Daridorexant

Daridorexant (Quviviq) ist Orexin-Rezeptorantagonist zur Behandlung von Schlafstörungen, der sich in seinem Wirkmechanismus von allen bisher zugelassenen Schlafmitteln unterscheidet.

Daridorexant

Anwendung

Daridorexant (Quviviq) des Schweizer Unternehmens Idorsia Pharmaceuticals ist ein dualer Orexin-Rezeptorantagonist vom Typ 1 und Typ 2 (OX1 und OX2), der zur Behandlung von Erwachsenen mit Schlafstörungen (Insomnie) indiziert ist, deren Symptome seit mindestens drei Monaten anhalten und eine beträchtliche Auswirkung auf die Tagesaktivität haben.

Der Wirkstoff soll im Gegensatz zu Benzodiazepinen und Z-Substanzen weder Hang-over-Effekte induzieren noch zu Abhängigkeit oder Missbrauch führen.

Anwendungsart

Daridorexant ist für die orale Anwendung vorgesehen und soll ca. 30 Minuten vor dem Zubettgehen eingenommen werden. Aufgrund der potenzieller CYP-Interaktionen soll Verzehr von Grapefruit oder Grapefruitsaft am Abend vermieden werden.

Wie für alle Schlafmittel gilt, dass die Behandlungsdauer so kurz wie möglich sein sollte und die Zweckmäßigkeit einer Weiterbehandlung innerhalb von drei Monaten und anschließend in regelmäßigen Abständen beurteilt werden sollte.

Wirkmechanismus

Daridorexant ist ein dualer Orexinrezeptor-Antagonist. Das Orexin-System ist am Schlaf-Wach-Rhythmus beteiligt und fördert die Wachheit, wobei die Neuropeptide Orexin A und Orexin B die Vermittler sind. Deren Wirkung erfolgt über die zwei Rezeptoren, OX1R und OX2R. Das Orexin-System stimuliert die Freisetzung von Serotonin, Histamin, Acetylcholin und Norepinephrin, um Wachheit und Aufmerksamkeit zu erhalten. Daridorexant wirkt hier antagonistisch und unterdrückt das wachheitsfördernde Orexin-System.

Dosierung

Die empfohlene Dosis beträgt für Erwachsene 50 mg Quviviq einmal pro Nacht. Je nach klinischer Einschätzung können einige Patienten auch mit 25 mg behandelt werden. Dies gilt auch für Patienten, die gleichzeitige mittelstarke CYP3A4-Inhibitoren anwenden.

Die maximale Tagesdosis beträgt 50 mg.

Nebenwirkungen

Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen und Somnolenz. Die meisten Nebenwirkungen waren von leichter bis mäßiger Intensität. Es fand sich kein Hinweis auf eine Dosisbeziehung für die Häufigkeit oder den Schweregrad der Nebenwirkungen. Das Sicherheitsprofil bei älteren entsprach dem bei jüngeren Personen.

Wechselwirkungen

Folgende Wechselwirkungen sind bei der Anwendung von Daridorexant zu beachten:

  • mäßig starke CYP3A4-Inhibitoren (z. B. Erythromycin, Ciprofloxacin, Ciclosporin): die gleichzeitige Anwendung von Daridorexant und dem mäßig starken CYP3A4-Inhibitor Diltiazem erhöhte die Exposition von Daridorexant. Werden mäßig starke CYP3A4-Inhibitoren eingenommen, soll die Dosis auf 25 mg Quviviq reduziert werden.
  • Die gleichzeitige Anwendung mit starken CYP3A4-Inhibitoren (z. B. Itraconazol, Clarithromycin, Ritonavir) ist kontraindiziert.
  • Der Verzehr von Grapefruit oder Grapefruitsaft am Abend sollte vermieden werden.
  • CYP3A4-Induktoren: die gleichzeitige Anwendung eines mäßig starken oder starken CYP3A4-Induktors reduziert die Exposition gegenüber Daridorexant signifikant, was zu einer Verringerung der Wirksamkeit führen kann.
  • Magen-pH-Modifikatoren: Die Löslichkeit von Daridorexant ist pH-abhängig. Jedoch ist bei gleichzeitiger Anwendung von magensäurereduzierenden Arzneimitteln keine Dosisanpassung erforderlich.
  • Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI): Bei gesunden Probanden zeigte die gleichzeitige Gabe von Citalopram keine klinisch bedeutsame Wirkung auf die PK von Daridorexant.
  • CYP3A4-Substrate: Quviviq kann gleichzeitig mit CYP3A4-Substraten (z. B. Simvastatin, Ticagrelor) ohne Dosisanpassung angewendet werden.
  • Aufgrund des Fehlens von klinischen Daten für die 50-mg-Dosis sollte eine gleichzeitige Gabe von Quviviq mit CYP3A4-Substraten, einschließlich oraler Kontrazeptiva, mit Vorsicht erfolgen, unter engmaschiger Überwachung der Sicherheit und Wirksamkeit im Falle von Arzneimitteln mit einer geringen therapeutischen Breite, deren Anwendung nicht vermieden werden kann.
  • CYP2C9-Substrate: In-vitro-Studien ergaben, dass Daridorexant CYP2C9 induzierte. Aufgrund des Fehlens von klinischen Daten sollte eine gleichzeitige Anwendung mit CYP2C9-Substraten mit Vorsicht erfolgen, unter engmaschiger Überwachung der Wirksamkeit im Falle von Arzneimitteln mit einer geringen therapeutischen Breite.
  • BCRP-Substrate oder P-gp-Transporter: Aufgrund des Fehlens von klinischen Daten sollte eine gleichzeitige Gabe von BCRP-Substraten (z. B. Rosuvastatin, Imatinib) mit Vorsicht erfolgen.
  • Transporter: In-vitro-Studien ergaben, dass Daridorexant ein Inhibitor mehrerer Transporter, einschließlich P-gp, ist, wobei die stärkste Hemmung für BCRP beobachtet wurde. Aufgrund des Fehlens von klinischen Daten sollte die gleichzeitige Gabe von P-gp-Substraten (z. B. Digoxin, Dabigatran) mit Vorsicht erfolgen, unter engmaschiger Überwachung im Falle von Arzneimitteln mit einer geringen therapeutischen Breite (z. B. Digoxin).
  • Alkohol: Bei gesunden Probanden führte die gleichzeitige Einnahme von Alkohol zu einer verzögerten Aufnahme von Daridorexant (tmax erhöht um 1,25 h). Die Daridorexant-Exposition (Cmax und AUC) und t½ blieben unverändert. Die gleichzeitige Gabe führte jedoch zu additiven Wirkungen auf die psychomotorische Leistungsfähigkeit.

Kontraindikationen

Daridorexant darf nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der genannten sonstigen Bestandteile
  • Narkolepsie
  • Gleichzeitiger Einnahme starker CYP3A4-Inhibitoren

Schwangerschaft

Bisher liegen keine Erfahrungen mit der Anwendung von Daridorexant bei Schwangeren vor. Der Wirkstoff sollte während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn eine Behandlung
mit Daridorexant aufgrund des klinischen Zustands der Schwangeren erforderlich ist.

Stillzeit

Es ist nicht bekannt, ob Daridorexant oder seine Metaboliten in die Muttermilch übergehen. Daten aus tierexperimentellen Studien ergaben, dass Daridorexant und seine Metaboliten in die Milch übergehen. Aus Vorsichtsgründen muss deshalb eine Entscheidung darüber getroffen werden, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder ob auf die Behandlung mit Daridorexant verzichtet werden soll. Dabei soll sowohl der Nutzen des Stillens für das Kind als auch der Nutzen der Therapie für die Frau berücksichtigt werden.

Verkehrstüchtigkeit

Hypnotika haben einen großen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.

Alternativen

Siehe Insomnie-Therapie

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
450.92 g·mol-1
Quelle:
  1. EMA: Fachinformation Quviviq
  2. Robinson, Christopher L., et al. "Daridorexant for the Treatment of Insomnia." Health Psychology Research 10.3 (2022).
  3. Ziemichód, Wojciech, et al. "A comprehensive review of daridorexant, a dual-orexin receptor antagonist as new approach for the treatment of insomnia." Molecules 27.18 (2022): 6041.
  4. Mignot, Emmanuel, et al. "Safety and efficacy of daridorexant in patients with insomnia disorder: results from two multicentre, randomised, double-blind, placebo-controlled, phase 3 trials." The Lancet Neurology 21.2 (2022): 125-139.
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