Diphenhydramin
Der Wirkstoff Diphenhydramin wird zur kurzfristigen Behandlung von Schlafstörungen angewendet. Zusätzlich wirkt die Substanz gegen Übelkeit und allergische Symptome; wird aber aufgrund der sedierenden Wirkung nur noch selten für diese Indikationen angewendet.
Diphenhydramin: Übersicht

Anwendung
Diphenhydramin ist ein H1-Antihistaminikum der ersten Generation und wird kurzfristig bei Einschlaf- und Durchschlafstörungen angewendet. Bei älteren Personen steht der Wirkstoff in Zusammenhang mit kognitiven Beeinträchtigungen und Delir-Symptomen, sodass hier besondere Vorsicht geboten ist. Zudem hat Diphenhydramin antiemetische und antiallergische Eigenschaften.
Anwendungsart
Diphenhydramin ist in Form von Tabletten und Filmtabletten als Mono- oder Kombipräparate auf dem deutschen Markt verfügbar.
Wirkmechanismus
Diphenhydramin ist ein inverser Agonist am H1-Histamin-Rezeptor und stabilisiert diesen in seiner inaktiven Konformation. Somit werden die Effekte des Histamins inhibiert, wie z.B: Kontraktion der glatten Muskulatur (Bronchien, Darm, Arterien)
- Dilatation kleiner Blutgefäße
- Permeabilitätserhöhung der Kapillaren (Schwellung von Bindehaut und Nasenschleimhaut)
- Stimulation afferenter Neurone (Nies- und Juckreiz)
Als Antihistaminikum der ersten Generation passiert Diphenhydramin aufgrund seiner Lipophilie die Blut-Hirnschranke und führt durch Interaktion mit zentralen H1-Rezeptoren zu Sedierung und einer Beeinträchtigung der Vigilanz.
Pharmakokinetik
Resorption
Diphenhydramin wird nach oraler Gabe schnell und nahezu vollständig (>90%) resorbiert. Aufgrund eines ausgeprägten First-Pass-Effektes in der Leber liegt die Bioverfügbarkeit bei 40-72%.
Verteilung
Der Wirkstoff verteilt sich rasch im Organismus, überwindet die Blut-Hirn-Schranke, hat eine hohe Plasmaproteinbindung von 85–99% und geht in die Muttermilch über.
Metabolismus
Die Metabolisierung erfolgt vor allem in der Leber; aber auch Lunge und Niere scheinen zur Verstoffwechselung der Substanz beizutragen. Diphenhydramin wird zunächst zu Mono- und Di-Desmethyl-Diphenhydramin desalkyliert und dann zu Diphenylmethoxyessigsäure oxidiert und an Glutamin bzw. Glycin gekoppelt.
Elimination
Mit der Niere wird nur ein kleiner Teil (maximal 1%) unverändert eliminiert. Die Ausscheidung erfolgt hauptsächlich in Form von Metaboliten. Die Eliminationshalbwertszeit liegt bei 2,4 bis 9,3 Stunden. Bei oraler Anwendung tritt das Wirkmaximum nach 1 bis 4 Stunden ein.
Dosierung
Die empfohlene Dosierung von Diphenhydramin beträgt 25 – 50 mg für Erwachsene; eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen. Diese Dosis sollte nicht überschritten werden. Bei älteren oder geschwächten Patienten werden besondere Vorsicht und eine Dosisanpassung empfohlen.
Nebenwirkungen
Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen beinhalten Müdigkeit, Schläfrigkeit, Benommenheit und Konzentrationsstörungen während des Folgetages, sowie Schwindel und Muskelschwäche. Weitere häufiger auftretende Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden und anticholinerge Effekte wie Mundtrockenheit, Sehstörungen oder Miktionsstörungen. Als H1-Rezeptor-Antagonist kann Diphenhydramin weiterhin das QT-Intervall im EKG verlängern.
Wechselwirkungen
Folgende Wechselwirkungen sind bei der Gabe von Diphenhydramin zu beachten:
- Bei gleichzeitiger Gabe mit anderen zentral dämpfenden Arzneimitteln wie Narkotika, Anxiolytika/ Sedativa, Hypnotika, Opioidanalgetika, Antidepressiva oder Antiepileptika kann es zu einer gegenseitigen Verstärkung der zentraldämpfenden Wirkung kommen.
- die anticholinerge Wirkung von Diphenhydramin kann durch andere anticholinerge Wirkstoffe wie Atropin, Biperiden, trizyklische Antidepressiva oder MAO-Inhibitoren verstärkt werden. Diphenhydramin darf nicht zusammen mit MAO-Inhibitoren gegeben werden. Es können eine Erhöhung des Augeninnendruckes, Harnverhalt oder eine unter Umständen lebensbedrohliche Darmlähmung auftreten.
- Ebenso sollte die gleichzeitige Anwendung mit blutdrucksenkenden Arzneimitteln unter Vorsicht erfolgen, da diese zu verstärkter Müdigkeit führen kann.
- Während der Behandlung mit Diphenhydramin sollte kein Alkohol getrunken werden, da Alkohol die Wirkung von Diphenhydramin in nicht vorhersehbarer Weise verändern und verstärken kann.
- Die gleichzeitige Anwendung von Arzneimitteln, die ebenfalls das QT-Intervall verlängern, wie z. B. Antiarrhythmika Klasse IA oder III, Antibiotika, Malaria-Medikamente, Antipsychotika oder Arzneimittel, die zu einer Hypokaliämie führen (z. B. bestimmte Diuretika) ist zu vermeiden.
- Diphenhydramin kann bei vorgesehenen Allergie-Tests möglicherweise zu falsch-negativen Testergebnissen führen und sollte daher mindestens 3 Tage vorher abgesetzt werden.
Kontraindikation
In folgenden Fällen ist die Anwendung von Diphenhydramin kontraindiziert:
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Antihistaminika
- akutes Asthma bronchiale
- Engwinkelglaukom
- Phäochromocytom
- Prostatahyperplasie mit Restharnbildung
- Epilepsie
- Hypokaliämie, Hypomagnesiämie
- Bradykardie
- angeborenes langes QT-Syndrom oder andere klinisch signifikante kardiale Störungen (insbesondere koronare Herzkrankheit, Erregungsleitungsstörungen, Arrhythmien)
- gleichzeitige Anwendung von Arzneimitteln, die ebenfalls das QT-Intervall verlängern oder zu einer Hypokaliämie führen
- gleichzeitige Einnahme von Alkohol oder MAO-Inhibitoren
- Schwangerschaft und Stillzeit
- Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Schwangerschaft
Diphenhydramin ist während der Schwangerschaft kontraindiziert.
Laut Studien gibt es eine positive Assoziation zwischen der Einnahme von Diphenhydramin in der Schwangerschaft und der Inzidenz von Missbildungen wie Gaumenspalten beim Säugling.
Stillzeit
Diphenhydramin ist ebenfalls während der Stillzeit kontraindiziert, denn der Wirkstoff geht in die Muttermilch über und hemmt die Milchbildung.
Verkehrstüchtigkeit
Unter der Anwendung von Diphenhydramin dürfen keine Fahrzeuge geführt oder gefährliche Maschinen bedientwerden. Auch am Folgetag können sich Sedierung und beeinträchtigtes Reaktionsvermögen noch nachteilig auf die Fahrtüchtigkeit oder die Fähigkeit zum Arbeiten mit Maschinen auswirken. Dies gilt in besonderem Maße nach unzureichender Schlafdauer bzw. im Zusammenwirken mit Alkohol.
Anwendungshinweise
Folgende Hinweise sollten bei der Anwendung von Diphenhydramin beachtet werden:
- Wird bei Schlafstörungen Diphenhydramin sehr spät in der Nacht eingenommen, kann es am nächsten Tag zu Hang-over-Phänomenen mit Einschränkung der Reaktionsfähigkeit kommen. Deshalb sollte nach der Einnahme eine ausreichende Schlafdauer von 7 - 8 Stunden gewährleistet sein.
- Nach wiederholter Einnahme kann es zu einem Verlust der Wirksamkeit kommen (Toleranzentwicklung).
- Die Einnahme kann zur Entwicklung von physischer und psychischer Abhängigkeit führen. Das Risiko einer Abhängigkeit steigt mit der Dosis, der Anwendungsdauer und ist bei Patienten mit Alkohol- oder Arzneimittelabhängigkeit zusätzlich erhöht.
- Direkte Sonneneinstrahlung sollte vermieden werden, da die Haut während der Anwendung empfindlicher reagiert.
- Diphenhydramin wird in der Priscus-Liste als potentiell inadäquate Medikation für ältere Menschen eingestuft. Vor Beginn einer Behandlung sollten gegebenenfalls spezifisch zu behandelnden Ursachen der Schlaflosigkeit abgeklärt werden.
- Es liegen Hinweise auf die missbräuchliche Einnahme durch Jugendliche zur Erzeugung von Rauschzuständen vor. In Internetforen wird in diesem Zusammenhang eine Dosierung von 300 mg beschrieben.
Alternativen
Wegen seiner sedierenden Wirkung ist der Einsatz von Diphenhydramin als Mittel gegen Übelkeit und Reisekrankheit nahezu obsolet. Eine bessere Alternative ist Dimenhydrinat - eine Kombination aus Diphenhydramin und 8-Chlortheophyllin, welches den sedierenden Eigenschaften des Diphenhydramins entgegenwirkt.
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