Domperidon

Domperidon ist ein selektiver, in der Peripherie wirkender Dopamin-D2-Rezeptor-Antagonist. Medikamente mit dem Wirkstoff werden vor allem bei Übelkeit und Erbrechen eingesetzt.

Domperidon

Anwendung

Domperidon wird zur Therapie von Übelkeit und Erbrechen angewendet. Der Arzneistoff ist ein sogenanntes Prokinetikum, also ein Wirkstoff, der die gastrointestinale Motilität fördert. Durch diesen Effekt wird die Magenbewegung intensiviert und die Magenentleerung beschleunigt. Eine weitere Wirkung ist die Anregung der Milchproduktion (Laktation) durch Freisetzung von Prolaktin.

Wirkmechanismus

Domperidon wirkt in der Peripherie als selektiver Dopamin-D2- und D3-Rezeptorantagonist. Im Gegensatz zu Metoclopramid scheint es nicht klinisch signifikant an Dopamin-D1-Rezeptoren zu binden. Die Blockade des D2-Rezeptors in der Chemotriggerzone, einem Bereich noch vor der Blut-Hirn-Schranke in der Medulla oblongata (verlängertes Mark), führt zur antiemetischen Wirkung des Wirkstoffes. Domperidon erhöht außerdem die Beweglichkeit des oberen Gastrointestinaltrakts und steigert den unteren Ösophagussphinkterdruck durch Inhibition von Dopamin-Rezeptoren im Antrum des Magens und im Duodenum. Bei Einnahme von 20 mg Domperidon steigt weiterhin der Prolaktinspiegel bei Frauen.

Pharmakokinetik

Domperidon besitzt eine Halbwertszeit von etwa 7 Stunden. Im Gegensatz zu Metoclopramid überwindet Domperidon nicht die Blut-Hirnschranke, wodurch bei Einnahme auch keine extrapyramidalmotorischen Nebenwirkungen zu erwarten sind. Maximale Plasmaspiegel werden bei Domperidon ca. 0,5 Stunden nach Anwendung (gemessen an Lösungen oder Suppositorien) erreicht. Der Wirkstoff unterliegt einem hepatischen Phase-I- und Phase-II -Metabolismus und wird renal eliminiert.

Dosierung

Erwachsene und Jugendliche (ab 12 Jahren und mit einem Körpergewicht von 35 kg oder mehr) nehmen bis zu dreimal täglich 10 mg ein. Die maximale Tagesdosis beträgt 30 mg.

Domperidon ist in der niedrigsten wirksamen Dosis über den kürzesten erforderlichen Zeitraum anzuwenden. Die maximale Behandlungsdauer sollte in der Regel eine Woche nicht überschreiten. Die Einnahme sollte vor den Mahlzeiten erfolgen, da nach den Mahlzeiten die Resorption etwas verzögert wird. Bei Versäumnis der Einnahme einer geplanten Dosis, sollte die versäumte Dosis ausgelassen und mit dem normalen Einnahmeplan fortgefahren werden und nicht die doppelte Menge eingenommen werden.

Leberfunktionsstörungen

Domperidon ist bei mäßigen und schweren Leberfunktionsstörungen kontraindiziert, bei leichten Leberfunktionsstörungen ist eine Dosisanpassung jedoch nicht notwendig.

Nierenfunktionsstörungen

Bei schweren Nierenfunktionsstörungen sollte aufgrund einer verlängerten Eliminationshalbwertszeit die Einnahmehäufigkeit abhängig auf ein- bis zweimal täglich reduziert werden, ebenso könnte eine Verringerung der Dosis notwendig sein.

Nebenwirkungen

Zu der häufigen Nebenwirkung (≥ 1/100 bis < 1/10) gehört Mundtrockenheit. Zu den gelegentlichen Nebenwirkungen zählen (≥ 1/1.000 bis < 1/100) Libidoverlust, Angstzustände, Somnolenz, Kopfschmerzen, Diarrhoe, Ausschlag, Pruritus, Galaktorrhoe, Brustschmerzen, Brustspannen und Asthenie. Nebenwirkungen ohne Angabe der Häufigkeit können allergische Reaktionen (einschließlich eines anaphylaktischen Schocks), Agitation, Nervosität, Krämpfe, extrapyramidale Neben- wirkungen, okulogyre Krise, Kammerarrhythmien, QTc-Verlängerung, Torsade de Pointes, plötzlicher Herztod, Urtikaria, Angioödem, Harnretention, Gynäkomastie und Amenorrhoe sein.
Ebenso können abnormale Leberfunktionstests und erhöhtes Blut-Prolaktin bei den Blutuntersuchungen vorkommen.
Darüber hinaus wurden zusätzlich Brustentladung, Brustschwellung, Depression, Überempfindlichkeit, Probleme bei der Laktation und unregelmäßige Menstruation berichtet.
Extrapyramidale Nebenwirkungen treten hauptsächlich bei Neugeborenen und Kleinkindern, sowie Krämpfe und Agitation vor allem bei Kleinkindern und Kindern auf.

Wechselwirkungen

Domperidon wird hauptsächlich über CYP3A4 metabolisiert. Die gleichzeitige Einnahme mit CYP-Inhibitoren können zu einem erhöhten Plasmaspiegel von Domperidon führen.

Die gleichzeitige Anwendung der folgenden Wirkstoffe ist kontraindiziert:

Stark wirksame CYP3A4-Inhibitoren (unabhängig von deren QT-verlängernden Wirkungen):

Arzneimittel, die das QTc-Intervall verlängern:

Die gleichzeitige Anwendung der folgenden Wirkstoffe wird nicht empfohlen:

Mäßig stark wirksame CYP3A4-Inhibitoren wie z. B. Diltiazem, Makrolide

Bei der gleichzeitigen Anwendung der folgenden Wirkstoffe ist Vorsicht geboten:

  • Arzneimittel, die eine Bradykardie oder Hypokaliämie induzieren sowie bei Azithromycin und Roxithromycin, die an der Verlängerung des QT-Intervalls beteiligt sind
  • Levodopa: Anstieg der Plasmakonzentration von Levodopa um 30 – 40 %

Bei gleichzeitiger Anwendung von Antazida oder antisekretorischen Arzneimitteln sollte eine zeitgleiche Einnahme mit Domperidon vermieden werden, diese sollten nach den Mahlzeiten eingenommen werden und nicht vor den Mahlzeiten.

Kontraindikation

Domperidon ist kontraindiziert bei:

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteile
  • Prolaktin-produzierendem Hypophysentumor (Prolaktinom)
  • mäßigen oder schweren Leberfunktionsstörungen
  • Patienten mit bestehender Verlängerung des kardialen Reizleitungsintervalls, insbesondere der QTc-Zeit, und bei Patienten mit signifikanten Elektrolyt-Störungen oder zugrundeliegenden Herzerkrankungen wie kongestiver Herzinsuffizienz
  • gemeinsamer Verabreichung mit QT-verlängernden Arzneimitteln
  • gemeinsamer Verabreichung mit stark wirksamen CYP3A4-Inhibitoren

Domperidon sollte nicht angewendet werden, wenn eine Stimulation der Magenmotilität gefährlich sein könnte, z.B. bei Patienten mit gastrointestinalen Blutungen, mechanischer Obstruktion oder Perforation.

Schwangerschaft

Es existieren nur wenige Daten über die Anwendung von Domperidon während der Schwangerschaft. Eine tierexperimentelle Studie zeigte jedoch eine reproduktionstoxische Wirkung bei hohen Dosen. Das potentielle Risiko für den Menschen ist nicht bekannt, daher soll eine Anwendung während der Schwangerschaft nur dann erfolgen, wenn der erwartete therapeutische Nutzen dies rechtfertigt.

Stillzeit

Domperidon wird in die Muttermilch ausgeschieden. Bei gestillten Säuglingen kann das Auftreten von Nebenwirkungen, insbesondere die das Herz betreffen, nicht ausgeschlossen werden. Ebenso ist Vorsicht geboten, wenn bei gestillten Säuglingen Risikofaktoren für eine QTc-Verlängerung vorliegen.

Es muss eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder ob auf die Behandlung mit Domperidon verzichtet werden soll.

Verkehrstüchtigkeit

Domperidon hat keinen bzw. einen vernachlässigbaren Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.

Anwendungshinweise

Es liegen keine systematischen Studien zur Anwendung im 1.-3. Trimenon der Schwangerschaft vor. Eine Anwendung in der Schwangerschaft sollte deshalb kritisch überprüft werden.

Aufgrund möglicher kardialer Nebenwirkungen, die auf eine Verlängerung des QT-Zeit-Intervalls zurückgeführt wurden, sollte der Arzneistoff nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Bewertung verschrieben werden. Ein im Jahr 2015 erschienenes Review kam jedoch zu dem Ergebnis, dass eine Gabe von 20 mg Domperidon nicht stark mit QT-Zeit-Verlängerungen, zumindest bei gesunden Probanden, assoziiert ist.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
425.91 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 8.0 H
Q0-Wert:
0.9
Kindstoff(e):
Quelle:
  1. Fachinformation Motilium-Tabletten
  2. Fachinformation Motilium-Tropfen
  3. Medizinische Chemie: Targets und Arzneistoffe, Steinhilber, Schubert-Zsilavecz, Roth
     
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9 Präparate mit Domperidon