), orale Antikoagulanzien (Warfarin, Rivaroxaban, Apixaban etc.), außer unter besonderen Umständen (siehe Fachinformation).
  • Gleichzeitige Behandlung mit den folgenden starken P-Glykoproteinhemmern: systemisch verabreichtes Ketoconazol, Ciclosporin, Itraconazol und Dronedaron
  • Patienten mit künstlichen Herzklappen, die eine gerinnungshemmende Therapie benötigen

Schwangerschaft/Stillzeit

Daten über die Anwendung von Dabigatran in der Schwangerschaft sind begrenzt. Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität gezeigt. Das potenzielle Risiko für den Menschen ist nicht bekannt. Dabigatran sollte deshalb nur dann angewendet werden, wenn dies unbedingt erforderlich ist.

Das Stillen sollte während der Behandlung mit Dabigatran unterbrochen werden.

Verkehrstüchtigkeit

Dabigatran hat keinen oder einen zu vernachlässigenden Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.

Weitere Informationen sind der jeweiligen Fachinformation zu entnehmen.

Alternativen

Weitere Thrombininhibitoren sind:

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
471.51 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 12.0 H
Q0-Wert:
0.2
Quelle:
  1. BfArM, Arzneimittel Pharmakovigilanz Dabigatran
  2. Fachinformation Paradaxa

Abbildung

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