Desipramin

Desipramin ist ein trizyklisches Antidepressivum, das zur Behandlung von Depressionen angewendet werden kann.

Desipramin

Anwendung

Desipramin ist der aktive Hauptmetabolit von Imipramin. Der Wirkstoff wird hauptsächlich angewendet für die Behandlung von Depressionen.

Wirkmechanismus

Das trizyklische Antidepressivum Desipramin ist ein sehr wirksamer und relativ selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (NRI), der die noradrenerge Neurotransmission verstärkt. Der Wirkstoff besitzt im Vergleich zu den anderen TZA die höchste Affinität für den Noradrenalin-Transporter (NET). Die beobachtete Wirksamkeit von Desipramin bei der Behandlung von ADHS war die Grundlage für die Entwicklung des selektiven NRI Atomoxetin.

Desipramin besitzt in Vergleich zu den anderen TZA die schwächsten antihistaminischen und anticholinergen Wirkungen. Im Gegensatz zu den meisten anderen TZA wirkt der Wirkstoff eher leicht aktivierend/stimulierend als sedierend. Während andere TZA zur Behandlung von Schlaflosigkeit nützlich sind, kann Desipramin aufgrund seiner aktivierenden Eigenschaften Schlaflosigkeit als Nebenwirkung verursachen. Darüber hinaus führt Desipramin im Gegensatz zu vielen anderen TZA nicht zu einer Gewichtszunahme.
 

Trizyklische Antidepressiva

Wechselwirkungen

Mit folgenden Verbindungen sind Wechselwirkungen bei der Einnahme von TZA möglich:

  • MAO-Hemmer (nicht-selektive ebenso wie selektive Inhibitoren der MAO A (Moclobemid) und MAO B (Selegilin): Gefahr eines Serotoninsyndroms
  • Sympathomimetika können die kardiovaskulären Effekte verstärken
  • Adrenozeptorblocker: TZA können die blutdrucksenkende Wirkung zentral wirkender Antihypertensiva, wie z. B. Guanethidin, Reserpin, Clonidin und Methyldopa abschwächen.
  • Anticholinergika: TZA können die Effekte dieser Wirkstoffe auf Augen, zentrales Nervensystem, Darm und Harnblase verstärken; die gleichzeitige Anwendung dieser Wirkstoffe ist zu vermeiden, da sie mit einem erhöhten Risiko für paralytischen Ileus, Hyperpyrexie usw. verbunden ist.
  • Arzneimittel, die das QT-Intervall verlängern (z. B. Antiarrhythmika wie Chinidin, die Antihistaminika Astemizol und Terfenadin, bestimmte Antipsychotika -insbesondere Pimozid und Sertindol-, Cisaprid, Halofantrin und Sotalol) können das Risiko für ventrikuläre Arrhythmien erhöhen, wenn sie gleichzeitig mit TZA angewendet werden.
  • Methadon: Potenzial additiver Effekte auf das QT-Intervall und erhöhtes Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre Wirkungen.
  • Hypokaliämie induzierenden Diuretika (z. B. Furosemid).
  • CYP2D6-Substrate wie Thioridazin: Risiko für kardiale Nebenwirkungen.
  • CYP2D6-Substrate wie Tramadol: erhöhtes Risiko für Krampfanfälle und Serotoninsyndrom. 
  • CYP2D6-Inhibitoren (z. B. Bupropion, Fluoxetin, Paroxetin und Chinidin: Abschwächung des TZA-Metabolismus und Erhöhung der Plasmakonzentration möglich.
  • Weitere Cytochrom-P450-Inhibitoren: Cimetidin, Methylphenidat und Calciumkanal-Blocker (wie z. B. Diltiazem und Verapamil) können die Plasmakonzentration von TZA steigern und die damit verbundene Toxizität verstärken.
  • Antimykotika wie Fluconazol (ein CYP2C9-Inhibitor) und Terbinafin (ein CYP2D6-Inhibitor) können zur Erhöhung der TZA-Serumkonzentrationen führen.
  • Cytochrom-P450-Induktoren wie z. B. orale Kontrazeptiva, Rifampicin, Phenytoin, Barbiturate, Carbamazepin und Johanniskraut können die Metabolisierung von TZA verstärken und  so deren Plasmakonzentration senken und die antidepressive Wirkung abschwächen.
  • Alkohol, Barbiturate und zentral dämpfende Arzneimittel: Verstärkung der sedierenden Wirkung.
  • Antipsychotika: Metabolisierung wird wechselseitig inhibiert, was zur Senkung der Krampfschwelle und zum Auftreten von Krampfanfällen führen kann.

Kontraindikationen

TZA dürfen nicht angewendet werden bei:

  • Überempfindlichkeit gegen den jeweiligen Wirkstoff
  • Kürzlich zurückliegender Herzinfarkt.
  • Herzblock jeglichen Grades oder Herzrhythmusstörung und Koronarinsuffizienz
  • Behandlung mit Monoaminoxidase- (MAO-)Hemmern
  • Schwerer Lebererkrankung

Verkehrstüchtigkeit

Vor allem zu Beginn der Behandlung mit Desipramin kann durch individuell unterschiedliche Reaktionen die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt werden. Daher sollten das Führen von Fahrzeugen, die Bedienung von Maschinen oder sonstige gefahrvolle Tätigkeiten je nach individueller Reaktion ganz unterbleiben, zumindest jedoch während der ersten Tage der Behandlung unterlassen werden.

Alternativen

Weitere TZA sind:

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
266.37 g·mol-1
Kindstoff(e):
Autor:
Stand:
02.03.2022
Quelle:
  1. Steinhilber, Schubert, Zsilavecz, Roth "Medizinische Chemie", 2. Auflage 2010
  2. Mutschler Arzneimittelwirkungen, Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, Begründet von Ernst Mutschler, 11. Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart

Abbildung

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