Didanosin
Didanosin ist ein nukleosidischer Reverse-Transkriptase-Inhibitor, der in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln für die Behandlung von HIV-1-infizierten Patienten indiziert ist.
Didanosin: Übersicht

Anwendung
Didanosin ist in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln für die Behandlung von HIV-1-infizierten Patienten angezeigt, wenn andere antiretrovirale Arzneimittel nicht angewendet werden können.
Wirkmechanismus
Didanosin ist ein HIV-Therapeutikum, das zur Wirkstoffgruppe der nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren zählt. Didanosin (2‘,3‘-Didesoxyinosin) wird als Prodrug in die Zelle aufgenommen,wo es zunächst enzymatisch zu Didesoxyadenosintriphosphat (ddATP), seinem aktiven Metaboliten, umgewandelt wird. Durch den Einbau des 2‘,3‘-Didesoxynucleotids bei der Replikation der viralen Nukleinsäure wird schließlich die Kettenverlängerung und damit die Virusvermehrung verhindert. Darüber hinaus kommt es zu einer Hemmung der HIV-Reverse-Transkriptase, indem ddATP kompetitiv mit dATP um die Bindungsstelle am Enzym konkurriert und so die provirale DNA-Synthese inhibiert.

Nebenwirkungen
Unter NRTI können folgende gruppentypische (Langzeit-)Nebenwirkungen auftreten, die vorwiegend mit der Hemmung der mitochondrialen DNA-Polymerase γ in Verbindung gebracht werden (mitochondriale Toxizität):
- Laktatazidose
- Hepatotoxizität
- Myelotoxizität
- Polyneuropathie
- Lipoatrophie
Die mitochondriale Toxizität ist in Abhängigkeit vom Wirkstoff unterschiedlich stark ausgeprägt, wobei mit das höchste Risiko bei Stavudin und Didanosin vorliegt. Aufgrund einer hohen Selektivität für virale DNA-Polymerasen (HIV und HBV) zeichnen sich Emtricitabin und Lamivudin durch eine eher geringe Toxizität aus.
Kontraindikationen
Didanosin darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff und Anwendung von Stavudin (mögliche schwerwiegende und/oder lebensbedrohliche Nebenwirkungen, insbesondere Laktatazidose, Leberfunktionsstörungen, Pankreatitis und periphere Neuropathie).
Anwendungshinweise
Kombinationstherapie:
- Die antiretrovirale Therapie sollte immer aus einer Kombination mehrerer antiretroviraler Wirkstoffe bestehen, um in erster Linie Resistenzen zu minimieren und synergistische Wirkungen zu erzielen.
- Nicht alle antiretroviralen Wirkstoffe dürfen bedenkenlos kombiniert werden.
Opportunistische Infektionen:
- Patienten, die eine antiretrovirale Therapie erhalten, können dennoch opportunistische Infektionen und sonstige Komplikationen einer HIV-Infektion entwickeln.
- Deshalb ist auch weiterhin eine engmaschige klinische Überwachung durch Ärzte erforderlich, die in der Behandlung von Patienten mit Begleiterkrankungen einer HIV-Infektion erfahren sind.
HIV-Übertragung:
- Obwohl gezeigt wurde, dass die erfolgreiche Virussuppression durch eine antiretrovirale Therapie das Risiko einer sexuellen Übertragung erheblich reduziert, kann ein Restrisiko nicht ausgeschlossen werden.
- Insbesondere Patienten, die nicht in einer monogamen Partnerschaft leben, sollte daher auch unter erfolgreicher Therapie die Beibehaltung von Vorsichtsmaßnahmen zur Vermeidung einer Weitergabe der HIV-Infektion (v.a. Kondomgebrauch) empfohlen werden.
Alternativen
Nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs):
Nukleotidanaloge Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NtRTIs):
Nicht-nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTI):
Wirkstoff-Informationen
- Freissmuth et al., Pharmakologie und Toxikologie, 2020, Springer
- Mutschler et al., Mutschler Arzneimittelwirkungen, 2019, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
- AWMF: Deutsch-Österreichische Leitlinien zur antiretroviralen Therapie der HIV-1-Infektion
- Fachinformation Videx
- RKI-Ratgeber HIV-Infektion/AIDS
Abbildung
Adapted from „HIV Sites for Therapeutic Intervention”, by BioRender.com